Verabschiedet am 13. März 2019 durch gemeinsamen Beschluss der Direktionskonferenz der Staatlichen Museen zu Berlin.
Die Staatlichen Museen zu Berlin bilden mit ihren fünfzehn Sammlungen, vier Instituten und einer gemeinsamen Generaldirektion eine weltweit einmalige Museumseinheit: Museum für Asiatische Kunst, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung, Antikensammlung, Ethnologisches Museum, Gemäldegalerie, Museum für Islamische Kunst, Kunstbibliothek, Kunstgewerbemuseum, Kupferstichkabinett, Museum Europäischer Kulturen, Münzkabinett, Museum für Vor- und Frühgeschichte, Nationalgalerie, Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, Vorderasiatisches Museum, sowie Gipsformerei, Institut für Museumsforschung, Rathgen-Forschungslabor und Zentralarchiv.
Seit ihrer Gründung im Jahr 1830 durch König Friedrich Wilhelm III. von Preußen sammeln, bewahren und erforschen sie Kunst- und Kulturzeugnisse der Menschheitsgeschichte von ihren Anfängen bis in die Gegenwart. Nach über vier Jahrzehnten der getrennten Entwicklung wurden die Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz (West) mit den Beständen der Staatlichen Museen zu Berlin (Ost) 1992 wiedervereint und unter dem Dach der Stiftung Preußischer Kulturbesitz zusammengeführt. Seit 1835 werden die Aufgaben, die innere Struktur und Verfasstheit, die Zuständigkeiten und Entscheidungsverfahren innerhalb der Staatlichen Museen zu Berlin durch ein Statut (zuletzt aktualisiert 2000) geregelt. Es begründet maßgeblich das Selbstverständnis der Staatlichen Museen zu Berlin als Museums- und Forschungseinheit. Ihre Sammlungen umfassen heute mehr als 5,3 Millionen Kulturgüter der Kunst, Archäologie und Ethnologie.
Den ethischen Grundsätzen des International Council of Museums (ICOM Code of Ethics, 2004) folgend, ist das Sammeln, Bewahren, Erforschen, Ausstellen und Vermitteln der ihr anvertrauten Kulturgüter die zentrale Aufgabe und Ausdruck des kulturellen Selbstverständnisses der Staatlichen Museen zu Berlin. Mit etwa 700 Mitarbeiter*innen sind die Staatlichen Museen zu Berlin die größte historisch gewachsene und enzyklopädisch sammelnde Museumseinheit Deutschlands. Sie bieten jungen Menschen die Möglichkeit einer Ausbildung im Handwerk, eines wissenschaftlichen Volontariats sowie eines Vorpraktikums in der Restaurierung und qualifizieren damit Wissenschaftler*innen für die Museumsarbeit, die Forschung und die Lehre. Darüber hinaus lehren ihre wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen und Restaurator*innen an Universitäten und Hochschulen in ihren unterschiedlichen Fachdisziplinen und vermitteln so ihr Wissen dem wissenschaftlichen Nachwuchs.
Die Erforschung und Erhaltung unseres materiellen und immateriellen Kulturerbes nehmen wir in gemeinsamer Verantwortung wahr und ermöglichen dadurch der Gesellschaft eine Verbindung mit der Vergangenheit, ein Verstehen der Gegenwart und ein Gestalten der Zukunft.Unsere verschiedenen Sammlungen verstehen wir als eine Einheit, die seit ihrer Gründung auf einzigartige Weise fach- und methodenübergreifend Kooperationen und Netzwerke schafft. Wir ermöglichen inter- und transdisziplinäres Arbeiten und sind dadurch mehr als die Summe unserer Sammlungen und Institute.
Wir stellen uns unserer gesellschaftlichen Verantwortung und setzen uns beständig für die Sichtbarmachung, Erforschung, Aufbereitung und Vermittlung der Sammlungen vor Ort und im digitalen Raum ein:
Die Erhaltung und Pflege der Sammlungen ist eine Aufgabe, für die alle Mitarbeiter*innen der Staatlichen Museen zu Berlin gemeinsam einstehen. Die Wissenschaftler*innen und Restaurator*innen entwickeln gemeinsam Strategien, damit die Sammlungen für gegenwärtige und zukünftige Gesellschaften erhalten werden können. Im Bereich der Konservierungs- und Restaurierungswissenschaften haben die Staatlichen Museen zu Berlin eine vielfältige Expertise, die sie Partnereinrichtungen weltweit zur Verfügung stellen.
Neben den beweglichen Objekten stellen die Gebäude der Staatlichen Museen zu Berlin ein herausragendes kulturelles Ensemble dar, dessen Pflege und Erhaltung integraler Bestandteil der Museums- und Sammlungsarbeit ist. Die Museumsgebäude – vom 1830 durch Karl Friedrich Schinkel erbauten Alten Museum über die 1968 eröffnete Neue Nationalgalerie von Mies van der Rohe bis hin zur James-Simon-Galerie von Chipperfield Architects und dem in Planung befindlichen Museum des 20. Jahrhunderts von Herzog & de Meuron – prägen das Berliner Stadtbild in Mitte, am Kulturforum, in Charlottenburg, in Dahlem und in Köpenick. Mit der Aufnahme der Museumsinsel in die Weltkulturerbeliste (1999) würdigte die UNESCO deren architektonische Erscheinung im Verbund mit den Sammlungen, die hier bewahrt werden.
