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Das antike Palmyra in 360° und 3D erleben

26.02.2019
Pergamonmuseum

Ein unter Mitwirkung des Vorderasiatischen Museums entstandener 360°-Film zeigt das antike Palmyra in historisch genauer digitaler Rekonstruktion. Produziert wurde das VR-Projekt  von ZDF/Terra X und Stiftung Preußischer Kulturbesitz.

Das UNESCO-Welterbe Palmyra erlangte 2015 traurige Berühmtheit: Vor den Augen der Weltöffentlichkeit wurde "die Königin der Wüste" durch die Terrormiliz Islamischer Staat systematisch zerstört. Erste schwere Beschädigungen an der Ruinenstadt erfolgten bereits 2013 bei Kämpfen zwischen Rebellen und syrischen Regierungstruppen. Ob ein Wiederaufbau jemals möglich sein wird, ist ungewiss. ZDF/Terra X und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz haben die antike Metropole in einem aufwendigen VR-Projekt nun digital rekonstruieren lassen.

Mehrere virtuelle Touren führen den Betrachter in 360°-Filmen durch die Highlights der antiken Stadt, wie den Bel-Tempel, das römische Theater, die Kolonnaden und den Hadrian-Bogen. Alle Darstellungen der antiken Gebäude entsprechen bis in die kleinsten Details dem aktuellen Stand der Forschung. Die Rekonstruktion ist das Ergebnis der engen Zusammenarbeit zwischen Archäologen des Vorderasiatischen Museums der Staatlichen Museen zu Berlin mit VR-Spezialisten der Firma men@work Media Services S.R.L. und wurde produziert von der Stein Film Produktion in Kooperation mit dem ZDF und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.

Das antike Palmyra in 360° und 3D: Bel-Tempel from Stiftung Preußischer Kulturbesitz.

Die größten Herausforderungen für die Computerspezialisten waren die Menge der Daten und die Komplexität der Anlagen. In Abstimmung mit Archäologen des Vorderasiatischen Museums wurde überprüft, dass Anlage und Texturierungen der Plätze, Straßen und Gebäude korrekt sind. Stück für Stück wurden die Prachtbauten Palmyras digital rekonstruiert, allein 80 Kilometer laufende Fassadenfläche im Computer virtuell aufgebaut, modelliert und texturiert. Nach über einem Jahr und mehr als 2000 Arbeitsstunden kann Palmyra nun als virtuelle Rekonstruktion unter vr.zdf.de oder in der ZDF-VR-App (für Android und iOS erhältlich) hautnah erlebt werden.

Die wichtigsten Stadtteile Palmyras können in drei in sich abgeschlossenen Touren von je circa fünf Minuten mithilfe einer VR-Brille, einem Smartphone mit Cardboard-Brille oder auch am Desktop-Computer erkundet werden. Ergänzend zu den drei Stadttouren wird der User durch ein futuristisch gestaltetes virtuelles Museum geführt, in dem historische Fotos und Fundstücke aus Palmyra präsentiert werden.

Palmyra

In der Antike war die Oasenstadt eine der reichsten und schönsten Metropolen ihrer Zeit – ein Schmelztiegel der Kulturen und Religionen. Als Symbol der Vielfalt und Toleranz geriet der Ort 2015 ins Visier der fanatischen Terrormiliz Islamischer Staat. Zeugnisse einer bedeutenden Vergangenheit, die über 2000 Jahre überdauert hatten, liegen seitdem in Trümmern. Seit den Angriffen suchen internationale Forscherteams nach einem Masterplan für die verwüstete Stätte. Sie tragen Ergebnisse der hundertjährigen Erforschung Palmyras zusammen und dokumentieren die Schäden.

Dabei geht es nicht nur um das antike Erbe Syriens, sondern auch um die kulturelle Identität eines ganzen Landes. Der tatsächliche Wiederaufbau der herausragenden UNESCO-Weltkulturstätte mag angesichts der aktuellen politischen Lage in weiter Ferne liegen. Doch Dank der digitalen Rekonstruktion der Oasenstadt kann das kulturelle Erbe der Syrer zumindest virtuell wieder erlebt werden.

Bereits in mehreren "Terra X"-Dokumentationen hat sich das ZDF mit der Geschichte und Archäologie Palmyras befasst. Alle Sendungen sowie ergänzende Interviews über die Geschichte Palmyras, seine archäologische Bedeutung und Möglichkeiten des Wiederaufbaus ebenso wie ein Video über das Making-of sind zu finden unter: palmyra.zdf.de.

Das antike Palmyra in 360° und 3D: Hadrian-Bogen from Stiftung Preußischer Kulturbesitz.

Das Vorderasiatische Museum beteiligt sich seit über 30 Jahren mit Ausgrabungs- und Restaurierungsprojekten an der archäologischen Erforschung Syriens und dem Erhalt seiner Kulturgüter. Neben der Publikation der Ergebnisse der syrisch-deutschen Grabungen am Tell Halaf von 2006 bis 2010 wird auch an einer neuen Ausstellungskonzeption für die Sammlungspräsentation im Pergamonmuseum gearbeitet. In diesem Zusammenhang werden künftig auch die Palmyra-Bestände der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, um das Nachwirken altorientalischer Kulturen zu thematisieren.

Die Stiftung Preussischer Kulturbesitz engagiert sich mit dem Museum für Islamische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin seit Jahren im Rahmen des „Syrian Heritage Archive Projects“ zum Kulturerbe Syriens. In der Ausstellung "Kulturlandschaft Syrien. Bewahren und Archivieren in Zeiten des Krieges" wird das Projekt ab 28. Februar 2019 im Pergamonmuseum einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt.