14.04.2018
Märchen und Erzählungen aus Deutschland und der arabischen Welt versammelt die Ausstellung „Arab and German Tales. Transcending Cultures“, die das Ägyptische Museum und Papyrussammlung der Staatlichen Museen zu Berlin gemeinsam mit der Arab-German Young Academy for Sciences and Humanities (AGYA) in der Qatar National Library in Katar ausrichten.
In einer Zeit, in der gesellschaftliche Debatten zunehmend von Abgrenzung geprägt sind, ist es umso wichtiger, sich den vielfältigen, auch historisch gewachsenen Gemeinsamkeiten der verschiedenen Kulturen forschend zu widmen und diese einer internationalen Öffentlichkeit aufzuzeigen. Die Ausstellung zeigt die über Jahrhunderte währenden wechselseitigen Einflüsse, gemeinsamen Ideen sowie die Weitergabe von Ideen und Konzepten zwischen Kulturen – angefangen bei den frühesten bekannten Beispielen niedergeschriebener Geschichten und Erzählungen aus dem antiken Mesopotamien und dem Alten Ägypten.
Die Ausstellung "Arab and German Tales. Transcending Cultures" zeigt erstmals gemeinsam Meisterwerke der Erzählkunst aus beiden Kulturen, darunter das mesopotamische Gilgamesch-Epos, die altägyptische Erzählung des Sinuhe, die Klagen des Beredten Bauern, die älteste Version der weltbekannten internationalen Achikar-Geschichte aus Elephantine und das einzigartige Manuskript des mündlichen Banu Hilal Epos, das heute zum Weltkulturerbe der UNESCO zählt. Ebenso werden eine arabische Originalhandschrift Johann Wolfgang von Goethes sowie seltene Manuskripte und Bucheditionen der Gebrüder Grimm und von „Tausendundeiner Nacht“ präsentiert. Ihren multimedialen Höhepunkt findet die Ausstellung mit Beispielen aus der heutigen modernen Erzähltradition in Katar, der arabischen Welt und Deutschland.
Schon früh gab es Reisende, die als Vermittler zwischen beiden Weltregionen fungierten und einen wichtigen Beitrag zum Kulturaustausch leisteten. Wer weiß schon, dass im Jahr 806 ein Elefant durch die karolingische Stadt Aachen lief? Er wurde aus Bagdad als diplomatisches Gastgeschenk von Harun ar-Rashid, dem Khalifen des arabischen Abbasidenreiches, an Karl den Großen mitgebracht. Das antike Erbe hat sich auf die arabischen Kulturen in unterschiedlichster Weise ausgewirkt. Diese Erzählungen haben über Jahrhunderte bis heute Schriftsteller, Künstler, Filmschaffende und Gelehrte inspiriert.
Die Ausstellung und die im Kadmos-Verlag erscheinende, englisch-deutsch-arabische Begleitpublikation sind das Ergebnis eines vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung, der deutschen Botschaft zu Doha, den Staatlichen Museen zu Berlin und der Qatar National Library geförderten Forschungsprojekts des Arab-German Young Academy for Sciences and Humanities (AGYA), das am Ägyptischen Museum und Papyrussammlung der Staatliche Museen zu Berlin durchgeführt wurde.
„Arab and German Tales. Transcending Cultures“ ist die Eröffnungsausstellung der Qatar National Library, die am 17. April 2018 das von Architekt Rem Koolhaas entworfene Gebäude unter der Schirmherrschaft des Emirs feierlich eröffnet. Die größte Bildungsbibliothek der arabischen Welt ist Teil der Qatar Foundation und befindet sich in der „Education City“ von Doha, die sich ausschließlich der Wissenschaft und Bildung widmet.