06.05.2019
Pergamonmuseum
Am 3. Mai wurde auf der Museumsinsel Berlin feierlich das Richtfest für den Nordflügel und den Mitteltrakt der Grundinstandsetzung und Ergänzung des Pergamonmuseums begangen, die einen Teil des Bauabschnitts A markieren. Der Südflügel mit dem Ischtar-Tor und dem Markttor von Milet ist weiterhin geöffnet. Mit dem Bau eines neuen Treppenhauses und der Fertigstellung der Lichtdecken und Glasdächer über dem Mittelbau des Museums sind weite Teile der Rohbauarbeiten abgeschlossen und die Ausbauphase hat begonnen.
Ebenfalls im Rohbau fertiggestellt ist ein Teil der zukünftigen Archäologischen Promenade unterhalb des Gebäudes. Als neuer Eingang in das Pergamonmuseum wird ein sogenannter Tempietto (kleiner Tempel) dienen, dessen Rohbau schon jetzt das neue Erscheinungsbild des Museums prägt und durch die Archäologische Promenade künftig die Häuser der Museumsinsel unterirdisch miteinander verbinden wird. Mit Errichtung des Tempietto-Rohbaus ist der Baufortschritt nun auch vom Kupfergraben aus deutlich sichtbar
In Anwesenheit von Anne Katrin Bohle, Staatssekretärin im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat, Petra Wesseler, Präsidentin des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung, Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und Jan Kleihues, Architekt in der Werkgemeinschaft Pergamonmuseum, wurde am Freitag über dem Rohbau des Tempietto der Richtkranz aufgezogen. Mit zahlreichen Gästen feierten Bauleute, Planer und Beteiligte die Fortschritte auf der Großbaustelle.
Die Grundinstandsetzung und Ergänzung des Pergamonmuseums erfolgen nach den Plänen des Architekten O.M. Ungers. Das Vorhaben wird in zwei Bauabschnitten realisiert, so dass ein Teil des Museums immer für die Besucher geöffnet bleiben kann. Der aktuelle Bauabschnitt A betrifft den Nordflügel des Gebäudekomplexes und den Mittelbau, in dem sich der weltberühmte Pergamonaltar befindet. Im südlichen Teil des Gebäudes wird der Museumsbetrieb während dieser Arbeiten aufrechterhalten. Das Richtfest markiert wichtige Etappenziele des Bauabschnitts A. In den vergangenen Monaten wurden die aufwändigen Spezialtiefbauarbeiten inklusive einer neuen Gründung und Gründungsverstärkung des gesamten Gebäudekomplexes abgeschlossen.
„Für die Bundesregierung sind der Erhalt und die Erweiterung des Weltkulturerbes Museuminsel Berlin von zentraler kultur- und baupolitischer Bedeutung. Der Bund investiert in Museumsinsel und Humboldt Forum im wiedererrichteten Berliner Schloss seit der Wiedervereinigung zusammen über 2 Milliarden Euro“, so Baustaatssekretärin Bohle.
Im März 2019 erhielt das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung nun den Planungsauftrag für Bauabschnitt B. Realisiert werden diese Maßnahmen, sobald die Arbeiten für den Bauabschnitt A abgeschlossen sind.
Die Planung sieht eine Fertigstellung des Bauabschnitts A Mitte 2023 vor. Aufgrund seiner schwierigen Rahmenbedingungen ist das Bauvorhaben weiterhin mit erheblichen Risiken verbunden. Hierzu zählen nicht nur die hohen Anforderungen des Denkmalschutzes und der Schutz der im Inneren verbliebenen Kunstwerke, etwa der Große Fries des Pergamonaltars, sondern auch das Nebeneinander von Bau- und Museumsbetrieb und die extrem hohe Auslastung der Baufirmen. Somit ist eine Verlängerung der Bauzeit um bis zu 19 Monate - bis spätestens Frühjahr 2025 - nicht auszuschließen.
Die aktuelle Bauphase ist bestimmt vom Fortschritt der Rohbauarbeiten. So wurde kürzlich nicht nur der Tempietto im Rohbau fertiggestellt, sondern auch ein vollständig neues Treppenhaus, das einen wichtigen Beitrag zur Erschließung des Gebäudes leisten wird. Ebenfalls abgeschlossen ist der Neubau einer tragenden Innenwand mit großen Durchbrüchen im Nordflügel.
„Die Grundinstandsetzung des Pergamonmuseums ist ein hochkomplexes Großprojekt, das alle Beteiligten immer wieder neu fordert. Nicht nur technische Anforderungen wie die Umsetzung heutiger Klimatechnik und die Schaffung der Barrierefreiheit im historischen Bestand, auch der kontinuierliche Schutz der architektonischen Exponate während der Bauzeit sind anspruchsvoll“, betont BBR-Präsidentin Wesseler. „Das heutige Richtfest zeigt, dass wir gemeinsam in der Lage sind, auch größte baufachliche Herausforderungen zu meistern.“
Zu den wesentlichen Bestandteilen des Bauvorhabens zählen auch die Instandsetzung und Verstärkung der Dachtragwerke mit neuen Verglasungen und die Erneuerung der Lichtdecken, durch die das Tageslicht in die Ausstellungssäle fällt. Oberhalb des Hellenistischen Saales sind die Arbeiten hierfür vollständig abgeschlossen, oberhalb des Pergamonsaales und im Nordflügel sind sie weit fortgeschritten.
„Die Ereignisse in Paris haben uns vor Augen geführt, mit wie viel Sorgfalt und Achtsamkeit wir vorgehen müssen und welche Verantwortung bei denen liegt, die solche monumentalen und gleichzeitig fragilen Bauwerke sanieren. Die Museumsinsel Berlin ist seit 20 Jahren Unesco-Welterbe. Ihre Grundinstandsetzung und Vollendung ist aller Mühen wert. Mit dem heutigen Richtfest ist ein Meilenstein erreicht auf dem Weg, das riesige, weltberühmte Pergamonmuseum fit für die Zukunft zu machen“, ergänzt SPK-Präsident Hermann Parzinger.
Im Rahmen von Bauabschnitt B soll zudem der bisher dreiflügelige Komplex um einen vierten Flügel ergänzt werden, wodurch erstmals ein Rundgang durch die Ausstellungen der antiken Architekturen möglich wird.
„Die Bauaufgabe ist vielschichtig, komplex und mehr als spannend, niemals alltäglich. Unsichtbar und unvorstellbar ist, was täglich im Inneren des Gebäudes bewegt wird. Eine solch herausfordernde Bauaufgabe setzt ein besonderes Maß an Hingabe und Interesse voraus, weil es keine vorgefertigten Lösungen gibt und alles individuell dem Vorgefundenen entsprechend erdacht werden will“, führt Architekt Jan Kleihues aus.
Auch mit den Installationen für die technische Gebäudeausrüstung nach zeitgemäßem Stand wurde im Bereich des Mittelbaus Nord bereits begonnen. Der große Aufwand, zeitgemäße Standards in die denkmalgeschützte Bausubstanz zu implementieren, lässt sich auf der Baustelle gut am jetzigen Zwischenstand nachvollziehen. Im fertigen Gebäude werden diese Eingriffe kaum wahrnehmbar sein; die neuen Architekturelemente werden mit der historischen Bausubstanz harmonieren und für eine optimale Wahrnehmung der ausgestellten Kunst- und Kulturobjekte sorgen.