16.12.2024
Alte Nationalgalerie
Einst schmückte die lebensgroße Figur „Le Drame Lyrique“, auch „Geigerin“ genannt, das Foyer der Opéra Comique. Bis 1932 war das Werk des französischen Bildhauers Alexandre Falguière (1831–1900) im Foyer der drittältesten Theaterinstitution in Paris aufgestellt. Nach ihrer Überweisung ins Musée des Beaux-Arts in Angers 1936, galt die Skulptur seit 1939 als verschollen. Die als Fremdbesitz in der Alten Nationalgalerie verwahrte Figur wurde nun an Frankreich zurückgegeben.
Die Figur der „Geigerin” wurde am 16. März 1897 in der Liste der Erwerbungen des Centre national des arts plastiques (CNAP) unter der Invertarnummer 3.674 und mit Standort „Opéra-Comique“ verzeichnet. Dort zierte sie gemeinsam mit der Figur „Manon bzw. Opéra-Comique“ Falguières ehemaligen Schülers Antonin Merciés (1845–1916) den Treppenaufgang. Im Zuge der Theaterrenovierung wurde Falguières Skulptur 1932 abgebaut und im Marmordepot des CNAP deponiert; im Inventar erfolgte die Löschung des Standorteintrags Opéra-Comique. 1936 wurde die Skulptur in das westfranzösische Angers gebracht. Aus Angers gibt es einige Zeitungsnotizen und Fotos zu dem Werk, die kurz nach der Ankunft entstanden. Danach verliert sich seine Spur.
In der Alten Nationalgalerie findet sich der erste Eintrag zu ihr im Jahr 1981: Damals wurde sie in das Inventar der Alten Nationalgalerie unter der Inventarnummer B II 95 aufgenommen und mit dem Vermerk „Besitzer nicht zu ermitteln“ versehen. Zu diesem Zeitpunkt befand sie sich bereits seit längerer Zeit in der Obhut des Museums, wie wir durch Aktennotizen wissen. Durch Merkmale, die in den historischen Fotografien aus Angers dokumentiert sind, lässt sich die Identität des einst in der Opéra-Comique ausgestellten Werks belegen.
Seit mehreren Jahren besteht ein enger Austausch zwischen den Mitarbeitern der Staatlichen Museen zu Berlin (Alte Nationalgalerie, Zentralarchiv) und den Kollegen des CNAP sowie der Opéra-Comique in Paris, die gemeinsam zum Fall recherchiert haben.
Da die Sammlungen des CNAP – ebenso wie die öffentlichen Sammlungen und Museen mit dem Status „Musée de France“ – unveräußerlich und unantastbar sind, kann das Werk nicht durch Verkauf nach Berlin gekommen sein. Zum Zeitpunkt der Inventarisierung lag die Alte Nationalgalerie auf dem Gebiet der DDR. Ein Transfer aus Frankreich in die DDR nach der Teilung Europas erscheint sehr unwahrscheinlich. Beide Parteien sind daher zu dem Schluss gekommen, dass die „Geigerin“ mit hoher Wahrscheinlichkeit im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg nach Berlin verbracht wurde und sich noch immer im Eigentum des CNAP befindet.
Das CNAP plant, die Statue nach der in Frankreich folgenden Restaurierung wieder in der Opéra-Comique aufzustellen. Dazu Yvette Deseyve, stellv. Direktorin der Alten Nationalgalerie und zuständige Kuratorin für Bildhauerei:
Ich freue mich sehr, dass es uns gemeinsam gelungen ist, die Herkunft des Werks von Falguière zu ermitteln und dass durch diese Recherchen, eine Rückkehr der Figur an ihren ursprünglichen Aufstellungsort möglich werden wird.