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Ausstellung „Rundgang 50Hertz“ ab 12. Mai 2021 online zu sehen

12.05.2021
Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart

Die Nationalgalerie setzt ihre Kooperation „Rundgang 50Hertz“ mit dem Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz zur Förderung von Kunsthochschul-Absolvent*innen ab Mai 2021 in digitaler Form fort. Die Jury wählte unter 300 Bewerbungen 3 Gewinnerinnen aus: Paula Àbalos, Elena Greta Falcini und Annabel Häfner.

Kunst studieren im Lockdown – so lautet das Thema des diesjährigen Rundgang 50Hertz. Was passiert, wenn sich eigentlich nichts mehr ereignet und sich das soziale Leben ausschließlich in den Bereich des Virtuellen verlagert? Wie können Künstler*innen dieses Vakuum kreativ nutzen und wie wirken sich die einschränkenden Maßnahmen konkret auf die künstlerische Arbeit aus? Diese Fragen haben in den vergangenen Monaten mit der Schließung von Ateliers, Werkstätten und Hochschulen das Leben von Kunststudierenden gravierend geprägt und sind Ausgangspunkt des Rundgang 50Hertz, für den die Jury Paula Àbalos, Elena Greta Falcini und Annabel Häfner auswählte.

„Rundgang 50Hertz“ ab 12. Mai 2021 erstmals in digitaler Form

Nach insgesamt drei Gruppenausstellungen seit 2017 wird der diesjährige Rundgang erstmals in digitaler Form und auf der Basis eines Limited Call präsentiert. Die online-Plattform untersucht anhand der drei künstlerischen Beispiele, inwieweit die Corona-Maßnahmen zu (Spiel-)Regeln und Katalysatoren für neue künstlerische Arbeitsformen wurden. Die dynamische Internetseite dient als Kommunikationsplattform des Projektes, auf der Filme des Berliner Kameramanns Alexander Gheorghiu über die Arbeits- und Schaffensprozesse der drei Gewinnerinnen zugänglich sind. Mit der Plattform geht am 12. Mai 2021 auch die Publikation zum Projekt online: www.rundgang50hertz.de

Das Förderprojekt Rundgang 50Hertz, das die Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin und der Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz gemeinsam ins Leben gerufen haben, hat im Jahr 2020 auf die große Herausforderung, die die Corona-Pandemie für die Weltgesellschaft bedeutet, reagiert. Es ist ein neues Format entstanden, das nun über die Online-Plattform den ausgewählten Kunststudent*innen eine erweiterte Sichtbarkeit für ihre Arbeit bietet.

Gabriele Knapstein, Leiterin des Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin.

Mit dem Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin haben wir bereits seit 2017 eine enge, vertrauensvolle – ja sogar im wahrsten Sinne des Wortes – nachbarschaftliche Kooperation. Wir freuen uns sehr, diese Zusammenarbeit in diesem Jahr für weitere drei Jahre zu verlängern. Denn Kunst ist ein wichtiger Bestandteil in unserem Leben, privat wie beruflich. Sie motiviert zu experimentieren, sie unterliegt einem stetigen Wandel und sie lebt von der Suche nach dem Neuen, nach dem nie Dagewesenen.

50Hertz-Arbeitsdirektorin Sylvia Borcherding die Kulturförderung.

Die öffentliche Ausschreibung zur Teilnahme am Wettbewerb erfreute sich großer Resonanz: rund 300 Absolvent*innen der Kunsthochschulen Berlin, Hamburg und Leipzig – alle im Netzgebiet von 50Hertz – beworben. Die Jury aus Gabriele Knapstein, Leiterin des Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin / Sylvia Borcherding, Arbeitsdirektorin von 50Hertz & Kerstin Maria Rippel, Leiterin Kommunikation und Politik von 50Hertz / und dem Künstler Tilman Wendland als Gast hat drei Künstlerinnen nominiert.

