16.12.2022
Humboldt Forum
Ab 18. Dezember 2022 präsentiert Mirae kate-hers RHEE das Augmented Reality-Spiel „Sammel-Sucht/Collecting Crave“: Hier experimentiert sie mit neuen künstlerischen Formaten und lädt Besuchende der Museumsausstellungen im Humboldt Forum zu einer spielerischen Auseinandersetzung ein. Teilnehmende erhalten zudem die Möglichkeit, die Entwicklung des Spiels mitzugestalten. Das Spiel bietet die Möglichkeit, Artefakte und Sammlungsobjekte aus westlichen Museen in Form multimedialer AR-Komponenten zu einer eigenen Sammlung zusammenzustellen.
Die Künstlerin Mirae kate-hers RHEE ist zurzeit Stipendiatin am Museum für Asiatische Kunst und Ethnologischen Museum der Staatlichen Museen zu Berlin, wo sie ein Solo-Projekt für 2024 vorbereitet. In ihren stets partizipativ-skulpturalen Installationen hinterfragt sie die Rolle der westlichen Museen als Wächter postkolonialer Werte. Ausgehend von den sogenannten Wunderkammern reflektiert die Künstlerin transnationale Sammlungspraktiken, Ausstellungs- und Objektgeschichten, die sie während der Zeit ihrer residency am konkreten Beispiel der Museen erforscht. Sie sucht dafür auch die Auseinandersetzung mit der Öffentlichkeit in Gestalt analoger und digitaler Plattformen wie performativer Vorträge, Ausstellungen und Workshops.
Basis des Spiels ist ein großformatiges Foto, das ein Regal zeigt, das von der Künstlerin selbst hergestellt wurde. Es handelt sich um eine Nachbildung auf der Grundlage einer Malerei des berühmten koreanischen Hofmalers Yi Ŭngnok (ca. 1860). Das Bild von Yi Ŭngnok steht exemplarisch für die Munbangdo-Malerei (Malerei des Gelehrtenstudios), eines einzigartigen Genres von Stillleben, das im späten 18. Jahrhundert in Korea entstand. Munbangdo-Stellschirme zeigen Duobaoge (Schatzkästen), chinesische Sammler-Schränke mit asymmetrischen Regalen, die in Korea begehrt waren. Bücher sind das wichtigste Motiv der Munbangdo-Malerei, in der Gegenstände dargestellt werden, die in enger Beziehung zum Bestreben der Gelehrten stehen: eine gleichsam figürliche Darstellung und ein abstraktes Portrait einer Person.
Das von der Künstlerin konzipierte Spiel „Sammel-Sucht/Collecting Crave“ transzendiert das Konzept der Wunderkammer, jenes aus dem europäischen Kontext bekannten Aufbewahrungsorts für Kostbarkeiten, über Raum und Zeit und erinnert an die koreanische Version der Wunderkammern, die den transkulturellen Austausch mit der chinesischen Sammelkultur widerspiegelt. Es regt zu neuen und kritischen Sichtweisen auf Vermittlungsformate im Museum an, insbesondere auf die Art und Weise, wie Kunstwerke und kulturelle Artefakte präsentiert werden, die nicht dem europäischen Kontext zuzuordnen sind. „Sammel-Sucht/Collecting Crave“ ermutigt die Teilnehmenden, ihre eigenen kritischen Positionen in Bezug auf die aktuellen Debatten über Kunst im globalen Kontext, Imperialismus und Postkolonialismus zu formulieren.
Die Teilnehmenden können ihre Sammlungen fotografieren und in den sozialen Medien mit #sammelsucht und #collectingcrave teilen.
Die Künstlerin Mirae kate-hers RHEE (이미래/李未來) arbeitet und lebt aufgrund ihrer transracial Erfahrungen zwischen den Vereinigten Staaten, Südkorea und Deutschland. Das Erlernen von neuen Sprachen, das Umschalten zwischen Kodierungen, kulturellen Traditionen und Praktiken beeinflusst ihre künstlerische Arbeit. Aus einer futuristisch-feministischen Perspektive schafft sie komplexe forschungsbasierte Gesamtkunstwerke, die auto-ethnografische Geschichten erzählen. RHEE erhielt ihren MFA in Studio Art an der University of California-Irvine, wo sie ein Graduate Studies Diversity und Jacob K. Javits Fellow war. 2009 gründete sie ihr Atelier in Berlin.
Die Präsentation ist zu finden in RAUM 304 im Rahmen der Dauerausstellung „Ethnologische Sammlungen und Asiatische Kunst“ im Humboldt Forum.
Gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.