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Zwei Werke aus dem Kupferstichkabinett restituiert

08.10.2014
Kupferstichkabinett

Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat heute zwei Zeichnungen aus dem Bestand des Kupferstichkabinetts der Staatlichen Museen zu Berlin restituiert. Im Rahmen eines systematischen Projektes zur Provenienzrecherche war die Herkunft der Blätter überprüft worden. Sie stellten sich als ehemals zur Sammlung Dr. Schmidl, Wien, zugehörig heraus. Weitere Recherchen ergaben, dass es sich um verfolgungsbedingt entzogene Kunstwerke handelte. Daraufhin nahm die SPK Kontakt zu den Erben auf.

Es handelt es sich um:

- eine Bleistiftzeichnung von Julius Schnorr von Carolsfeld, "Friedrich Olivier im Alter von 25 Jahren", 1816

- eine Zeichnung (Bleistift, Tusche, weiß gehöht) von Friedrich oder Ferdinand Olivier, "Zwei welke Blätter (1817. Den 10ten Januar)", 1817

Die beiden Werke wurden im April 1939 bzw. im Mai 1941 auf Auktionen des Auktionshauses C.G. Boerner in Leipzig erworben und im Zeichnungsinventar der Sammlung der Zeichnungen an der Nationalgalerie inventarisiert (ab 1990 im Zuge der Neuordnung nach der staatlichen Wiedervereinigung im Bestand des Kupferstichkabinetts).

Die aus Dessau stammenden Brüder Ferdinand und Friedrich Olivier zählen zu den wichtigsten Künstlern der deutschen Romantik und gehörten der Gruppe der Nazarener an. Julius Schnorr von Carolsfeld schloss sich ihnen 1814 in Wien an. Die drei waren über Jahrzehnte eng befreundet und standen in regem künstlerischem Austausch.

Die nun restituierten Werke stammen aus der Sammlung der Urenkelin Friedrich von Oliviers, die noch zahlreiche weitere Blätter der Künstler umfasste. Dr. Marianne Schmidl wurde 1890 in Berchtesgarden geboren und wuchs in Wien auf. Nachdem sie als erste Frau an der Universität Wien den Doktortitel in Ethnologie erlangt hatte, war sie zunächst in völkerkundlichen Museen tätig, unter anderem am Berliner Museum für Völkerkunde. Ab 1921 arbeitete sie als Bibliothekarin an der Österreichischen Nationalbibliothek, bis sie am 1. Oktober 1938 in den vorzeitigen Ruhestand versetzt wurde. Aufgrund der jüdischen Abstammung ihres Vaters wurde sie verfolgt. Nachdem ihr die finanzielle Lebensgrundlage durch die Verfolgung und die von den Nationalsozialisten eingeführten Sonderabgaben für Juden weitgehend entzogen worden war, sah sie sich gezwungen, die aus altem Familienbesitz stammenden Werke zu verkaufen. Im April 1942 wurde sie in das polnische Ghetto Izbica, Krasnystaw, Lublin, deportiert. Die Umstände und das genaue Datum ihres Todes sind nicht bekannt. Das Lager Isbiza galt jedoch als Transitghetto zu den Vernichtungslagern Bełzek und Sobibór; keiner der etwa 4.000 nach Isbiza deportierten österreichischen Juden überlebte.

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