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Grundsteinlegung für das berlin modern am Kulturforum

09.02.2024
Kulturforum

Am 9. Februar 2024 wurde im Beisein von Kulturstaatsministerin Claudia Roth und dem Regierenden Bürgermeister Berlins Kai Wegener der Grundstein für das berlin modern am Kulturforum gelegt. Damit ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur baulichen Fertigstellung des Hauses absolviert, die für 2027 geplant ist.

Neben Claudia Roth und Kai Wegener sprachen außerdem Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Danyal Bayaz, Finanzminister des Landes Baden-Württemberg, Klaus Biesenbach, Direktor der Neuen Nationalgalerie, Dirk Messner, Präsident des Bundesumweltamtes und der Architekt Jacques Herzog. Anwesend war auch Maren Brakebusch von Vogt Landschaftsarchitekten.

An dem Festakt in der Neuen Nationalgalerie nahm auch die Künstlerin Lucy Raven teil, deren Installation „Ready Mix“, 2021, in den kommenden Wochen vor Ort unmittelbare Fragen zu Dauerhaftigkeit, Nachhaltigkeit und der Autonomie der Architektur als moderne Form visueller Kultur und ihrer Funktion aufwirft. Den eigentlichen Akt der Grundsteinlegung am Baufeld begleitete eine Live-Performance des Drummers Deantoni Parks, der die Musik für Ravens immersive Filminstallation komponierte.

Nach dem Befüllen der Zeitkapsel und den Segenssprüchen für das Haus wurde der Grundstein mithilfe eines Krans in die rund 16 Meter tiefe Baugrube gehoben.

Mehr Raum für Kunst im berlin modern

Der Neubau und die benachbarte Neue Nationalgalerie zeigen künftig die umfangreichen Kunstbestände der Sammlung der Nationalgalerie aus dem 20. Jahrhundert (rund 5.000 Werke), die aus Platzmangel bisher nur in Ausschnitten präsentiert werden konnte. Darüber hinaus werden auch Werke der Sammlung Ulla & Heiner Pietzsch (rund 160 Werke), der Sammlung Marx (knapp 200 Werke) und der Sammlung Marzona (rund 300 Werke) sowie der Kunstbibliothek und des Kupferstichkabinetts zu sehen sein.

Marina Abramović, Otto Dix, Joseph Beuys, Isa Genzken, Lotte Laserstein, Wolfgang Mattheuer, Gerhard Richter, Cindy Sherman, Andy Warhol – diese und weitere namhafte Künstler*innen des 20. Jahrhunderts sind mit wichtigen Werken in der Sammlung der Nationalgalerie vertreten. Aus Platzgründen können bisher jedoch immer nur kleine Ausschnitte des Bestandes gezeigt werden. So ist die gesamte Kunst der Klassischen Moderne derzeit im Depot. Auch viele Werke der Kunst nach 1945 sind seit Jahren eingelagert, vor allem große Installationen etwa von Rebecca Horn oder Anselm Kiefer.

Rund 9.000 Quadratmeter Ausstellungsflächen ergänzen dann die bisherigen 6.000 Quadratmeter der Neuen Nationalgalerie. In einem Rundgang durch beide Häuser lässt sich künftig die Kunst und damit auch die Geschichte des 20. Jahrhunderts in ihren verschiedenen Stationen und Ausprägungen durchlaufen. Neben Malerei, Skulptur, Fotografie und Performance ermöglicht der Besuch beider Gebäude gerade auch Ausblicke auf die Geschichte von Architektur, Design und Film.

Ein offenes Haus für alle

Mit der heutigen Grundsteinlegung nimmt die intensive Planungsarbeit der letzten Jahre nun weiter konkrete, gebaute Formen an. Der Neubau von berlin modern wird gesteuert durch den Landesbetrieb Bundesbau Baden-Württemberg im Auftrag der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) als Bauherrin und Eigentümerin. Entworfen wurde das Museum am Kulturforum Berlin von dem Architekturbüro Herzog & de Meuron mit Vogt Landschaftsarchitekten, die aus dem Realisierungswettbewerb von 2016 als 1. Preisträger hervorgingen.

