16.10.2011
Museum für Islamische Kunst
Am 16. Oktober 2011 feiert das Nationalmuseum in Herat als erstes Provinzmuseum in Afghanistan seine Wiedereröffnung. Seit 2008 arbeitet dort das Team des Museums für Islamische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Archäologischen Institut, Berlin, mit Mitteln des Kulturerhaltprogramms des Auswärtigen Amts an der Dokumentation und Restaurierung der Sammlungen sowie ihrer Präsentation in neuen Räumen.
In der schon 2009 eröffneten Werkstatt wurde inzwischen die Restaurierung der archäologischen Objekte nahezu abgeschlossen, die Konservierung ausgewählter Handschriften und materialwissenschaftliche Forschungen, durchgeführt seit 2010 in Kooperation mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, dauern noch an. Im Rahmen des Projektes läuft auch ein Ausbildungsprogramm für Museumsmitarbeiter aus dem Nationalmuseum Kabul und Auszubildende aus Herat. Die Ausbildung in Herat wird ergänzt durch weiterführende Studien an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin und den Staatlichen Museen in Berlin, finanziert von der Gerda-Henkel-Stiftung.
Die Sammlung des um 1920 gegründete Museums umfasst heute 1100 Objekte aus der Region Herat, 2000 Stücke gingen während der politischen Wirren der letzten Jahrzehnte verloren. Seit zwei Jahren wächst die Sammlung durch konfiszierte Konvolute und Schenkungen wieder. Die archäologischen Objekte datieren vom späten 3. Jahrtausend v. Chr. - ein erstmals in dieser Region nachgewiesener Kulturhorizont - bis in die Moderne. Der Schwerpunkt, liegt jedoch in der Zeit vom 10.-13. Jahrhundert, als Herat bedeutendes politisches und kunsthandwerkliches Zentrum war, weltweit bekannt durch Texte und Objekte aus dem Kunsthandel. Neben einer großen Sammlung gemodelter und bemalter Gefäße finden sich herausragende Beispiele tauschierter Metallarbeiten. Glanzstücke sind ein in das Jahr 1378 datierter Kenotaph mit Fliesendekor und der Grabstein des Malers Behzad. Dass in Herat selbst nur wenige qualitativ hochwertige Objekte und kaum Zeugnisse aus der Timuridenzeit erhalten sind, ist sicherlich durch "Wanderungen" der Objekte als Geschenke oder Beute an die Höfe der osmanischen und westlichen Welt und auf spätere Zerstörungen zurückzuführen, vieles liegt vielleicht noch unter dem Schutt der modernen Stadt.
Das Handschriftenarchiv besitzt 263 Manuskripte und Bücher und bietet einen repräsentativen Querschnitt durch verschiedene Genres, Sprachen und Persönlichkeiten. Darunter sind nur wenige Beispiele der berühmten Herater Bibliothek, deren kostbare Manuskripte in allen großen Museen zu bewundern sind. Alte Einbände, Bindetechniken, Materialien und Reparaturen hingegen geben neue Einblicke in technische Aspekte der damaligen Buchherstellung.
Das neue Museum liegt in der historischen Festung Qala-e Ikhtyaruddin, die von 2005 - 2009 im Zentrum der archäologischen Forschungen der Teams des Deutschen Archäologischen Instituts und des afghanischen Ministeriums für Information und Kultur, Kabul, stand. Sie führten zur Entdeckung einer Besiedlung aus dem 7. Jh. v. Chr. und der Freilegung und Restaurierung einer timuridischen Toranlage. Diese Untersuchungen und das Projekt zur Kartierung von Denkmalen und archäologischen Fundplätzen in der Provinz Herat (2004 - 2006) werden ebenso wie die Projekte des Aga Khan Trusts für Kultur in Herat (2005 - 2011), ausgezeichnet 2008 dem Asia-Pacific Award of Excellence der Unesco, in einer eigenen Abteilung des Museums vorgestellt.
Die Zitadelle in Herat war seit 2008 geschlossen, da sie durch den Aga Khan Trust für Kultur mit Mitteln der Vereinigten Staaten von Amerika saniert wurde. Am 16. Oktober findet die Wiedereröffnung der Zitadelle und die Einweihung des Museums im Beisein zahlreicher Gäste statt.