04.03.2022
Museum Europäischer Kulturen
Das Team des Museums Europäischer Kulturen der Staatlichen Museen zu Berlin (MEK) ist zutiefst bestürzt über den von Russland völkerrechtswidrig entfachten Krieg in der Ukraine. Durch die kriegerische Zerstörungswut wird den Menschen dort unendliches persönliches Leid zugefügt – ihr Land wird ihnen entrissen und damit auch ihre kollektive und individuelle Erinnerungskultur, die nicht zuletzt durch Museen geprägt wurde.
Dieser Krieg ist der vorläufige traurige Höhepunkt des Verhältnisses zweier Nachbarstaaten seit dem Fall des Eisernen Vorhangs. Einer der Vorboten dieser Entwicklung war die Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim durch Russland im Jahre 2014. Dieser ebenfalls völkerrechtswidrige Akt stieß in der öffentlichen Wahrnehmung der Westlichen Welt auf vergleichsweise wenig Resonanz. Nicht so beim MEK.
Das Museum besitzt circa 1.200 Objekte zur Alltagskultur und popularen Kunst verschiedener sozialer Schichten des 19. Jahrhunderts aus Gebieten der heutigen Ukraine. Der weitaus größte Teil stammt von den Krimtataren der Halbinsel Krim am Schwarzen Meer. Bis zur Annexion pflegte das MEK intensive Kooperationen zu Wissenschaftler*innen, Museumskolleg*innen und Künstler*innen von der Krim, die jedoch mit dem Überfall Russlands jäh abbrachen und aufgrund der politisch prekären Lage der Krimtataren bis heute nicht wiederaufgenommen werden konnten.
Die Annexion der Krim nahm das MEK zum Anlass, ein neues kleines Ausstellungsformat zu installieren: Darin wird fortlaufend mit Bezug zur Sammlung des Museums auf aktuelle politische und gesellschaftliche Themen reagiert. Der erste sogenannte „Bewegungsmelder“ trug den Titel „Was haben die Krimtataren mit dem Museum Europäischer Kulturen zu tun?“ Hier wurde auf das historische und damals aktuelle Schicksal der Krimtataren in Russland, der Sowjetunion und der Ukraine hingewiesen.
Ähnliches wird nun im Museum Europäischer Kulturen wieder geschehen. Darüber hinaus wäre es sinnvoll, den Museumskolleg*innen in der Ukraine akut bei der Sicherung ihrer Sammlungen sowie später beim Wiederaufbau ihrer Museen zu helfen – und in langfristig angelegten Kooperationen auch anhand der Sammlung des MEK vor Ort Ausstellungen zu machen, die der Selbstverständigung in der Ukraine genauso wie dem Verständnis des hiesigen Publikums dienen.