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Rathgen-Forschungslabor unterstützt NDR-Aufklärung: Kunst-Krimi um Emil Noldes „Sonnenblumen“

28.11.2018
Rathgen-Forschungslabor

Das Rathgen-Forschungslabor der Staatlichen Museen zu Berlin unterstützt durch chemische Untersuchungen die Aufklärung des Kunst-Krimis um die ersten „Sonnenblumen“ von Emil Nolde aus dem Jahr 1926, das sich im Besitz des Norddeutschen Rundfunks (NDR) befindet.

Das verschollene Bild „Sonnenblumen“, das erste von Noldes Sonnenblumen-Serie, wurde im Auftrag des NDR naturwissenschaftlich untersucht. Ziel war es herauszufinden, ob es sich um genau das verschollene Gemälde Noldes handelt oder um eine Kopie. Dafür wurde das Gemälde für einen Zeitraum von sechs Wochen in das Rathgen-Forschungslabor gebracht.

Wissenschaftliche Untersuchungen des Gemäldes „Sonnenblumen“

Im Rathgen-Forschungslabor stehen verschiedene Analysemethoden zur Verfügung, die es ermöglichen, die verwendeten Malmittel und den Erhaltungszustand des Bildes zu bestimmen. Nolde malte neben natürlichen Pigmenten auch mit modernen, synthetischen Farbmitteln. Teilweise kann ihre Herstellung bzw. Kommerzialisierung auf das Jahr genau datiert werden und so wäre es möglich, einer Kopie auf die Spur zu kommen, wenn solche Farbmittel verwendet worden wären.

Das Rathgen-Forschungslabor untersuchte das Gemälde „Sonnenblumen“ mit der digitalen Mikroskopie, der Raman- und Infrarotspektroskopie sowie der Röntgenfluoreszenzanalyse. Zuerst waren nicht-invasive Methoden zur Anwendung gekommen, um die Maltechnik und die Pigmente zu bestimmen. Neun Mikroproben wurden entnommen, um die Bindemittel und Füllstoffe bzw. Stabilisatoren in den Farbschichten sowie Alterungsprodukte zu bestimmen.

Die naturwissenschaftlichen Untersuchungen wurden durch Vergleiche der Fotos des aktuellen Zustands mit historischen Aufnahmen ergänzt. Dabei lag das Augenmerk in den Untersuchungen auf der Entdeckung spezifischer Unterschiede in den historischen Reproduktionen im Vergleich zum heutigen Zustand bzw. auf dem eventuellen Nachweis bestimmter synthetischer Farbstoffe und Bindemittel, die erst nach dem 2. Weltkrieg von Künstlern verwendet wurden, was auf einen späteren Entstehungszeitraum des Bildes hinweisen würde.

Ergebnisse des Rathgen-Forschungslabors

Alle Untersuchungen zeigten, dass die verwendete Maltechnik und die Künstlermaterialien im Einklang mit der vermuteten Entstehungszeit und mit der Arbeitsweise Noldes sind.

  • Die materialanalytischen und maltechnischen Untersuchungen des heutigen Zustands des Bildes zeigten an den ausgewählten Messpunkten und Proben keine für die Entstehungszeit von Emil Noldes Gemälde „Sonnenblumen“ (1926) untypischen Materialien bzw. künstlerischen Techniken.
  • Das Bild zeigt farbliche Veränderungen, insbesondere typische Verdunklungen, die mit charakteristischen Alterserscheinungen der Pigmente in Zusammenhang gebracht werden können.
  • Kein Hinweis auf spätere Farbmittel bzw. Bindemittel konnten nachgewiesen werden, was gegen eine Kopie eines Nolde-Gemäldes spricht.
  • Der Vergleich von historischen Abbildungen des verschollenen Gemäldes von Emil Nolde mit dem vorliegenden Gemälde ergab ebenfalls einige sehr markante Übereinstimmungen.