14.11.2014
Bode-Museum
Im Bode-Museum werden aktuell Werke von Mark Alexander präsentiert. Der britische Künstler bezieht sich immer wieder auf Meisterwerke der europäischen Kunstgeschichte. Im Barocksaal des Bode-Museums treten nun erstmals drei seiner großformartigen Gemälde in direkten Dialog mit dem Objekt seiner Inspiration: dem Mannheimer Hochaltar von Johann Paul Egell (1691-1752).
Das zwischen 1738 und 1741/42 für die katholische Pfarrkirche St. Sebastian in Mannheim entstandene Hauptwerk Egells wurde bereits knapp 150 Jahre nach seiner Entstehung in Folge des Geschmackwandels aus der Kirche entfernt und 1880 an die damals noch königlich - preußischen Kunstsammlungen in Berlin verkauft. Zunächst im neu eröffneten und als Kunstgewerbemuseum genutzten Gropius Bau ausgestellt, ab 1930 dann im Nordflügel des Pergamonmuseums untergebrachten Deutschen Museums präsentiert, hat der Mannheimer Hochaltar die Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges nur als Fragment überdauert.
Doch gerade dieser rudimentäre Charakter des seit 2006 in dieser Form im Bode-Museum ausgestellten Mannheimer Hochaltares übte auf Mark Alexander eine ungewöhnliche Faszination aus - vor allem auch durch die beiden trauernden, als Kinder dargestellten Ureltern Adam und Eva - die nicht nur den Opfertod Christi, sondern auch den Verlust des Kunstwerks zu beklagen scheinen.
Mark Alexander: "I think it looks more powerful now than when it was this rather cute rococo work. What´s happened to it has made it more powerful more 'primitive'. It´s interesting how history and time act on things - the altarpiece in this way is a palimpsest. Through the disasters of the 20th century we can still see the 18th century and, I think, a lot more than that." ("Ich denke, dass der Altar nun viel kraftvoller wirkt als das einstige 'süßliche' Rokoko-Werk. Was mit ihm geschehen ist, machte es stärker - 'primitiver'. Es ist interessant, wie sich Geschichte und Zeit auf Gegenstände auswirken - der Altar ist in dieser Hinsicht eine Fläche verschiedenster Zeitschichten. Wir können trotz der Katastrophen des 20 Jahrhunderts weiterhin das Werk des 18. Jahrhunderts erkennen - ich denke, sogar weitaus mehr als dies.")
Bei der Herstellung der im Bode-Museum präsentierten Gemälde hat sich Mark Alexander der Technik des Siebdrucks bedient. Anstatt der hierfür üblichen Tinte verwendete er jedoch Öl, das dem Werk eine intensivere, dichtere Ausstrahlung verleiht - vor allem auch durch die am oberen Rand des großen, mehrteiligen Werkes herabfließende, inzwischen getrocknete Farbe, die gerade durch den roten Farbton "Blut" suggeriert. Beklagt werden damit zum einen der Opfertod Christi, zum anderen aber auch die Schrecken des Krieges und der Verlust des Kunstwerks.
Zwei Versionen des aktuell in Berlin gezeigten neunteiligen Werkes "Red Mannheim I" waren im Jahr 2010 in der Saint Paul´s Cathedral in London ausgestellt. 2014 waren die Werke in der Sammlung Bastian, Berlin, zu sehen.
Mark Alexander, dessen Werke sich in bedeutenden privaten und öffentlichen Sammlungen befinden, lebt und arbeitet in London und Berlin. Zur Zeit arbeitet der Künstler als artist in residence am Bonner Beethoven Haus. Dort sind nun seine ersten Beethoven-Porträts entstanden, die auf dem berühmten Porträt des Komponisten von Joseph Karl Stieler (1781-1858) aus dem Jahre 1820 beruhen.