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Neuerwerbung Kunstgewerbemuseum: Siebenflammiger Wandleuchter von 1820/25

13.11.2018
Kunstgewerbemuseum

Aus Anlass seines 150jährigen Bestehens konnte das Kunstgewerbemuseum 2018 mit Erwerbungsmitteln der Staatlichen Museen zu Berlin von dem Hamburger Kunsthändler Frank C. Möller Fine Arts einen prachtvollen siebenarmigen Wandleuchter erwerben, der auf besondere Weise mit der Geschichte des Museums verbunden ist.

Das vorzüglich erhaltene Werk darf mit großer Sicherheit der in Berlin ansässigen Manufaktur Werner & Neffen zugeschrieben werden, die 1792 durch Christian Gottlieb Werner und Gottfried Mieth, zwei vormaligen Modelleuren der Königlichen Porzellanmanufaktur (KPM), begründet worden war. Werner & Neffen arbeiteten um 1820 nach eigener Darstellung überwiegend nach Entwürfen von Karl Friedrich Schinkel (1781–1841), eine künstlerische Zusammenarbeit, die sich an verschiedenen anderen Werken der Berliner Bronziers belegen lässt und die auch für den neuerworbenen Wandleuchter mit größter Wahrscheinlichkeit angenommen werden darf. Der weitgehend ohne Nachbearbeitung auskommende Präzisionsguss ist ein beispielhaftes Resultat preußischer Gewerbeförderung im frühen 19. Jahrhundert und der dadurch angestrebten Verbindung von künstlerischem Anspruch und rationalisierter Produktion.

Zusammen mit einem zweiten, gleichartigen Exemplar stammt der Leuchter aus dem Schloss Löbichau im Altenburger Land in Thüringen. Ab 1818 ließ die damalige Besitzerin, die für ihre musisch-intellektuellen Salons weithin berühmte Herzogin Dorothea von Kurland (1761–1821), das Schlossgebäude teilweise neu ausstatten. Vermutlich war sie es, die die beiden Wandleuchter bei der Berliner Manufaktur Werner & Neffen um 1820 bestellte. Die letzte herrschaftliche Besitzerin von Löbichau war Luise von Tümpling (1852–1911), die das Schloss 1908 der Deutschen Adelsgenossenschaft stiftete. Der Großteil des Inventars war zuvor, am 22. Oktober 1907, im Kunst-Auktions-Haus Rudolph Lepke in Berlin versteigert worden, aber erst im Jahr darauf erwarb das Berliner Kunstgewerbemuseum vom gleichen Händler das Löbichauer Leuchterpaar (Inv. Nr. 1908,79/80). Wohl zwischen Mai 1945 und Ende September 1949 sind die beiden Wandleuchter aus dem Sammlungsbestand des damals Schlossmuseum genannten Kunstgewerbemuseums abhandengekommen, vermutlich durch Diebstahl am Ort ihrer Kriegsbergung im Keller des Berliner Schlosses.

Dass nun einer der beiden Leuchter aus Schloss Löbichau ausgerechnet im Jubiläumsjahr des Berliner Kunstgewerbemuseums den Weg zurück in seinen früheren Sammlungszusammenhang gefunden hat, ist ein besonderer Glücksfall der Museumsgeschichte. Ab sofort kann die Neu- bzw. Wiedererwerbung im Kontext anderer Hauptwerke Berliner Kunsthandwerks des frühen 19. Jahrhunderts in Raum VI der ständigen Ausstellung des Kunstgewerbemuseums am Kulturforum besichtigt werden.