28.12.2021
Institut für Museumsforschung
Das Institut für Museumsforschung der Staatlichen Museen zu Berlin meldet die Besuchszahlen der Museen in Deutschland für 2020 mit Corona-bedingten Veränderungen: Die Besuche sind mit rund 33,6 Mio. erwartungsgemäß eingebrochen, die digitalen Aktivitäten haben derweil deutlich zugenommen.
Die an der Erhebung beteiligten Museen meldeten für das Jahr 2020 insgesamt 33.550.296 Besuche. Das sind gut zwei Drittel weniger als 2019 erfasst wurden (-69,9 %). Von den angeschriebenen 6.484 Museen meldeten 45 % ihre Besuchszahlen dem Institut für Museumsforschung. Weitere 10 % gaben an, im Jahr 2020 aufgrund von Umbauarbeiten oder pandemiebedingt nicht für Besucher*innen geöffnet gewesen zu sein.
Das erste Coronajahr 2020 brachte für die deutsche Museumslandschaft dramatische Veränderungen. Lockdowns im Frühjahr und Spätherbst führten zu gesetzlich verordneten Schließzeiten zwischen 96 Tagen (Thüringen) und 118 Tagen (Schleswig-Holstein). Einrichtungen, die sich im Sommer zu einer Öffnung entschlossen, konnten ihre Besuchskapazitäten aufgrund strenger Hygieneauflagen kaum ausschöpfen. Die aktuellen Ergebnisse der statistischen Gesamterhebung machen deutlich: nach Jahrzehnten stetig steigender Besuchszahlen, zuletzt 111,6 Mio. in 2019, markiert das Jahr 2020 für den Museums- und Ausstellungssektor eine historische Zäsur.
Auch die separat erhobenen Besuchszahlen in den Ausstellunghäusern waren im Vergleich zu 2019 stark rückläufig. Für das Jahr 2020 waren dies insgesamt 2.328.333 Besuche (-57,1 %). Von den angeschriebenen 505 Einrichtungen meldeten 60 % ihre Besuchszahlen dem Institut für Museumsforschung.
Trotz Pandemie waren diejenigen Museen, die Sonderausstellungen durchführten, wie bereits in den vergangenen Jahren besonders aktiv. 1.449 Museen meldeten insgesamt 3.599 Sonderausstellungen, durchschnittlich fanden also 2,5 Ausstellungen pro Haus statt.
11,6 % der Ausstellungen wurden digital präsentiert, und 2,1 % waren sogar rein digitale Ausstellungen. 36 % der rd. 4.000 insgesamt antwortenden Museen gaben zudem an, ihre digitalen Aktivitäten insgesamt ausgeweitet zu haben. Sie haben nicht nur bereits bestehende Angebote ins Netz verlagert (13 %), sondern in vielen Fällen auch neue digitale Inhalte und Medien entwickelt (20 %), oder ihre Social-Media-Aktivitäten intensiviert (25 %).
Für die Direktorin des Instituts für Museumsforschung, Dr. Patricia Rahemipour, steht fest:
Obwohl die Museen mindestens drei Monate nicht für die Öffentlichkeit öffnen konnten, waren sie doch immer da. Sie haben die Zeit genutzt, um mit ihren Sammlungen zu forschen und zu arbeiten und innovative, oftmals digitale Angebote zu entwickeln. Die Krise hat der Digitalisierung zu einem unglaublichen Schub verholfen.
Und David Vuillaume, Geschäftsführer des Deutschen Museumsbundes, ergänzt:
Nach dem ersten Schock haben die Museen extrem gut reagiert. Sie haben sich von Anfang an als umstellungsbereit und umstellungsfähig erwiesen. Das zeigt sich auch daran, wie professionell und proaktiv mittlerweile mit den Herausforderungen umgegangen wird und wie sehr die Pandemieerfahrung die aktuellen Diskussionen zur Zukunft und gesellschaftlichen Relevanz von Museen prägt.
Weitere Informationen und Daten zur deutschen Museumslandschaft im ersten Coronajahr, insbesondere die Ergebnisse der Sondererhebung zu den Folgen der Pandemie 2020, sind der „Statistischen Gesamterhebung an den Museen der Bundesrepublik Deutschland für das Jahr 2020“ zu entnehmen. Die Publikation erscheint als Heft 76 in der Reihe „Zahlen & Materialien aus dem Institut für Museumsforschung“ und steht ab März 2022 zum Download bereit.
Zahlen & Materialien aus dem Institut für Museumsforschung
Download ab März 2022: „Statistische Gesamterhebung an den Museen der Bundesrepublik Deutschland für das Jahr 2020“
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