16.12.2016
Gemäldegalerie
Ein Weihnachtserlebnis der besonderen Art: In fünf Konzerten zwischen dem 25. Dezember 2016 und dem 6. Januar 2017 präsentiert die Gemäldegalerie Bachs Weihnachtsoratorium im Dialog mit Bildern ihrer Sammlung und Musikwerken der Moderne.
Die sechs Kantaten des Weihnachtsoratoriums sind genau an jenen Tagen zu hören, die Johann Sebastian Bach 1734/35 jeweils für die Aufführung vorgesehen hat, zwischen dem ersten Weihnachtstag und dem Dreikönigstag. Vor jedem der Konzerte werden ausgewählte, thematisch passende Bilder von Meistern aus dem 15. und 16. Jahrhundert in einer zwanzigminütigen Sonderführung erläutert. Die herausragenden Werke von u.a. Rogier van der Weyden, Petrus Christus, Filippo Lippi, Hugo van der Goes, Martin Schongauer und Lucas Cranach d.Ä. stimmen in besonderer Weise auf die Kantaten ein. In Anschluss an die Konzerte, die in der zentralen Wandelhalle stattfinden, besteht die Möglichkeit, einen Blick in die Sammlung der Gemäldegalerie zu werfen.
Bachs spirituelle Botschaft wird zudem durch musikalische Werke der Moderne ergänzt. Die Kompositionen von Pēteris Vasks, György Ligeti, Luciano Berio und Francis Poulenc stehen jeweils neben einer Kantate des Weihnachtsoratoriums und stellen die Frage nach der Kraft des Glaubens in unserer Zeit.
Es singt das Vocalconsort Berlin, das an den Abenden in flexibler Besetzung auftritt, und es spielt das Ensemble CONTINUU||M unter der musikalischen Leitung von David Cavelius und Nicolas Fink.
Das Weihnachtsoratorium in der Gemäldegalerie
Konzerttermine und Karten
25. Dezember 2016:
Kantate I: „Jauchzet, frohlocket“ (1734) und Pēteris Vasks: Ziles Zina (2004)
In die überschwängliche Freude des „Jauchzet, frohlocket“ webt Bach zugleich Meditationen über die Vergänglichkeit ein: Geburt, Kreuz und Auferstehung sind eine theologische Einheit. Aus der Natur lernt der Mensch in Pēteris Vasks’ faszinierendem a-cappella-Stück Ziles Zina über sein Schicksal: Eine Meise singt vom drohenden Krieg.
26. Dezember 2016:
Kantate II: „Und es waren Hirten in derselben Gegend“ (1734) und Luciano Berio: Sequenza I für Flöte (1958) / Sequenza VII für Oboe (1969)
Flöte und Oboe, die Instrumente der Hirten, wiegen das neugeborene Kind in den Schlaf mit der berühmten Sinfonia, der Weihnachtsmusik schlechthin. Und die Flöte ist es auch, die den Hirten in der Dunkelheit den Weg weist zur Krippe. Eine Spur, der Luciano Berio folgt, wenn er die Spieltechnik der Instrumente in seinem Zyklus „Sequenze“ neu definiert – wie Bach in seinen Solosonaten.
27. Dezember 2016:
Kantate III: „Herrscher des Himmels“ (1734) und György Ligeti: Lux aeterna (1966)
Das „selige Wunder“ des Glaubens wird in Bachs dritter Kantate beschworen. Sie beginnt festlich wie eine königliche Huldigungsmusik, aber es sind die einfachen Hirten, die dieses Wunder zuerst an sich erfahren. Kaum merklich heben György Ligetis schwebende Cluster in Lux aeterna die Grenzen der Wahrnehmung auf. Ligetis feinste Abstufungen im unendlichen Klangraum sind ein überwältigender Höreindruck, der sich ganz auf die menschliche Stimme gründet.
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1. Januar 2017:
Kantate IV: „Fallt mit Danken“ (1735) und Kantate V: „Ehre sei dir Gott gesungen“ (1735)
Mit sanftem Hörnerklang wurde das Neue Jahr 1735 in Leipzig eingeleitet: Bach verzichtet auf die gleißenden Trompeten der ersten und dritten Kantate. Erst jetzt erhält das Neugeborene den Namen „Jesus“. Ein Kind vertreibt „des Todes Furcht“. In der fünften Kantate ziehen die „Weisen aus dem Morgenlande gen Jerusalem“. Sie huldigen Jesus und stellen seine Herrschaft über ihre irdische Macht.
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06. Januar 2017:
Kantate VI: „Herr, wenn die stolzen Feinde schnauben“ (1735) und Francis Poulenc: Figure humanine (1943)
Die kämpferischste der Kantaten beschwört Gottes Hilfe gegen „Tod, Teufel, Sünd’ und Hölle“. Aber auf wen beziehen sich die „scharfen Klauen“ der „Feinde“? Francis Poulenc schrieb seine Vokalkantate Figure humaine („Menschliches Antlitz“) 1943 im von den Nazis besetzten Frankreich. Ihr Textdichter Paul Éluard engagierte sich in der Résistance. Poulencs letzter Gesang ist eine atemlose Hymne, ein zärtlicher, verzweifelter, schließlich ekstatischer Schrei nach Freiheit.
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