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Bewegungsmelder Nr. 8: Großbritannien 2018

19.01.2018
Museum Europäischer Kulturen

Trenchcoat oder Kilt? Kleidungsstücke können als Symbole nationaler Identität dienen. Der Bewegungsmelder des MEK widmet sich Großbritannien nach der Entscheidung zum „Brexit“.

In unterschiedlichen Gegenden Europas lässt sich derzeit ein ähnliches Phänomen beobachten: der Wunsch nach Rückzug aus den übergeordneten politischen Strukturen. Großbritannien entschied sich in einem Referendum im Juni 2016 mehrheitlich für den „Brexit“, den Austritt aus der Europäischen Union. In Katalonien nahm die Unabhängigkeitsbewegung im Herbst 2017 an Fahrt auf, Zehntausende streben die Loslösung vom spanischen Staat an. Auch in Venetien und Flandern gibt es Gruppen, die Unabhängigkeit für ihre Region fordern. Die Argumente gleichen sich überall: Die ureigenen Interessen würden in den überregionalen oder transnationalen Strukturen missachtet, das Wohlergehen der eigenen Gemeinschaft zu kurz kommen. Größere politische Unabhängigkeit dagegen wird als Möglichkeit gesehen, die kulturellen Eigenheiten zu bewahren und gleichzeitig wirtschaftlich zu gedeihen.

Die mit knapper Mehrheit getroffene Entscheidung zum „Brexit“ verursachte nicht nur in Großbritannien selbst Missstimmung. Auch in den übrigen Ländern der EU löste sie Irritationen aus. Das Königreich Großbritannien war zu Beginn des 18. Jahrhunderts aus der einvernehmlichen Vereinigung der Königreiche England und Schottland hervorgegangen. Da die schottische Bevölkerung jedoch mehrheitlich weiterhin der EU angehören möchte, wird nun auch hier über Trennung und einen von England unabhängigen schottischen Nationalstaat nachgedacht. Die Idee eines solchen Nationalstaats gründet unter anderem auf der Vorstellung einer nationalen Gemeinschaft, die sich in ihren kulturellen Eigenheiten, Werten und Bräuchen von anderen Nationen unterscheidet. Nationale Symbole wie Dudelsack oder Kilt scheinen diese Eigenheiten zu versinnbildlichen. Sie dienen einerseits der Selbstbestätigung, können andererseits aber auch verhindern, die Gemeinsamkeiten und geteilten Interessen innerhalb größerer Zusammenhänge wahrzunehmen.

Der Bewegungsmelder hat sich als ein neues Format etabliert, in dem das Museum Europäischer Kulturen regelmäßig Bezug auf aktuelle Themen nimmt. Der Bewegungsmelder befindet sich im Foyer, Arnimallee 25, direkt neben dem Eingang.