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Toi moko aus dem Ethnologischen Museum kehren nach Neuseeland zurück

13.10.2020
Museum Europäischer Kulturen

Im Ethnologischen Museum der Staatlichen Museen zu Berlin fand am 12.10.2020 eine Zeremonie statt, um zwei mumifizierte und tätowierte Māori Köpfe (Toi moko) auf ihre Repatriierung nach Neuseeland vorzubereiten. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) hatte Mitte des Jahres ihre Rückgabe beschlossen.

Die Zeremonie wurde von Herrn Te Arikirangi Mamaku geleitet, dem Koordinator des Repatriierungsprogramms des Museums von Neuseeland Te Papa Tongarewa. Anwesend war auch der Botschafter von Neuseeland, S.E. Herr Rupert Holborow. Das Te Papa ist seit 2003 von der neuseeländischen Regierung mit der Rückführung sterblicher Überreste der Vorfahren der Māori beauftragt.

Die Toi moko aus dem Ethnologischen Museum

Bei den Köpfen, die nach Neuseeland zurückkehren werden, handelt es sich um so genannte Toi moko. „Moko“ bezeichnet in Māori tief in die Haut eingearbeitete Tätowierungen. Das Konzept von „Toi“ umfasst den Ursprung der Menschheit, mit der zusätzlichen Dimension, den Gipfel künstlerischer Leistung zu erreichen. Toi Moko ist ein zeitgenössischer Maori Ausdruck, der für bestimmte sterbliche Überreste von Maori Vorfahren verwendet wird, um ihnen nach ihrem Schicksal als Handelsobjekte wieder würde- und respektvoll zu begegnen.

Hochrangige Mitglieder der Māori Gesellschaft bemühten sich oft, moko zu erhalten. Hunderte von Jahren lang wurden die Köpfe hochrangiger Häuptlinge und Krieger präpariert und von den Angehörigen bewahrt und so zu Toi moko. Toi moko waren im 19. Jahrhundert begehrte Sammler-Objekte. Aufgrund der europäischen Nachfrage entstand eine neue Art von Handel, und es wurden speziell dafür auch Sklaven oder Kriegsgefangene tätowiert und getötet. Durch diesen Prozess wurden die Toi moko entweiht. Vor diesem Hintergrund hat die SPK, unabhängig von den konkreten Erwerbungsumständen der 1879 bzw. 1905 ins Museum gelangten Toi moko, deren Repatriierung beschlossen.

Die Namen der Verstorbenen (tūpuna bzw. Ahnen), ihr Schicksal und der genaue Weg, auf dem die beiden Toi moko nach Europa kamen, sind unbekannt. Aus den Unterlagen des Ethnologischen Museums lässt sich entnehmen, dass ein Toi moko (Inv. Nr. VI 2559) 1879 von Fedor Jagor, einem Amateur-Ethnologen, in London für das Museum erworben wurde. Der andere Toi moko (Inv. Nr. VI 23649) wurde dem Museum 1905 von Hermann Meyer geschenkt, einem weitgereisten Verleger und Geograph, der allerdings nie Ozeanien besuchte. Weder Fedor Jagor noch Hermann Meyer brachten sie nach Europa. Nach ihrer Rückkehr nach Neuseeland werden die Toi moko in der heiligen Lagerstätte des Te Papa verbleiben, während weiter nach ihrem genauen Herkunftsort geforscht wird.

Zum Ablauf und den Elementen der Zeremonie

Die Zeremonie fand im Foyer der Museen Dahlem statt. Zentrale Elemente von Māori Traditionen wurden dabei dem Anlass entsprechend mit westlichen Traditionen gemischt. Weitere Anpassungen mussten aufgrund der Schutzmaßnahmen vor COVID-19 vorgenommen werden, so fanden etwa die Gesänge mit Masken statt.

Die Zeremonie begann mit einem karanga, einem traditionellen Ruf der Māori Frauen, der den Ahnen (tūpuna) Achtung zollt. Die tūpuna  wurden in Behältnissen geschützt vorsichtig in den Zeremonialraum getragen, sorgfältig auf einem Tisch platziert und mit schwarzem Tuch bedeckt. Karakia (historische Gebeten bzw. Anrufungen) wurden rezitiert um die Heimreise der Ahnen zu würdigen und ihre Sicherheit zu gewährleisten. Es folgten ein formelles mihi (Rede) in Māori das den Ahnen und den Gastgebern Respekt erweist und den Anlass würdigt, sowie ein waiata (gesungenes Gedicht). Nach den Ansprachen von Hermann Parzinger und Lars-Christian Koch, dem Direktor des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst, sowie S.E. Herrn Rupert Holborow unterzeichneten Hermann Parzinger und Herr Te Arikirangi Mamaku die Übergabevereinbarung und die Zeremonie wurde mit einem weiteren waiata, gesungen durch die gesamte neuseeländische Delegation, beendet.