16.05.2019
Museum Europäischer Kulturen
Im Bewegungsmelder zeigt das MEK Sammlungsobjekte mit Bezug zu aktuellen Themen. Für den Bewegungsmelder Nr. 12 haben wir die Aufnahme des Blaudruck-Handwerks in die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit durch die UNESCO zum Anlass genommen, uns mit dieser Kulturtechnik auseinanderzusetzen.
Blau ist die Lieblingsfarbe der Europäer*innen. Doch das war nicht immer so: Erst im Zuge der Kolonialisierung gewann Blau vor allem in der Textilfärberei an Bedeutung. Indigo (dt. „das Indische“), der „König der Farbstoffe“, wurde ab dem 17. Jahrhundert durch die Niederländische Ostindien-Kompagnie aus Indien und Indonesien massenhaft eingeführt. In der Folge begann in den Amerikas und Asien die (Zwangs-)Produktion von Indigo für den europäischen Markt. Auch die handwerkliche Technik des Blaudrucks gelangte in dieser Zeit aus Asien nach Europa und verbreitete sich von Amsterdam aus rasch.
Blaudruck ist ein Reservedruckverfahren, bei dem ein weißes Muster auf blauem Grund entsteht: Eine farbabweisende Masse („Papp“) wird mittels eines Druckstocks („Model“) auf eine Stoffbahn gebracht. Anschließend wird diese auf ein Eisengestell („Kron- oder Sternreifen”) gespannt und in das Färbebad („Küpe”) getaucht – je öfter, desto intensiver wird die Farbe. Beim Herausholen ist der Stoff zunächst gelbgrün. Was nun geschieht, wird in der Färbersprache „das blaue Wunder” genannt: Erst durch den Kontakt mit Luft oxidiert das Indigo und verwandelt sich in ein sattes und tiefes Blau. Es folgen das Auswaschen des Papp und das Kochen, Trocknen und Glätten des Stoffes.
Blaudruck eignet sich nicht für die industrielle Massenproduktion. Heute gibt es deshalb nur noch rund 25 Werkstätten in Europa, die Blaudruck praktizieren. Die Rezeptur des Papp ist in jeder Werkstatt individuell und wird als Betriebsgeheimnis gehütet. Die Modelherstellung war früher ein eigener, angesehener Handwerksberuf. Manche der noch heute benutzten Model sind mehrere hundert Jahre alt. Durch die zunehmende Zusammenarbeit mit Modedesigner*innen werden aber auch neue Muster kreiert.
Am 28. November 2018 wurde Blaudruck – nach einer gemeinsamen Nominierung durch die Tschechische Republik, die Slowakei, Ungarn, Österreich und Deutschland – von der UNESCO in die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen.
Der Bewegungsmelder hat sich als ein neues Format etabliert, in dem das Museum Europäischer Kulturen regelmäßig Bezug auf aktuelle Themen nimmt. Der Bewegungsmelder befindet sich im Foyer, Arnimallee 25, direkt neben dem Eingang.
Der derzeitige Bewegungsmelder "Blaudruck" ist bis zum 14. Juli 2019 im Museum Europäischer Kulturen zu sehen.