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Galerie des 20. Jahrhunderts

In einem gemeinsamen Provenienzforschungsprojekt der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und des Landes Berlin zur „Galerie des 20. Jahrhunderts“ wurde die Herkunft von rund 500 Kunstwerken systematisch untersucht. Die Werke stehen im Eigentum des Landes Berlin und werden heute als Dauerleihgaben in der Nationalgalerie und im Kupferstichkabinett verwahrt.

Bis heute befinden sich rund 1.000 Werke aus der ehemaligen Galerie des 20. Jahrhunderts (West) als Leihgaben des Landes Berlin bei den Staatlichen Museen zu Berlin. Etwa 500 davon entstanden vor 1945, also vor dem Jahr, in dem die Einflussnahme des NS-Regimes auf Eigentumsumschichtungen endete. Mit dem Ziel der Auffindung von NS-verfolgungsbedingtem Kulturgut in diesem Teilbestand wurde das Provenienzforschungsprojekt vom Zentralarchiv und dem Land Berlin gemeinsam initiiert und am Zentralarchiv durchgeführt.

Die Ergebnisse der Recherchen werden in einer Datenbank präsentiert. Dort werden die untersuchten Gemälde, Plastiken, Zeichnungen, Aquarelle und Druckgraphiken einzeln und detailliert mit ihrer jeweiligen Besitz- und Eigentumsgeschichte vorgestellt. Die Datenbank bietet einen Einblick in die vielfältigen Felder der Provenienzforschung und die faszinierenden Verflechtungen von Künstler*innen, Sammler*innen und dem Kunsthandel der Moderne im Deutschland der 1910er- bis 1960er-Jahre.

Über den Herkunftsnachweis einzelner Kunstwerke hinaus, deckte das Forschungsprojekt bislang unbekannte historisch-politische, regionale und biographische Zusammenhänge auf. Diese Erkenntnisse zur eigenen Sammlungshistorie flossen in eine Buchpublikation ein. Das Buch erzählt die Entwicklung der Galerie des 20. Jahrhunderts im Spannungsfeld zwischen Vier-Sektoren-Stadt und der Spaltung Berlins in Ost und West. Ihre Geschichte begann direkt nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Stadt Berlin beschloss, die in der NS-Zeit erlittenen Verluste an „entarteter Kunst“ durch gezielte Neuankäufe aufzuwiegen. So spielte die Galerie eine zentrale Rolle beim kulturellen Wiederaufbau der zerstörten Hauptstadt. Der Teilung Berlins 1948 begegnete die einst auf Initiative des Magistrats von Groß-Berlin gegründete Sammlung mit einem Neustart im Westen der Stadt. Unter der Leitung von Adolf Jannasch bezog sie das senatseigene Landwehrcasino in der Jebensstraße und war nun öffentlich zugänglich. Zwanzig Jahre lang existierte die Galerie des 20. Jahrhunderts als städtisches Museum, ehe sie 1968 mit der Nationalgalerie vereint wurde und den grandiosen Neubau Ludwig Mies van der Rohes bezog, die Neue Nationalgalerie am Kulturforum.


Einrichtung: Zentralarchiv, Staatliche Museen zu Berlin
Projektleitung: Dr. Petra Winter
Projektmitarbeiterinnen: Dr. Christina Thomson, Dr. Hanna Strzoda
Kooperationspartner: Land Berlin, Senatsverwaltung für Kultur und Europa
Laufzeit: 2010 bis 2016 (abgeschlossen)
Datenbank: www.galerie20.smb.museum
Publikation: Christina Thomson und Petra Winter (Hrsg.): Die Galerie des 20. Jahrhunderts in Berlin 1945–1968. Der Weg zur neuen Nationalgalerie. Mit Beiträgen von Hanna Strzoda, Christina Thomson, Petra Winter, Alexander Jannasch und mit einem Bestandsverzeichnis. München/Berlin 2015.