Vortrag von Inka Bertz: „Ludwig Meidner und Jakob Steinhardt: zwei jüdische Künstler in der Sammlung der Nationalgalerie“
Inka Bertz, Kuratorin für Kunst am Jüdischen Museum Berlin, wirft in ihrem Vortrag einen Blick sowohl auf die Präsenz der jüdischen Kultur in der Ausstellung als auch auf die Leerstellen. Ausgangspunkt ist ein beidseitig bemaltes Gemälde des jüdischen Künstlers Ludwig Meidner, das die Utopie eines kommunistischen Umsturzes einerseits und die Dystopie einer apokalyptischen Landschaft andererseits visualisiert. Gemeinsam mit Jakob Steinhardt, der ebenfalls mit einem Werk in der Ausstellung vertreten ist, gründete Meidner 1912 in Berlin die Künstlergruppe „Die Pathetiker“. In ihrer künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Judentum gingen Meidner und Steinhardt in der Folge unterschiedliche Wege und blieben dabei doch ständig in Kontakt. Nach 1933 dufte Meidner nur noch in jüdischen Institutionen arbeiten und ausstellen und fand 1938 schließlich Zuflucht in London. Hier entstand unter anderem ein Bilderzyklus zur Judenverfolgung, doch konnte Meidner im Exil – ebenso wenig wie seine Frau Else Meidner - künstlerisch nicht Fuß fassen. 1953 kehrte er nach Deutschland zurück. Steinhardt floh schon 1933 nach Palästina und leitete ab 1949 die Grafische Abteilung der Bezalel Kunstschule in Jerusalem. Deutschland besuchte er seit den 1960er-Jahren mehrmals. Die eng mit ihren Lebensgeschichten verknüpften Werkentwicklungen Meidners und Steinhardts werden im Dialog mit der Sammlung der Nationalgalerie nachvollzogen. Raub, Beschlagnahmung und Zerstörung während der NS-Zeit werden angesprochen ebenso wie die Restitution und Rezeption ihrer Werke nach dem Krieg.
Die Veranstaltungen finden im Rahmen einer Vortragsreihe von September 2022 bis Juni 2023 statt, jeweils am ersten Mittwoch des Monats um 19 Uhr. Falls nicht anders vermerkt, finden die Veranstaltungen in deutscher Sprache statt.
Im Anschluss kann die Ausstellung bis 22 Uhr besucht werden.
Die Teilnahme am Vortrag und Eintritt in die Ausstellung sind kostenfrei.
Online-Buchung erforderlich.
Die Veranstaltungsreihe wird gefördert durch die Ferdinand-Möller-Stiftung, Berlin.