02.03.2020
Alte Nationalgalerie
Eine Woche vor Ende der Ausstellung haben 125.000 Besucher*innen die Sonderausstellung „Kampf um Sichtbarkeit. Künstlerinnen der Nationalgalerie vor 1919“ in der Alten Nationalgalerie gesehen, die nur noch bis 8. März 2020 läuft. Sie nimmt Werke von Malerinnen und Bildhauerinnen in den Blick, die es trotz aller Widrigkeiten in die Kunstöffentlichkeit geschafft und Eingang in die Sammlung der Nationalgalerie gefunden haben. Die Ausstellung ist eine Revision der eigenen Sammlung unter dem wichtigem Aspekt heutiger Diskurse um Gleichberechtigung.
Am 28. Februar 2020 haben Udo Kittelmann, Direktor der Nationalgalerie und Ralph Gleis, Leiter der Alten Nationalgalerie den 125.000 Besucher der Ausstellung begrüßt: Antoine Pihier (31) ist aus Rennes (Frankreich) angereist, um die Ausstellung zu besuchen.
Vor 100 Jahren konnten die ersten Frauen ihr reguläres Studium an der Berliner Kunstakademie aufnehmen und das erste Mal ihr Wahlrecht ausüben. Dies nimmt die Ausstellung „Kampf um Sichtbarkeit. Künstlerinnen der Nationalgalerie vor 1919“ zum Anlass, sich erstmals ausführlich allen vor 1919 entstanden Werken von Malerinnen und Bildhauerinnen aus der Sammlung der Nationalgalerie zu widmen. Gelang zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch einigen wenigen Frauen eine exzeptionelle Karriere innerhalb eines vorwiegend männlichen Kunstbetriebs, so verschärften sich die Restriktionen für Künstlerinnen ab der Jahrhundertmitte. Der Zugang zu Kunstakademien, Stipendiensystemen und wichtigen Auftragsarbeiten wurde ihnen verwehrt. In ihrem „Kampf um Sichtbarkeit“ engagierten sie sich in künstlerischen Vereinigungen, erkämpften sich Ausstellungsmöglichkeiten und zunehmend auch die Aufmerksamkeit wichtiger Förderer sowie die damit verbundenen prestigeträchtigen Aufträge und Ankäufe.
Gezeigt werden in der Ausstellung über 60 malerische und bildhauerische Werke von Künstlerinnen aus 140 Schaffensjahren, die alle vor 1919 entstanden sind. Einige davon sind seit Jahrzehnten Bestandteil der Dauerausstellung wie die Gemälde von Caroline Bardua, Elisabeth Jerichau-Baumann oder Sabine Lepsius. Andere werden nach langen Jahren im Depot erneut in der Alten Nationalgalerie zu sehen sein, darunter Arbeiten der Porträt- und Historienmalerinnen Friederike O’Connell oder Paula Monjé. Ein großer Teil wurde noch nie in den Räumen auf der Museumsinsel Berlin präsentiert. Zahlreiche einst erfolgreiche Künstlerinnen sind im Laufe der Zeit in Vergessenheit geraten, wie die norwegische Bildhauerin Ambrosia Tønnesen, die auch in den USA erfolgreiche Salonmalerin Vilma Parlaghy oder die russische Avantgarde-Pionierin Natalija Gončarova. In ihrer Vielfalt leisteten die Künstlerinnen einen wesentlichen Beitrag zum Kunstgeschehen ihrer Zeit.
Mit „Kampf um Sichtbarkeit. Künstlerinnen der Nationalgalerie vor 1919“ setzen wir die mit den Ausstellungen „Hello World. Revision einer Sammlung“, oder „Die Schwarzen Jahre. Geschichten einer Sammlung. 1933-45“ ebenso konsequente wie wichtige Neubefragung der Sammlung der Nationalgalerie fort. Darum freut es uns umso mehr, dass die Werke der Künstlerinnen der Nationalgalerie vor 1919 von einem so großen Publikum wahrgenommen werden.
Udo Kittelmann, Direktor der Nationalgalerie
Die Restaurierung zahlreicher Werke wurde durch die großzügige Unterstützung der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung ermöglicht.
Zur Ausstellung ist ein reich bebilderter Ausstellungs- und Bestandskatalog mit ausführlichen Biografien der vertretenen Künstlerinnen in deutscher und englischer Sprache im Reimer Verlag erschienen.
Am 5. März 2020 um 18 Uhr führt Ralph Gleis, Leiter der Alten Nationalgalerie, noch einmal durch die Ausstellung (4 EUR zzgl. Eintritt). Hier finden Sie die Einzelheiten zu diesem Termin.
Ausstellung
Kampf um Sichtbarkeit
11.10.2019 bis 08.03.2020
Online-Angebot
Trailer: Kampf um Sichtbarkeit. Künstlerinnen der Nationalgalerie vor 1919