Schenkung und Dauerleihgabe der Sammlung Lafrenz ergänzen Sammlungspräsentation „Zerreißprobe“ in der Neuen Nationalgalerie

09.07.2025
Neue Nationalgalerie

Mit zwei bedeutenden Werken von Ellsworth Kelly und Mario Merz erhält die Sammlung der Nationalgalerie eine substanzielle Erweiterung. Beide Werke stammen aus der Sammlung Lafrenz, die sich durch ihren Fokus auf die Kunst der 1960er- und 1970er-Jahre auszeichnet und zentrale Werke der Minimal Art, Arte Povera, Post Painterly Abstraction und der Konzeptkunst umfasst. Die Arbeiten sind ab dem 9. Juli 2025 in der Sammlungspräsentation „Zerreißprobe. Kunst zwischen Politik und Gesellschaft. Sammlung der Nationalgalerie 1945 – 2000“ zu sehen.

„Gambe che corrono“ (1967/1980) von Mario Merz

Als Schenkung gelangt die monumentale Arbeit „Gambe che corrono“ (1967/1980) des italienischen Künstlers Mario Merz (1925-2003) in den Bestand. Sie wird im Ausstellungsraum „Natur & Kultur“ gezeigt. Die Installation besteht aus einem wandgroßen Leinwandbild, das mehrere schematische, nebeneinander und übereinander angeordnete menschliche Beine zeigt – alle in Bewegung, alle in dieselbe Richtung weisend. Die Beinfragmente sind gemalt und gezeichnet; auf ihnen leuchten geheimnisvoll blau schimmernde Neonzahlen. Davor stehen dicht gebündelte Weidenruten wie ein natürlicher Zaun, der je nach Aufbau den Blick auf das Bild unterschiedlich freigibt.

„Untitled, EK 689“ (1983) von Ellsworth Kelly

Als Dauerleihgabe wird die Arbeit „Untitled, EK 689“ (1983) von Ellsworth Kelly (1923-2015) im Kapitel „Das performative Bild“ der Sammlungspräsentation gezeigt. Sie zählt zu Hauptwerken sowie zu den radikalsten Arbeiten des US-amerikanischen Künstlers. Mit der dynamisch gebogenen, bis auf den Fußboden reichenden Keilform wird nicht nur die Vorstellung eines statischen Bildes plakativ aufgebrochen. Vor allem das Aufsetzen des schweren Metallwerkes auf dem Boden verwandelt das Bild in eine Skulptur, verweist auf eine Vorstellung von Kunst, die nicht distanziert „an der Wand bleibt“, sondern deutlich in den realen Raum der Betrachtenden vorstößt. Je nach Standpunkt der Betrachtenden verändert sich das Verhältnis von Fläche und Form, in dem Moment der körperlichen Beteiligung wird die Malerei zu einer räumlich-performativen Erfahrung.

Wechselnde Ergänzungen der Sammlungspräsentation

Beide Arbeiten erweitern den in der Sammlungspräsentation bereits breit und vielfältig angelegten Rückblick auf die Kunst nach 1945. Nach jüngsten Ergänzungen mit Arbeiten von Christo und Jeanne-Claude, Christoph Schlingensief, Maria Lassnig, Ewa Partum oder Cornelia Schleime wird dabei nicht nur der Sammlungsbestand nachhaltig gestärkt, sondern auch das thematische Profil der Dauerausstellung „Zerreißprobe“ weiter vertieft. Durch wechselnde Ergänzungen im Rahmen der Sammlungspräsentation bietet die Neue Nationalgalerie ihren Besucher*innen immer wieder neue Einblicke und Möglichkeiten zur Entdeckung.