04.07.2018
Neues Museum
Mit dem Einzug des aus Linum (Landkreis Ostprignitz-Ruppin) stammenden Einbaums wird die Dauerausstellung des Museums für Vor- und Frühgeschichte um ein weiteres Highlight bereichert: Das älteste bekannte Wassergefährt Brandenburgs und Mitteldeutschlands stammt aus der Jungsteinzeit (2903–2873 v. Chr.) und diente ursprünglich zur schnellen Fortbewegung über Flüsse und Seen, als Transportmittel sowie als Gefährt beim Fischfang.
Namensgebend für Einbäume ist die Herstellungsweise, wobei der Rumpf aus einem einzigen Baumstamm gefertigt wird. In einem zeitaufwändigen Verfahren wurden die Stämme mit steinernen Beilen und Dechseln ausgehöhlt. Dieser Bootstyp bewährte sich in seiner ursprünglichen Form noch bis in das 20. Jahrhundert. Heute sind deutschlandweit nur elf Einbäume bekannt, die sicher in die Jungsteinzeit datieren.
Trotz leichter Beschädigung ist der Zustand des ursprünglich vier Meter langen Bootes nach fast 5.000 Jahren bemerkenswert und gilt als einer der am besten erhaltenen Funde seiner Art. Der gute Zustand ist auf die natürliche Konservierung in einem Moor zurückzuführen, wo der Einbaum 1876 von Torfstechern in einer Tiefe von etwa 2,60 m gefunden wurde.
Im selben Jahr wurde der Einbaum als Geschenk des Torfgräbereibesitzers C. Müller dem Märkischen Museum übergeben. Dieses besaß bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges eine bedeutende Sammlung von Fischereigeräten, zu der 13 Einbäume aus verschiedenen Epochen zählten. Heute sind nur noch drei dieser Boote erhalten. Sie werden wie alle Bodenfunde aus Berlin und Brandenburg treuhänderisch vom Museum für Vor- und Frühgeschichte der Staatlichen Museen zu Berlin bewahrt und nach modernen Standards sorgfältig konserviert.
Im Neuen Museum ist der Linumer Einbaum ab sofort in der Dauerausstellung im Blauen Saal (Raum 3.08) des Museums für Vor- und Frühgeschichte neben weiteren steinzeitlichen Funden zu sehen.