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Rekonstruktion der Quadriga vom Brandenburger Tor – offene Schau-Werkstatt der Gipsformerei im Deutschen Bundestag

29.10.2020
Gipsformerei - Kunstmanufaktur seit 1819

Der Kunstbeirat des Deutschen Bundestages, die Gipsformerei der Staatlichen Museen zu Berlin und das Landesdenkmalamt Berlin bündeln ihre Kräfte zu einem gemeinsamen Projekt: Sämtliche noch vorhandenen Gipsabgüsse der Quadriga werden ab 30. Oktober 2020 im Mauer-Mahnmal des Deutschen Bundestages in einer offenen Schau-Werkstatt zusammengeführt, dokumentiert, restauriert und zusammengesetzt. 

Die Quadriga ist Berlins berühmtestes Bildwerk, weltweit bekannt als Symbol des wiedervereinigten Deutschland. Weniger bekannt sind sein Schöpfer, Johann Gottfried Schadow, der Begründer der Berliner Bildhauerschule des Klassizismus, und die wechselvolle Geschichte der Skulptur. In ihr spiegeln sich Höhen und Tiefen nicht nur der preußischen und deutschen Geschichte, seit dem Fall der Mauer wurden die Quadriga und das Brandenburger Tor zum Sinnbild des Freiheitswillens der Menschen in Ost und West. Umso notwendiger ist es, ein solches Kulturgut von internationaler Bedeutung zu bewahren und zu schützen.

Quadriga in Originalgröße im Mauer-Mahnmal 

Am Ende des auf zwei Jahre angelegten Projektes wird die Quadriga in Originalgröße im Mauer-Mahnmal des Bundestages zu sehen sein, das Symbol der Einheit vor den originalen Segmenten der Mauer, dem Symbol der Teilung. Besucher*innen können die Arbeit der Gipsformerei unmittelbar erleben und kommen der Quadriga, sonst hoch oben auf dem Brandenburger Tor, im doppelten Sinne so nahe wie nie zuvor.

Wechselvolle Geschichte der Quadriga auf dem Brandenburger Tor

1942 wurde eine Schutzabformung der Quadriga angefertigt, mit Ausnahme des Wagens und der Standarte. Aus diesen Formen wurden, ab 1957, Modelle gefertigt, mit deren Hilfe eine Nachbildung der Quadriga als Kupfertreibarbeiten hergestellt werden konnte. 1958 schließlich wurde diese Rekonstruktion nach schwierigen Verhandlungen zwischen Ost und West auf dem Brandenburger Tor aufgestellt. Stehen Menschen heute vor dem Brandenburger Tor, sehen sie oben das vermeintliche „Original“ der Quadriga. In Wirklichkeit handelt es sich um eine Nachbildung, die seit ihrer Aufstellung 1958 weiteren Veränderungen unterlag. So wurden der Quadriga bei der ersten Silvesterfeier nach dem Fall der Mauer erhebliche Schäden zugefügt.

Durch die Rekonstruktion der historischen Modelle auf dem Stand von 1942 relativiert sich der Begriff „Original“. Die von der Gipsformerei wiederhergestellten Gipsmodelle sind näher am ursprünglichen Werk von Schadow aus dem Jahre 1793 als die heutige Version der Quadriga auf dem Brandenburger Tor, die erst nach den Kriegszerstörungen in den Jahren 1957/1958 von der Bildgießerei Noack neu gefertigt wurde. Auf diese Weise wird die Quadriga nach über 225 Jahren einer wechselvollen Geschichte in ihrem Ur-Zustand gesichert.

Teilhabe am Prozess der Rekonstruktion in der Schau-Werkstatt 

Die Gipsmodelle befanden sich bis heute in unterschiedlichen Erhaltungszuständen in verschiedenen Depots des Landesdenkmalamtes Berlin. Die noch vorhandenen Modelle werden nun im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus in einer vom Bundestag eigens eingerichteten Schau-Werkstatt zusammengeführt. In dieser Schau-Werkstatt kann eine breite Öffentlichkeit an dem Prozess der Rekonstruktion teilhaben. Nach Abschluss der Restaurierung werden die Gipsabformungen für künftige Arbeiten an der Quadriga zur Verfügung stehen. Darüber hinaus soll ein 3-D-Scan angefertigt werden, der auch eine digitale Sicherung der Quadriga bilden wird.

Öffnungszeiten

  • Dienstag bis Sonntag von 11 bis 17 Uhr
  • Am Samstag, Sonntag und an Feiertagen findet kein Restaurierungsbetrieb statt.
  • Der Eintritt ist kostenlos.

Zusätzlich wird in den Räumen eine Ausstellung mit historischen Aufnahmen zur Geschichte der Quadriga präsentiert. Das Projekt ist über eine Laufzeit von zwei Jahren angelegt. Start ist der 30. Oktober 2020.

Adresse

Mauer-Mahnmal im Deutschen Bundestag
Marie-Elisabeth-Lüders-Haus
Schiffbauerdamm (Eingang an der Spree)
10117 Berlin

Bitte beachten Sie, dass das Mauer-Mahnmal des Deutschen Bundestags coronabedingt vom 1. bis voraussichtlich 30. November 2020 temporär geschlossen hat. Weitere Informationen: www.bundestag.de/mauermahnmal.