Filmarbeit von Paula Ábalos

In der Filmarbeit „The Invisible Cloth“ von Paula Ábalos (* 1989 in Santiago de Chile) geht es um eine Arbeitskraft, die nachts einsam und allein ein Fitnessstudio reinigt. Großformatige Fotografien an den Wänden zeigen die Ergebnisse der zur Optimierung des Körpers bereitgestellten Geräte. Allgewaltig kontrastieren Idealbilder trainierter Körper von totalitärem Ausmaß die einzig real anwesende Person im Raum, deren Erschöpfung mit der Reinigung eines jeden Gerätes zunimmt. Das Verhältnis zwischen diesen beiden Ebenen – zwischen abwesendem Idealbild und anwesendem Realbild – wird im Verlauf der Nacht immer sonderbarer.

Installation von Elena Greta Falcini

Elena Greta Falcini (* 1986 in Eggenfelden) ist fasziniert von der Alchemie. Sie erforscht und erfindet unterschiedliche Materialien, die sie nachts aus geheimnisvollen Ingredienzien in ihrem Atelier zusammenbraut. Dieser Schaffensprozess wird begleitet von Fragen wie: Was ist Material? Wie zeigt es sich? Ist es autonom? Getrieben von einem Erkenntnisinteresse nach den Bedingungen der Entstehung und Beschaffenheit von Materialität an sich geht Falcini den Dingen auf den Grund. Sie beauftragt ein Forschungsinstitut, das von ihr erfundene Material zu entschlüsseln und in eine wissenschaftliche Formel zu übersetzen. Das laborähnliche Setting dieser Erkundung ist genauso Teil ihrer Installation, wie ihre von den Experimenten gezeichneten Arbeitsschuhe.  

Annabell Häfners „Nicht-Orte“

Annabell Häfner (* 1993 in Bonn) malt „Nicht-Orte“. Der französische Ethnologe und Anthropologe Marc Augé hat 1992 ein Buch mit demselben Titel über dieses in einer globalisierten Welt aufscheinende Phänomen verfasst. „Nicht-Orte“ sind anonyme Orte, ohne individuelle Identität, die Menschen nur kurz passieren. Hier entstehen keine sozialen Beziehungen, es sind gleichförmige Orte, an denen man nicht selten auf sich selbst zurückgeworfen wird. Von diesen sogenannten Transiträumen (dazu zählen Bahnhöfe, Flughäfen, Raststellen, Einkaufszentren etc.) wählt Häfner Hotelzimmer aus. Sie übersetzt den Charakter der sogenannten „Nicht-Orte“ in ihre Malweise. Flüchtigkeit und Geschwindigkeit bestimmten den Duktus. Schicht für Schicht entfernt sie sich immer mehr vom Motiv des Hotelzimmers. So entstehen atmosphärische Farb-Orte.

Filme vom 11. bis 13. Juni 2021 vor Ort im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin zu sehen

Vom 11. bis 13. Juni 2021 sollen die auf der digitalen Plattform präsentierten Filme außerdem im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin in einer Architektur von Florian Stirnemann (raumlabor berlin) für alle Besucher*innen vor Ort zu sehen sein.

Neue Konzeption hinsichtlich Digitalisierung, Diversität und Thematik

Der Rundgang 50Hertz wurde hinsichtlich Digitalisierung, Diversität und Thematik von der Kuratorin Melanie Franke neu konzipiert. In dieser Form findet der Rundgang 50Hertz weitere drei Jahre bis einschließlich 2023 statt. Der Call zur Teilnahme an der kommenden Ausgabe erfolgt im Juli 2021 auf www.rundgang50hertz.de.

Kooperationsprojekt „Rundgang 50Hertz“

Rundgang 50Hertz ist ein Förderprojekt für Absolvent*innen ausgewählter Kunsthochschulen in Deutschland. Es basiert auf einer seit 2017 bestehenden Kooperation zwischen der Nationalgalerie – Staatliche Museen zu Berlin und dem Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz. Gefördert werden Absolvent*innen von Kunsthochschulen im Netzgebiet des Unternehmens. Im Zentrum der Zusammenarbeit stehen Künstler*innen, die kürzlich ihr Studium beendet haben und erste Schritte innerhalb des Kunstbetriebs unternehmen. Eine jährlich wechselnde Fachjury wählt bis zu drei Abschlussarbeiten aus, die an den Kunsthochschulen in Berlin, Hamburg und Leipzig entstanden sind. Diese werden mit einer Veranstaltung im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin und einem Katalog prämiert.