Schon der Wettbewerbsentwurf war als ein vernetzendes Haus geplant, das sich mit großzügiger Geste in den öffentlichen, städtischen Raum öffnet und Verbindungen zu den Nachbarbauten schafft. Das Museum verbindet unterschiedliche Orte des Kulturforums zu einer vielfältigen, städtebaulichen Komposition – mit Grün, Plätzen und der Einbindung der angrenzenden ikonischen Architekturen, wie der Philharmonie von Hans Scharoun und der Neuen Nationalgalerie von Mies van der Rohe.

berlin modern mit seinem großen Satteldach, um eine als Naturdenkmal geschützte Platane herum gebaut, wird ein „Haus für alle“ und der wesentliche Baustein zur Vollendung des Kulturforums werden.

Sozial und ökologisch nachhaltig

Die ursprünglichen Planungen wurden seit dem Amtsantritt von Klaus Biesenbach weiterentwickelt, um das Haus noch gastfreundlicher, lebendiger, aber auch teilhabegerechter zu gestalten. So wird es etwa mehr ticketfreie Ausstellungsbereiche und kuratorisch frei bespielbare Flächen für soziale Aktionen geben.

Rund um den Platanenhof wird ein Biergarten zum Verweilen einladen, während sich das Haus auf der Südseite mit einem Pop-Up-Café in Richtung Neuer Nationalgalerie öffnen wird. Die Eingangsbereiche auf der Ost- und Westseite des Hauses werden als kostenfreie „Street Galleries“ zugänglich sein. Die um das Gebäude angepflanzte Begrünung wird Schatten spenden und für ein verbessertes Mikroklima sorgen. Insgesamt wird das berlin modern das Kulturforum zu einem deutlich lebenswerteren Ort machen.

Auch die ökologische Nachhaltigkeit des Gebäudes wurde noch einmal optimiert: Die großflächige Photovoltaikanlage auf dem Dach ist sichtbarstes Zeichen dafür. Mit ihr ist der Primärenergiebedarf des Museums deutlich besser als die aktuelle gesetzliche Anforderung. Auch der Einsatz von Recyclingmaterialien beim Beton, bei den Fassadenbacksteinen und beim Bodenbelag im Außenbereich tragen zur guten CO2-Bilanz des Gebäudes bei.

Im Planungsprozess konnten zudem eine Verschlankung des Tragwerkes und somit Einsparungen von Stahl und Beton erreicht werden. Außerdem wurde durch Anpassung u. a. der musealen Klimaanforderungen die Auslegung der Haustechnik optimiert. Zusammen mit der Entscheidung für energieeffiziente Heiz-Kühl-Böden reduzierte dies den Energiebedarf für die Klimatisierung um rund 20 Prozent.

Kunst am Bau: Rirkrit Tiravanija und Cyprien Gaillard

Für berlin modern wurden zwei Kunst-am-Bau-Wettbewerbe durchgeführt: Die ersten Preise gingen an Rirkrit Tiravanija und Cyprien Gaillard.

Der Entwurf „Untitled 2026“ („pad thai vs khao soi“) von Rirkrit Tiravanija schafft mit seinem erweiterbaren, modularen und mobilen Thai-Nudelshop ein Objekt, das Raum für soziale Interaktionen bietet und Kochen als kulturelle Praxis erlebbar macht. Neben Getränken und kleinen Snacks sind zwei thailändische Gerichte immer erhältlich: Pad Thai, der Exportschlager aus Thailand im Westen, und Khao Soi, das nordthailändische Gericht schlechthin.

„In the hands of Morpheus“ von Cyprien Gaillard kombiniert die Bronzeplastik einer schlafenden Punkerin, die rund 20 Jahre vor einem Berliner Bezirksamt stand, mit einer Videostele. Der Monitor zeigt zufällig aufeinanderfolgende Videoclips, und abstrakte Animationen spekulieren über die Gedankenwelt der Figur. Die Installation ist ein videografisches Nachdenken über das Träumen und den geteilten öffentlichen Raum an der Schwelle zur digitalen Welt.