Die Staatlichen Museen zu Berlin erweitern und aktualisieren ihre Sammlungen stetig. Ihre Einrichtungen verfügen über historisch gewachsene Bestände, die in jeder Phase ihrer Erweiterung die geistesgeschichtliche und politische Entwicklung der jeweiligen Zeit abbilden und heute mit systematischem Blick auf die Einheit der Sammlungen wachsen. In ihrer Erwerbungspolitik richten sich die archäologischen Sammlungen nach der UNESCO-Konvention gegen illegalen Handel mit Kulturgut von 1970. Die Nationalgalerie, das Kupferstichkabinett, das Kunstgewerbemuseum, das Museum für Asiatische Kunst, das Ethnologische Museum, das Museum für Islamische Kunst, das Museum Europäischer Kulturen, das Münzkabinett und die Museumssammlungen der Kunstbibliothek ergänzen ihre Bestände auch um zeitgenössische Kunst und Kulturgüter. Das Bibliothekssystem der Kunstbibliothek erwirbt darüber hinaus wissenschaftliche Literatur für alle Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin.
Mit unseren zahlreichen Leihgaben unterstützen wir auch die Ausstellungen anderer Museen weltweit und tragen so zu einem internationalen Wissens- und Kulturaustausch bei.
Die Staatlichen Museen zu Berlin machen ihre Sammlungen fortlaufend in Sammlungspräsentationen und Sonderausstellungen der Öffentlichkeit zugänglich, um die Wertschätzung und das Verständnis für das Kulturerbe stetig zu steigern. Ihre sammlungs- und objektbasierten Ausstellungsprojekte folgen einer programmatischen Strategie, deren Wissenskommunikation in zunehmendem Maße im Dialog und durch Partizipation von Individuen und Gemeinschaften stattfindet.
Die Sammlungspräsentationen bieten dem Publikum einen Überblick über die Museumssammlungen und dienen dem Studium, der Bildung und dem Erleben materieller und immaterieller Zeugnisse unterschiedlicher Kulturen. Sie verhalten sich komplementär zueinander und haben den Anspruch, gemeinsam einen umfassenden Zugang zur Kultur- und Kunstgeschichte von der Vor- und Frühgeschichte bis zur Gegenwart zu ermöglichen.
Die Staatlichen Museen zu Berlin ergänzen ihre Sammlungspräsentationen und Sonderausstellungen durch ein digitales Angebot, das aus virtuellen Rundgängen, interaktiven Formaten der Wissensvermittlung sowie Online-Sammlungskatalogen besteht.
Die Staatlichen Museen zu Berlin streben danach, die Sammlungen für alle gesellschaftlichen Gruppen zu öffnen und alle Mitglieder einer transkulturell geprägten Gesellschaft aktiv einzubeziehen. Ausstellungen, Bildungs- und Vermittlungsangebote, Veranstaltungen und Publikationen richten sich an diverse Publika und bieten den Nutzer*innen vielfältige Möglichkeiten, sich die Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin zu erschließen. Je nach Nutzer*inneninteressen verstehen sich die Staatlichen Museen zu Berlin als Lern- und Studienorte, Kommunikations- und Freizeitorte oder als Orte des gesellschaftlichen Diskurses. Diese Haltung zur Bildung und Vermittlung impliziert eine starke Besucherorientierung. In Kooperationen mit Bildungsträgern (u. a. Land, Bund und Stiftungen) und in Bündnissen mit Bildungspartner*innen (u. a. Schulen und Universitäten) nehmen die Staatlichen Museen zu Berlin Bildungsverantwortung wahr, die über ihre eigenen Häuser hinausgeht.
Die Staatlichen Museen zu Berlin sind dem Anspruch verpflichtet, eine Vorreiterrolle in ihren Forschungsbereichen einzunehmen und ihr Wissen und ihre Erfahrung der Gesellschaft und den nationalen und internationalen Forschungsgemeinschaften zur Verfügung zu stellen. Mit ihren vielfältigen Forschungsinfrastrukturen sind sie dafür eine unverzichtbare Serviceeinrichtung am Standort Berlin. Das zeigt sich auch in ihrer seit 1976 bestehenden Mitgliedschaft in der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Als aktive Partner universitärer und außeruniversitärer Wissenschaftseinrichtungen sind die Staatlichen Museen zu Berlin insbesondere auf den Gebieten der objektbasierten Forschung, Feldforschung, konservatorischen, restauratorischen, archäometrischen und kunsttechnologischen Forschung, Museumsforschung, Bildungs- und Vermittlungsforschung und in der digitalen Erschließung vertreten.
Die Staatlichen Museen zu Berlin sind sich der vielfältigen aktuellen Herausforderungen, etwa in der Bauplanung, dem gesellschaftlichen Wandel und der digitalen Transformation bewusst. Daher setzen wir uns mit unserem Leitbild, unserer strategischen Planung und unser Arbeit regelmäßig kritisch auseinander und passen diese an die aktuellen Anforderungen an uns als Leitinstitution für Gesellschaft und Museen an. Vorhandene standardisierte interne und externe Qualitätsmanagementprozesse gilt es zu erweitern und zu verstetigen. Ziel der Staatlichen Museen zu Berlin ist zu allen Zeiten die nachhaltige Weiterentwicklung aller Einrichtungen und ihrer Ressourcen im Sinne der im Statut beschriebenen Aufgaben zum Wohle der Gesellschaft.