20.09.2022
Humboldt Forum
Das Ethnologische Museum der Staatlichen Museen zu Berlin verwahrt zwei Masken von der indigenen Gemeinschaft der Kogi aus der Sierra Nevada de Santa Marta in Kolumbien. Es handelt sich um Gegenstände mit einem rituellen Hintergrund und auch heute noch sakraler Bedeutung für die Kogi, deren Selbstbezeichnung „Kágaba“ ist. Aufgrund dieser besonderen Bedeutung haben die SPK und die Botschaft von Kolumbien in Deutschland Gespräche aufgenommen.
Thema war neben den Masken auch ein Memorandum of Understanding über die Erhaltung archäologischer Bestände und die wissenschaftliche Untersuchung kolumbianischer Sammlungen in Deutschland sowie über gemeinsame Forschungsarbeiten zu präkolumbischen Goldschmiedetechniken. Die Staatlichen Museen zu Berlin werden zudem 2023 im Rahmen ihres Residency-Programms eine Zusammenarbeit mit Kolumbien aufbauen, die sich auf die Berliner Sammlung von Objekten aus der San-Agustín-Kultur und verwandte Objekte konzentriert sowie auf die archäologische und historische Untersuchung von präkolumbischen Goldobjekten des Ethnologischen Museums.
Die beiden Masken der Kogi wurden 1915 von Konrad Theodor Preuß erworben, Ethnologe und Kustos des Königlichen Museum für Völkerkunde, der Vorgängerinstitution des Ethnologischen Museums. Preuss trug auf einer Forschungsreise nach Kolumbien zwischen 1913 und 1919 über 700 Objekte zusammen, von denen rund 440 noch im Ethnologischen Museum erhalten sind. Die Objekte aus der „Sammlung Preuss“ wurden lange in der ständigen Ausstellung des heutigen Ethnologischen Museums und gelegentlich in Sonderausstellungen gezeigt. Im Humboldt Forum werden aus dieser Sammlung Goldobjekte aus der Sierra Nevada de Santa Marta und dem Muisca-Gebiet im Modul „Der Wert von Gold“ im zweiten Obergeschoss gezeigt.
Während seines Forschungsaufenthaltes bei den Kágaba legte Preuss eine kleine Sammlung an. In Zusammenarbeit mit mehreren Mamas (Priester der Kágaba) nahm er außerdem Mythen und Gesänge in der Sprache der Kágaba (kougian) auf und veröffentlichte sie 1926 mit einer Übersetzung. Die beiden Masken erwarb Preuß von dem Erben eines verstorbenen Mama, „dank der günstigen Gelegenheit“, wie er in seinem Buch „Forschungsreise zu den Kágaba“ (1926) schreibt. Weder das Alter noch die besondere Bedeutung der Masken waren ihm dabei bewusst. Bei den Masken handelt es sich nach der Tradition der Kágaba/Kogi um unveräußerliche Gegenstände, die von Generation zu Generation von Mamas weitergegeben wurden. Sie haben auch heute noch sakrale Bedeutung und werden unter anderem als Garanten für den Fortbestand der zurückgewonnenen Territorien verstanden.
Ein zentrales Anliegen von Preuss war die Erforschung der prähistorischen „Monolithkultur“ von San Agustín im Süden Kolumbiens. Er veröffentlichte einen zweibändigen Katalog der dort erhaltenen Skulpturen, die er teils ausgrub oder lediglich lokalisierte. Er stellte zahlreiche Abdrücke her, die später in der Berliner Gipsformerei ausgegossen wurden. Außerdem brachte Preuss einige der originalen Steinskulpturen aus San Agustín und Briceño nach Berlin, von denen 23 im Ethnologischen Museum noch erhalten sind, zudem sechs Köpfe solcher Steinskulpturen.