09.02.2021
Ägyptisches Museum und Papyrussammlung
In sechs Kapiteln erzählt eine neue Online-Präsentation auf www.smb.museum/nofretete die Geschichte der im Neuen Museum ausgestellten Büste der Nofretete: von ihrer Entstehungszeit über den Fund im Jahr 1912 bis hin zur Rezeption im 20. und 21. Jahrhundert. Zudem bietet das Ägyptische Museum und Papyrussammlung den Katalog zur 2012/13 gezeigten Ausstellung „Im Licht von Amarna. 100 Jahre Fund der der Nofretete“ und einen 2008 für die Gipsformerei gefertigten 3D-Scan der Büste zum Download an.
Ein Kapitel der Online-Präsentation widmet sich der Königin: Nofretete war die Hauptgemahlin des Pharao Amenophis IV. (später Echnaton) und lebte im 14. Jahrhundert v. Chr. Schriftzeugnisse, die konkrete historische Fakten über ihr Leben liefern, sind selten. Daher gibt es über die ägyptische Königin zwar zahlreiche Vermutungen und Thesen, aber kaum gesicherte Erkenntnisse. Insbesondere das Datum und die Umstände Ihres Todes liegen bis heute im Dunkeln.
Im zweiten Kapitel geht es um den Fund und die Fundteilung. Die heute weltberühmte Büste wurde am 6. Dezember 1912 bei einer Grabung im mittelägyptischen Tell el Amarna gefunden. Leiter der Grabungskampagne war der Ägyptologe und Bauforscher Ludwig Borchardt, alleiniger Financier der Berliner Unternehmer und Mäzen James Simon. Gegen Ende der Grabungskampagne erfolgte – wie bei allen ausländischen Grabungsmissionen üblich – die obligatorische Fundteilung nach den gültigen Statuten der Altertümerverwaltung. Alle der Berliner Seite zugesprochenen Funde gingen in das Eigentum von James Simon über, der sämtliche Amarna-Funde – auch die Büste der Nofretete – dem Berliner Museum im Jahr 1920 vermachte.
Ludwig Borchardt wird vor allem mit dem prägnanten Passus: „Beschreiben nützt nichts, ansehen“ im Grabungstagebuch häufig zitiert. Das dritte Kapitel widmet sich den Details und Besonderheiten der Büste: etwa der Präzisionsarbeit der altägyptischen Künstler bei der Bemalung, den verwendeten Materialien oder der fehlenden linken Augeneinlage.
Details zur Präsentation der Büste gibt es im vierten Kapitel des Online-Angebots. 1924 wurde Nofretete erstmals in Berlin – im Griechischen Hof des Neuen Museum – präsentiert. Nach ihrer kriegsbedingten Auslagerung 1939 und einer längeren Station in Wiesbaden gelangte sie 1956 zurück in das nun geteilte Berlin, wo sie zunächst in Dahlem, später in Charlottenburg und im Alten Museum auf der Museumsinsel ausgestellt wurde. Mit der Wiedereröffnung des Neuen Museums 2009 kehrte die Büste der Nofretete wieder in das Haus zurück, in dem sie 85 Jahre zuvor das erste Mal der Öffentlichkeit präsentiert worden war.
Bis heute ist die Faszination, die die Büste ausübt, ungebrochen. Ihre zeitlose Schönheit und einzigartige Aura ziehen nicht nur Millionen von Museumsbesucher*innen in den Bann. Auch jenseits der Erfahrung des Originals hat sich das Bildnis als globale Ikone längst verselbständigt. Kapitel Fünf beschäftigt sich mit der Rezeption der Büste im 20. Und 21. Jahrhundert – sei es als Idol weiblicher Schönheit, Star der Nachkriegszeit oder Thema in Kunst und Werbung.
Die Büste ist nicht zuletzt als Replik überaus beliebt, wie das abschließende Kapitel der Online-Präsentation zeigt. Hochwertige Nachbildungen werden seit fast 100 Jahren in der Gipsformerei der Staatlichen Museen zu Berlin hergestellt und in die ganze Welt verkauft. Die Fertigung dieser werkgetreuen Reproduktionen beruht inzwischen auf einer Kombination von digitaler Technologie und sorgfältiger Handarbeit. 2008 wurde hierfür ein Scan der Büste angefertigt. Auch dieses 3D-Modell steht im Rahmen der neuen Online-Präsentation zum Download zur Verfügung.
Online-Angebot zur Büste der Nofretete
Ausstellung
Altes Ägypten
Dauerausstellung
Nachricht
Reaktion auf den angeblichen „Nefertiti Hack“ im Neuen Museum (09.03.2016)
Online-Angebot
Online-Ausstellung „Audienz bei Nofretete"