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Hans Haacke bespielt den Bauzaun für das Museum des 20. Jahrhunderts

04.05.2021
Nationalgalerie

Hans Haacke bespielt ab sofort den Bauzaun für das Museum des 20. Jahrhunderts. Entlang der Baustelle für den Neubau der Nationalgalerie ist Haackes Arbeit „Wir (alle) sind das Volk“ von Mai bis Oktober 2021 als Kunstprojekt im öffentlichen Raum zu sehen.

Der Bauzaun des von Herzog & de Meuron entworfenen Museums des 20. Jahrhunderts am Kulturforum in Berlin wird in den kommenden Jahren mit wechselnden künstlerisch-grafischen Gestaltungen bespielt. Mit einem Werk des Künstlers Hans Haacke setzt die Nationalgalerie als Auftakt der „Kunst am Bauzaun“ ein Zeichen für eine offene, kulturell vielfältige und tolerante Gesellschaft.

Die Arbeit „Wir (alle) sind das Volk“

Das in 12 Sprachen verfasste Statement verweist auf die weltbekannte Parole der friedlichen Revolution in der DDR 1989, die jedoch seither auch von rechtsextremer Seite umgedeutet wurde. Haacke erweitert sie durch den Zusatz eines eingeklammerten „alle“, die Übersetzung in viele Sprachen und die flankierenden Regenbogenfarben im Sinne einer Anerkennung von kultureller Vielfalt und diverser Lebensformen über ethnische und staatliche Grenzen hinweg. Der Künstler versteht sein oft als Reihe gezeigtes „Wir (alle) sind das Volk“-Plakat auch als „Sprachensäule“, deren schwarze Basis und weißes Kapitell auf rassistische Diskriminierungen verweisen.

Seit 2003 wurde die Intervention weltweit in unterschiedlichen Städten gezeigt, jeweils ortsspezifisch angepasst, montiert an Fassaden von Kulturinstitutionen oder an Stadtmöbeln wie Bushaltestellen oder Telefonzellen. Die Sprachauswahl der jeweiligen Ausgabe orientiert sich an der Zusammensetzung der Migrant*innen und Geflüchteten in der lokalen Bevölkerung. Die Sprachen der neuesten Berliner Bauzaun-Version sind: Arabisch, Bulgarisch, Deutsch, Englisch, Farsi (Dari), Französisch, Kroatisch, Polnisch, Russisch, Rumänisch, Tigrinya (Sprache in Äthiopien/Eritrea), Türkisch. Für Berlin ergänzte Haacke die documenta-Version durch eine aktuelle New Yorker Variante in Reaktion auf die „Black Lives Matter“-Bewegung.

Hans Haacke

Der 1936 in Köln geborene, seit über fünf Jahrzehnten in New York lebende Hans Haacke gilt als konsequenter politisch-kritischer Künstler. Hans Haacke beschäftigt sich vielfach mit der visuellen Repräsentierbarkeit nationaler Identität. 1993 erhielt Haacke zusammen mit Nam June Paik den Goldenen Löwen der Biennale von Venedig für den Deutschen Pavillon. Im Herbst dieses Jahres bekommt er mit dem Kaiserring der Stadt Goslar einen der wichtigsten Kunstpreise im deutschsprachigen Raum. In der Sammlung der Nationalgalerie befinden sich drei frühe Arbeiten Hans Haackes, so genannte „Realzeitsysteme“, kleine modellhafte Skulpturen: „Les Couloirs de Marienbad“ (1962), „Beengter Fluß“ (1965) sowie „Kondensationswürfel“ (1963/65).

Mehr über den Neubau der Nationalgalerie

Einen Überblick über das gesamte Online-Angebot zum Neubau der Nationalgalerie mit Video-Dokumentationen zu Restaurierungen von Werken von Rebecca Horn oder Anselm Kiefer und weiteren Informationen zur Architektur und Sammlung gibt es unter www.berlinmodern.org