Karl Friedrich Schinkel, Die Zauberflöte, Oper von Wolfgang Amadeus Mozart, Entwurf zur Dekoration, Die Sternenhalle der Königin der Nacht, Detail / Bildnachweis: Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Jörg P. Anders

Karl Friedrich Schinkel, Die Zauberflöte, Oper von Wolfgang Amadeus Mozart, Entwurf zur Dekoration, Die Sternenhalle der Königin der Nacht, Detail / Bildnachweis: Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Jörg P. Anders

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Die Staatlichen Museen zu Berlin trauern um Edmund de Unger

26.01.2011
Museum für Islamische Kunst

Die Staatlichen Museen zu Berlin trauern um Edmund de Unger (* 1918 in Budapest, † 25. Januar 2011 in Ham bei London).

Im Alter von 92 Jahren ist letzte Woche der weltweit renommierte Sammler Edmund de Unger friedlich verstorben. Edmund de Unger schaut auf eine bewegte Lebensgeschichte zurück: Als Kind einer im kulturellen Leben von Budapest bedeutenden Familie, studierte er in Kiel und Oxford, wo er 1940 promovierte. Verwurzelt in der deutsch-ungarischen Geschichte von Pest, musste er nach der Rückkehr in seine Heimat Ungarn mit ansehen, wie diese Wurzeln durch die nationalsozialistische Barbarei ausgerissen wurden. Nach dem Krieg währte der kurze Moment des Neuanfangs nicht lang: sein eben erst gegründetes Hotel wurde Volkseigentum, worauf er nach England auswanderte. Hier schlug er sich abenteuerlich durch, um Jura zu studieren, bis er als Anwalt tätig werden konnte. Ab 1954 arbeitete er im Colonial Office, um dann als Crown Council nach Ghana zu gehen, wo er nach der Unabhängigkeit als Berater des Wirtschaftsministeriums blieb. Es waren prägende Jahre - auch als Sammler. 1962 musste er allerdings nach England zurück und bezog ein Haus in Wimbledon mit dem Namen "Keir", das dann auch den Namen für die Sammlung gab.

Edmund de Unger lebte mit seinen Objekten. Schon als Jugendlicher sammelte er wie seine Eltern Teppiche. In den späten fünfziger und in den sechziger Jahren entdeckte er seine Liebe zur islamischen Kunst und baute seitdem mit großer Sachkenntnis seine Sammlung auf. Als er in den 1950igern sammelte, gab es kaum Gleichgesinnte. Die großen Museen der Welt hatten ihre Konvolute im 19. und frühen 20. Jh. aufgebaut. Es war primär sein gutes Auge, sein Sachverstand und seine Geduld, die zu der erstaunlichen Sammlung führten. Systematisch wählte er selten repräsentierte und in der Forschung noch kontrovers diskutierte Objekte aus, die er auf dem Kunstmarkt und vor allem auch in berühmten alten Sammlungen aufspürte. Er ging lange Wege, jagte einzelnen Stücken nach oder fand andere unerkannte. Die Objekte riefen regelrecht nach ihm - wie er es beschrieb. Immer wieder berichtet er von der Liebe zu seinen Objekten, denen er den Hof machte, sie heiratete und zu denen er eine lange, feste Beziehung aufbaute: "And it is true for every single piece." Er lebte nicht nur mit seinen Objekten, sondern ist emotional eng mit ihnen verbunden. Über seine Sammlertätigkeit sagt er: "Jedes einzelne Objekt, das ich erwerben konnte, erzählt eine Geschichte und jede Erwerbung geschah aus plötzlicher Leidenschaft oder allmählich wachsender Zuneigung. Mein Wunsch ist es, die Freude an den Werken mit anderen Liebhabern islamischer Kunst zu teilen." Besuchte man ihn zuhause, entfaltete sich die Welt des belesenen und fachkundigen Sammlers. Dezent, mit viel Humor und im Stile des britischen Understatements empfing der deutschungarische Wahl-Londoner in der über 300 Jahre alten Residenz. Ein aufregendes Leben endete letzte Woche friedlich und beseelt von der Liebe zur islamischen Kunst.

Sammlerglück
18.03.2010 bis 17.06.2012


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