13.03.2019
Museum Europäischer Kulturen
Im Bewegungsmelder zeigt das MEK Sammlungsobjekte mit Bezug zu aktuellen Themen. Für den Bewegungsmelder Nr. 11 haben wir die Diskussionen um schulische Neutralität zum Anlass genommen, unsere umfassende Sammlung von Schulbüchern aus den letzten 150 Jahren unter die Lupe zu nehmen.
Die Debatte um schulische Neutralität wird derzeit so heiß geführt wie lange nicht. In mehreren deutschen Bundesländern entstanden im letzten Jahr umstrittene Internetplattformen: Auf ihnen sollen Eltern und Schüler*innen schulische „Verstöße gegen die politische Neutralität“ melden. Auch in anderen Ländern in Europa wird diskutiert. In Polen und der Türkei etwa wurden in den letzten Jahren verstärkt nationalistische und religiöse Inhalte in die Lehrpläne aufgenommen. Eltern und Lehrer*innen protestierten dort genauso wie in Ungarn, als 2016 neue Geschichts-Lehrbücher eingeführt wurden.
Schulbücher sind nie neutral: Das zeigt deutlich die umfassende Lehrbuchsammlung des MEK. Die Bücher sind stets Ergebnis von Aushandlungsprozessen. Der aktuelle Wissensstand fließt in sie ein, politische Überzeugungen und Ideologien, Überlegungen zur Unterrichtspraxis sowie zeittypische Themen. Wenn sich aber Politik nicht aus Schulen heraushalten lässt, wie geht man damit um?
Seit den 1970er-Jahren gelten in Deutschland hierfür bestimmte Grundsätze. Kontroverse politische Themen müssen im Unterricht differenziert dargestellt, analysiert und diskutiert werden. Schüler*innen sollen ihre eigene Position finden und vertreten können – sie dürfen nicht indoktriniert werden. Ein „Neutralitätsgebot“ gibt es allerdings nicht. Im Gegenteil: Laut Grundgesetz und Landesschulgesetzen sollen die Schulen in unserer Demokratie dazu beitragen, Schüler*innen zu politisch aktiven Bürger*innen im Geist der Menschenwürde, Demokratie und Gleichberechtigung zu erziehen.