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Staatliche Museen zu Berlin erhalten durch großzügiges Vermächtnis bedeutende Werke von Beckmann und Purrmann

13.03.2018
Kupferstichkabinett

Die Staatlichen Museen zu Berlin haben ein bedeutendes Konvolut aus zwei Gemälden, 46 Zeichnungen und 52 druckgraphischen Werken von Max Beckmann sowie einem Gemälde von Hans Purrmann für die Sammlungen der Nationalgalerie und des Kupferstichkabinetts erhalten. Die Arbeiten wurden durch letztwillige Verfügung der Kunsthistorikerin und Max Beckmann-Forscherin Barbara Malwine Auguste Göpel (1922-2017) den Staatlichen Museen zu Berlin mit dem Wunsch einer Präsentation in Berlin vermacht. Das Vermächtnis erfolgt durch Vermittlung von Eugen Blume, bis August 2016 langjähriger Leiter des Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin, der in einem engen freundschaftlichen Verhältnis zu Barbara Göpel stand.

Bei den Beckmann-Gemälden handelt es sich um „Selbstbildnis in der Bar“ (1942) und „Bildnis Erhard Göpel“ (1944). Die in den Jahren 1900-1947 entstandenen Zeichnungen – darunter Szenen von Beckmanns Fronteinsatz im Ersten Weltkrieg und Porträts des Künstlers, seiner zweiten Frau Quappi oder des Kunsthändlers Gottlieb Friedrich Reber – fungieren teilweise als Vorstudien bekannter Gemälde. Die druckgraphischen Arbeiten umfassen 52 Einzelblätter, die sich als Dauerleihgaben Barbara Göpels bereits seit den 1990er-Jahren im Bestand des Kupferstichkabinetts befanden. Das Hans Purrmann-Gemälde „Landschaft (Häuser und Mauern in Porto d’Ischia)“ stammt aus dem Jahr 1955.

Barbara Göpel war die Witwe des Kunsthistorikers Dr. Erhard Göpel (1906-1966), dessen Rolle im Nationalsozialismus zutiefst ambivalent erscheint: Zwar seit Februar 1942 für den „Sonderauftrag Linz“ aktiv am NS-Kunstraub beteiligt, schützte Göpel zugleich seinen als „entartet“ diffamierten Künstlerfreund Max Beckmann vor dem Zugriff der Nationalsozialisten und machte sich nach 1945 mit seiner Gattin in der Forschung zur Kunst der Klassischen Moderne und zum Werk Beckmanns und Purrmanns verdient.

Den Staatlichen Museen zu Berlin kommt bei der Annahme des Vermächtnisses eine moralisch-ethische Verantwortung zu: Zwar ergab die eingehende Prüfung des Zentralarchivs bei allen vermachten Arbeiten keinen konkreten Verdacht auf Raubkunst; viele der Werke erwarb Göpel direkt von den Künstlern. Da sich eine lückenlose Provenienzklärung gerade für Arbeiten auf Papier in vielen Fällen aber als schwierig gestaltet, sehen sich die Staatlichen Museen zu Berlin auch weiterhin zu einer sorgfältigen Provenzienzforschung und einem kritischen Umgang mit dem Erbe gemäß der Washingtoner Prinzipien verpflichtet.

Erstmals der Öffentlichkeit gezeigt werden die vermachten Werke ab September 2018 in einer gemeinsamen Sonderpräsentation von Nationalgalerie und Kupferstichkabinett am Kulturforum, die auch die Biographie Erhard Göpels thematisieren wird.