18.10.2018
Bode-Museum
Drei wichtige Restaurierungsprojekte der Skulpturensammlung und des Museums für Byzantinische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin können durch einen wesentlichen Beitrag der Bank of America Merrill Lynch derzeit realisiert werden: Michel Erharts „Thronende Muttergottes mit Kind“ (1480), Antonio Rossellinos „Muttergottes mit Kind“ (um 1460) und Luca della Robbias „Muttergottes mit Kind und zwei Engeln“ (um 1430/40) waren entweder im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt worden, mit Oberflächenschmutz und vergilbten Firnissen überzogen oder zu fragil, um ausgestellt zu werden.
„Im Namen der Staatlichen Museen zu Berlin und unserer Besucherinnen und Besucher möchte ich der Bank of America Merrill Lynch für ihre wichtige Unterstützung meinen herzlichen Dank aussprechen“, so Michael Eissenhauer, Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin und Direktor der Skulpturensammlung und des Museums für Byzantinische Kunst.
„Bank of America Merrill Lynch ist eines der weltweit führenden Unternehmen im Bereich der Kunstförderung. Unser Engagement beruht auf unserer tiefen Überzeugung, dass Kunst wesentlicher Bestandteil unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens ist, sie bereichert und inspiriert. Der Austausch von Kunst verbindet Gemeinschaften und festigt interkulturelle Beziehungen und damit letztlich auch die wirtschaftliche Partnerschaft. Nachdem diese drei herausragenden Renaissance-Kunstwerke jahrelang nicht ausgestellt werden konnten, sind sie dank einer aufwendigen Restaurierung nun endlich wieder der Öffentlichkeit zugänglich. Wir sind froh darüber, dass wir dieses Projekt zusammen mit dem Bode-Museum realisieren konnten,“ sagt Armin von Falkenhayn, Deutschland-Chef der Bank of America Merrill Lynch.
Diese raffinierte Skulptur von Michel Erhart (um 1440 – nach 1522), dem führenden Bildhauer in Ulm in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, fordert zur genauen Betrachtung auf. Als vollrunde Figur angelegt, diente sie vermutlich der privaten Andacht, d.h. der stillen Anbetung durch den Besitzer. Die Neigung von Marias Haupt und ihr nachdenklicher Gesichtsausdruck verleihen der Gruppe einen elegischen Charakter, der als Vorausahnung der Passion Christi gedeutet werden kann. Ebenso mag Marias Steinthron einen Verweis auf den Grabhügel Golgatha darstellen.
Da diese Skulptur für die Nahansicht geschaffen wurde, waren bislang Kratzer und ein auf der gesamten Skulptur liegender gräulicher Schleier, der auf einen relativ neuen Lasurauftrag zurückzuführen ist, besonders störend. Die im Dezember 2017 abgeschlossenen konservatorischen Maßnahmen schließen eine Reduktion dieser Schicht sowie behutsame Retuschen ein. Das führt zu einer homogenen Erscheinung, die den Betrachter nicht länger ablenkt und die unübertreffliche Ästhetik dieses Werks wieder zur Geltung bringt.
Antonio Rossellino: Muttergottes mit Kind, um 1460, Marmor, Höhe: 75 cm
Dieses Relief der Jungfrau mit Kind des Renaissancebildhauers Antonio Rossellino wurde 1945 schwer durch Feuer beschädigt. 1958 kehrte es als eine auf eine Marmorplatte montierte Gruppe verfärbter Fragmente aus der Sowjetunion nach Berlin zurück. Die Hauptfiguren waren noch intakt, der Großteil des Hintergrunds hingegen war verloren gegangen, ebenso der Schleier der Jungfrau, ein Teil ihres Knies und die Heiligenscheine. Nur die Hälfte jedes Cheruben-Gesichts war noch erhalten – in Form unzusammenhängender, durcheinandergewürfelter Fragmente. 2012 wurden die fehlenden Elemente mithilfe eines aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg stammendenden Gipsabgusses rekonstruiert, sodass zum ersten Mal nach über 70 Jahren Marias Zärtlichkeit für ihr Kind und die Einheitlichkeit der Komposition wieder erfahrbar werden. Nun konnte auch der ebenfalls 1945 zerstörte historische Renaissancerahmen sorgfältig rekonstruiert und auf diese Weise die Rücktransformation des Reliefs von einer Ruine zu einem Meisterwerk der Sammlung abgeschlossen werden.
Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert wurde diese Lünette in Berlin als Meisterwerk Luca della Robbias ausgestellt. In der Tat bestehen große Ähnlichkeiten zu einem der berühmtesten Werke della Robbias, der in den 1430er-Jahren im Wettstreit mit Donatello für die Kathedrale von Florenz geschaffenen „Sängerempore“ oder „Cantoria“. Die Gesichter und der Faltenwurf verfügen über jene Sanftheit, die das Werk Luca della Robbias kennzeichnet. Die Technik weicht allerdings vom übrigen Oeuvre des Künstlers ab, was einige Forscher an der Authentizität des Werks zweifeln lässt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Lünette in schlechtem Zustand. Sie lagerte im Depot des Bode-Museums in Ost-Berlin, was eine eingehende Untersuchung durch Fachleute verhinderte. Infolge dessen verschwand das Werk nahezu vollständig aus der wissenschaftlichen Literatur. Nach der Wiedervereinigung jedoch kontaktierten zahlreiche Forscherinnen und Forscher das Museum, um auf die Bedeutung des Stücks aufmerksam zu machen, die ohne die derzeit erfolgende gründliche wissenschaftliche Analyse und sorgsame Restaurierung nicht in Gänze erfasst werden könnte. Derzeit finden Untersuchungen der monochromen Überfassungen statt – diese müssen gesichert, konserviert und aufwendig retuschiert werden. Aus statischen Gründen muss das Relief auseinander genommen und neu verbunden werden. Eine zu entwickelnde Edelstahlkonstruktion wird eine spätere Montage an der Wand ermöglichen.