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Einzug der venezianischen Gondel und eines sizilianischer Karrens

16.04.2011
Museum Europäischer Kulturen

Die ersten Ausstellungsobjekte des Museums Europäischer Kulturen sind in den Bruno-Paul-Bau gezogen. Nach mehr als zwei Jahren Umbauzeit wird das Museum Europäischer Kulturen am Museumsstandort Berlin-Dahlem im Dezember 2011 wieder eröffnet. Der Transport der originalen venezianischen Gondel (ca. 700 kg schwer, 11 m lang, ca. 1910 gebaut) und des prächtigen Karrens aus Sizilien (carretto siciliano, Ende des 19. Jahrhunderts, 3,40 m lang, 1,60 m breit und 1,80 m hoch) war der Beginn der Einrichtung der permanenten Ausstellung "Kulturkontakte. Leben in Europa" im Bruno-Paul-Bau in Berlin-Dahlem.

Das neue Ausstellungs-Domizil wird sich unter diesem Motto auf ca. 700 qm präsentieren, in erster Linie mit Objekten der Alltagskultur aus dem 18. Jahrhundert bis heute, aber auch durch Medien, die die Diskussion über gesellschaftliche Bewegungen und Abgrenzungen aufgreift. Mobiles Verhalten wirft zugleich Fragen nach Zugehörigkeiten und Identitäten von Individuen und Gruppen auf. Beispielhaft werden bedeutende Objekte unterschiedlicher Funktionen, Materialien und Zeiten vorgestellt. Als Querschnitt aus den vielfältigen Sammlungen des Museums stammen sie aus verschiedenen europäischen Ländern.

Eine originale Gondel aus Venedig steht stellvertretend für die in der Ausstellung angesprochenen Aspekte, da alle auch mit Venedig verbunden sind - einer Stadt, die einstmals so wichtig für die Geschichte Europas war und noch heute Traumziel für viele "Wanderer", wie Touristen und Migranten, ist. Diese Gondel wurde am 16. April 2011 aus baulichen Gründen aus dem Bootsmagazin des Ethnologischen Museums, Fabeckstr. 18-20, in den Ausstellungsraum des Museums Europäischer Kulturen, Arnimallee 25, transportiert. Das Technische Hilfswerk Berlin brachte die beiden Objekte - venezianische Gondel und sizilianischen Karren - mit schwerem Gerät und hohem Kraftaufwand an ihren zukünftigen Standort.

Die um 1910 gebaute Gondel selbst hat eine bewegte Geschichte hinter sich: ein Berliner Bürger hat sie in den 1975 nach Berlin übergeführt. Sie fand ihre neue Stätte auf dem Halensee; allerdings wurde sie bald nicht mehr gewartet, so dass der Besitzer sie der damaligen Abteilung Europa des Museums für Völkerkunde schenkte. In einer spektakulären Aktion - über den vereisten Halensee - transportierte das Technische Hilfswerk Berlin 1982 die mittlerweile desolate Gondel in eine Werkstatt des Museums, in der sie von eigens aus Kiel geholten Bootsbauern aufwändig restauriert und komplett wieder hergestellt wurde. So konnte sie erstmals 1985 in der Ausstellung "Boote aus aller Welt" im damaligen Museum für Völkerkunde gezeigt werden. Die Gondel befindet sich nun im Besitz des Museums Europäischer Kulturen, dass 1999 aus dem Museum für Volkskunde und der Abteilung Europa des Museums für Völkerkunde entstanden ist. Ihren Aufbewahrungsort hatte sie aber wegen ihrer Größe im Bootsmagazin des (heutigen) Ethnologischen Museums behalten.

Ähnliches gilt für den prächtigen Karren aus Sizilien (carretto siciliano), der aufwändig geschnitzt und mit historischen Motiven bemalt ist. Von Eseln gezogene zweirädrige Karren wurden bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, an manchen Orten auch darüber hinaus, in Sizilien und in großen Teilen des Mittelmeerraums als Transportmittel benutzt - heute gehören die caretti, nachgebildet als kleine Souvenirs, in den Bereich der Folklore, während die Originalkarren auf festlichen Umzügen und in Museen auf Sizilien gezeigt werden.

Der Karren des Museums Europäischer Kulturen, der aufgrund seines Umfangs (L: 3,40 m; B: 1,60 m; H: 1,80 m) ebenfalls schon jetzt durch das Technische Hilfswerk in die zukünftige Ausstellung "Kulturkontakte. Leben in Europa" transportiert werden musste, hat - wie die Gondel - einen interessanten Hintergrund: Während einer Mittelmeerreise besuchte Kaiser Wilhelm II. 1904 auch Sizilien. Von dort brachte er diesen Karren mit. Der Karren wurde in einem Stallgebäude neben den Römischen Bädern im Park Sanssouci in Potsdam abgestellt, bis er 1937 von den damaligen Staatlichen Schlössern und Gärten der Abteilung Europa des Museums für Völkerkunde übergeben wurde. Ab Dezember 2011 werden Gondel und Karren, nachdem sie viele Jahre magaziniert waren, dauerhaft in der Ausstellung "Kulturkontakte. Leben in Europa" präsentiert.

Weitere Informationen
Museum Europäischer Kulturen/Museen Dahlem
Fon: 030 - 266 42 6802
Fax: 030 - 266 42 6804
mek@smb.spk-berlin.de