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Grab von Combe Capelle in Frankreich ist Jahrtausende jünger als bislang angenommen

10.02.2011
Neues Museum

Einem Wissenschaftlerteam mit Mitgliedern des Museums für Vor- und Frühgeschichte - Staatliche Museen zu Berlin, der Universität Greifswald, des Max-Planck Instituts für Evolutionsforschung Leipzig und des Leibniz-Labors für Altersbestimmung und Isotopenforschung Kiel ist es gelungen, das Geheimnis um die Datierung des 1909 von dem Schweizer Otto Hauser entdeckten Grabes von Combe Capelle zu lüften.

Seit seiner sensationellen Entdeckung galt das Grab von Combe Capelle als einer der ältesten Funde unserer heutigen Art Homo sapiens in Europa. Auch wenn sein hohes postuliertes Alter von über 30.000 Jahren und sein Zusammenhang mit dem Übergang zur jüngeren Altsteinzeit (Chatelperronien) aufgrund der Fundumstände mitunter angezweifelt wurden, so galt der eiszeitliche Zusammenhang des mit einer Muschelkette ausgestatteten Toten bislang als gesichert.

Nachdem eine erste Beprobung des berühmten Schädels für eine Radiokarbondatierung negativ verlief, wurde als zweite Probe im Juni 2009 in Kiel ein Molar aus dem Unterkiefer entnommen. In anderen Fallen zeigte der kompakte Zahnschmelz die besseren Erhaltungsbedingungen des notwendigen Kollagens für eine Radiokarbondatierung. Nach Aufbereitung und intensiver Reinigung der gelösten Zahnsubstanz konnte eine ausreichende Kollagenmenge extrahiert werden. Die anschließende Messung im Beschleunigerverfahren am Kieler Labor lieferte für den vermeintlichen frühen Homo sapiens ein um Jahrtausende jüngeres Datum von 7575 v. Chr.

Die neue Datierung für das Grab von Combe Capelle unterstreicht die große Seltenheit von Funden des frühen anatomisch modernen Menschen vor über 30.000 Jahren in Europa und bestätigt den Trend, dass aus dieser Zeit keine Bestattungen vorliegen. Zugleich wird deutlich, dass die Kultur des Chatelperronien in Frankreich ausschließlich von den letzten Neandertalern getragen wurde. Das neue Datum stellt das Hockergrab aus dem Abri von Combe Capelle in die Mittelsteinzeit (Mesolithikum), als der Mensch in einer warmzeitlichen Umwelt von Jagd, Fischfang und dem Sammeln unter anderem von Haselnüssen lebte. Bestattungen aus der älteren Mittelsteinzeit sind in Europa ausgesprochen selten und so bleibt das Grab von Combe Capelle ein herausragendes Zeugnis der europäischen Urgeschichte.