12.10.2012
Kunstbibliothek
Museen spielen heute eine wichtige Rolle bei der Neubestimmung von Kunst und Kunstgeschichte zwischen Ästhetik, Anthropologie und Politik in den globalen Perspektiven des 21. Jahrhunderts. Die Staatlichen Museen zu Berlin mit ihren universalen Sammlungen nehmen in besonderer Weise an diesem Prozess teil. Sie bieten eine einzigartige Möglichkeit zur Erforschung von Artefakten unterschiedlichster Kulturen und Zivilisationen in kunst- und wissenshistorischer Perspektive.Ein Kooperationsprojekt zwischen den Staatlichen Museen zu Berlin und dem Kunsthistorischen Institut in Florenz (Max-Planck-Institut)
Connecting Art Histories in the Museum ist ein zunächst auf vier Jahre angelegtes Forschungsprojekt, in dem das
Kunsthistorische Institut in Florenz (KHI) und die Staatlichen Museen zu Berlin (SMB) kooperieren. Es umfasst ein Stipendienprogramm für Nachwuchswissenschaftler, das exzellente Forschung und kuratoriale Arbeit in neuartiger Weise zusammenführt. Fokussiert werden zunächst künstlerische und kulturelle Interaktionen in Mittelmeerraum und Asien von 400-1650.
Im Dialog westlicher, byzantinischer, islamischer und asiatischer Kunstgeschichte befassen sich internationale Nachwuchswissenschaftler in ihren Forschungen mit Objekten oder Objektgruppen der Museen, ohne sich allein auf museologische Aspekte oder die Geschichte vormoderner Kunst zu konzentrieren. Vielmehr sollen die Verflechtungen und Dynamiken von historischen Topographien in ihren modernen Brechungen und Inszenierungen unter folgenden Fragestellungen untersucht werden:
Wie geht die Forschung zu historischen Räumen mit der Verlagerung und dem Austausch von mobilem oder immobilem Erbe um? Wie artikuliert die alte, wie die im Entstehen begriffene neue Museumslandschaft in Berlin politische und kulturelle Einstellungen in Bezug auf historische Orte der Produktion, Akkumulation und Translation von Artefakten? Wie bewerten und inszenieren Museumsausstellungen rituelle und ästhetische Dimensionen von Objekten? Welche Dynamiken entstehen zwischen Objekten in den Museen, die in Bezug auf ihre Provenienzen, ihre historischen Aufbewahrungsorte und -kontexte einander fremd sind? Diese Fragenhorizonte schließen die Beziehungen von Kunst und Wissen ebenso ein wie die Grenzen zwischen Kunst und "Nicht-Kunst", wie sie von den Museen definiert oder in Frage gestellt werden.
Seit der ersten Phase (2010-2012) sind an dem Projekt die Kunstbibliothek, das Museum für Islamische Kunst und das Museum für Asiatische Kunst (alle Staatliche Museen zu Berlin) beteiligt.
Die Stipendiaten arbeiten direkt in den jeweiligen Museen. Somit wird sowohl die Arbeit mit Originalen als auch der unmittelbare Kontakt zu den dort tätigen Wissenschaftlern ermöglicht. Durch die Koordination der Forschergruppe über gemeinsame Seminare, Workshops, Exkursionen und Tagungen, die von den Wissenschaftlern des KHI geleitet werden und an denen die Mitarbeiter der SMB sowie internationale Experten mitwirken, wird der wissenschaftliche Austausch und die Qualität der Forschung auf musealer wie auch außermusealer Ebene optimal gefördert.
Das internationale Stipendienprogramm richtet sich an Doktoranden und Post-Doktoranden der Kunstgeschichte sowie benachbarter Disziplinen. Die zunächst auf ein Jahr angelegten Stipendien, die um ein weiteres Jahr verlängert werden können, umfassen eigenständige und qualifizierende wissenschaftliche Forschungen in den Archiven und Sammlungen der Museen und ermöglichen darüber hinaus die kuratoriale Begleitung von einzelnen Ausstellungen sowie die Mitarbeit bei der Entwicklung neuer Konzepte für die Ausstellungspraxis.