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Extremismusprävention und Erschließung museumspädagogischer Zugänge für muslimische Multiplikatoren

Kooperationsprojekt mit dem Institut für Islamische Theologie der Universität Osnabrück

Im Zuge des Projekts werden die Imamweiterbildung in Osnabrück inhaltlich mit Interkultureller Bildung ergänzt und es werden neue Unterrichtsmaterialien für den Gebrauch in Moscheegemeinden entwickelt. Dadurch werden auch die zukünftigen Jahrgänge des Weiterbildungsstudienganges in interkulturellen Fragen weitergebildet. Die direkte Beteiligung der Imame bezieht eine wichtige Personengruppe des islamischen Gemeindelebens und der Bildungsarbeit in Moscheen mit ein. Dadurch sind die Inhalte einerseits bedarfsorientiert und finden andererseits direkten Eingang in die Arbeit der Gemeinden.

So bauen die Moscheen mit Unterstützung des Museums und der Universität ihr Bildungsangebot aus, wovon die ganze Gemeinde profitiert. Gleichzeitig erhöht das Projekt die kulturelle Teilhabe von Muslimen, in dem es sie stärker als bisher in die Arbeit der Staatlichen Museen zu Berlin einbindet. Die Partizipation von Minderheiten an zentralen gesellschaftlichen Prozessen ist eine Voraussetzung für ein funktionierendes Gemeinwesen. Und der Kultur kommt hier eine wichtige Rolle mit hoher Symbolkraft und großem praktischen Nutzen zu.

Das Projekt thematisiert, wie ein fortschrittliches Zusammenleben in einer heterogenen multikulturellen Gesellschaft funktionieren kann. Dabei ist es wichtig sowohl den muslimischen Migrantinnen und Migranten (sowie den in Deutschland geborenen Nachfahren) als auch der so genannten Mehrheitsgesellschaft die engen und langen Verbindungen zwischen den Kulturen zu vergegenwärtigen und positive Beispiele aus der Geschichte in einen aktuellen Zusammenhang zu stellen. Ausgangspunkt ist der ähnliche Entstehungskontext der drei monotheistischen Religionen und der zahlreichen Kulturen aus ihrem Umfeld in der Epoche der Spätantike. Aber auch die Jahrhunderte alten Verbindungen zwischen den Religionen und Kulturen werden betont.

Warum dieses Projekt? Die Nachfahren muslimischer Migrantinnen und Migranten leben heute bereits in der 2. – 4. Generation in Deutschland. Das heißt sie sind deutsch, auch wenn ihnen das von mancher Seite noch immer abgesprochen wird. Sie und die neu hinzugekommenen muslimischen Migrantinnen und Migranten stehen aber zunehmend unter einem kulturellen Erklärungsdruck und werden häufig als Vertreterinnen und Vertreter „des Islam“ wahrgenommen. Sie werden pauschal beurteilt und mit vereinfachten kollektiven Identitätsbildern konfrontiert, die eine unbelastete individuelle Persönlichkeitsentwicklung erschweren. Dadurch wächst für manche der Anreiz eine vermeintlich eindeutige und spannungsfreie Vorstellung als Selbstbild anzunehmen. Extreme Positionen versprechen ihnen angesichts von Ausgrenzungen eine gefühlte Stärke und verzeichnen daher Zulauf. Zusammengehörigkeit und Ausgleich sind dann nur noch schwer zu erreichen. Das Kooperationsprojekt wirkt dem entgegen und vermittelt immer entlang der Sammlung und der Objektgeschichten offene und tolerante Selbst- und Fremdbilder, was dem konstruktiven Zusammenleben dient. Die Einbindung der Interkulturellen Bildung in die Begleitung gesellschaftlicher Veränderungen ist Präventionsarbeit auf der frühesten denkbaren Stufe.


Projektleitung: Prof. Bülent Uҫar (Institut für Islamische Theologie), Prof. Stefan Weber (Museum für Islamische Kunst)
Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Koordinator: Roman Singendonk, M. A.
Projektmitarbeiterinnen: Rafiqa Younes, M. A. (Outreach), Dr. Ismael Yavuzcan (Religions- und Gemeindepädagogik)
Projektträger: Universität Osnabrück, Stiftung Preußischer Kulturbesitz
Förderer: Die Beauftragte der Bunderegierung für Kultur und Medien, Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur, Niedersächsische Lotto-Sport-Stiftung
Laufzeit: Oktober 2015 bis September 2018