Von 1921 bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs wurden die Sammlungen des Kunstgewerbemuseums als „Schlossmuseum“ im Berliner Stadtschloss präsentiert. Zwischen 1933 und 1945 erwarb es rund 700 Einzelpositionen jenseits der großen Konvolute, wie zum Beispiel den 1935 übernommenen Stücken aus dem Kunstbestand der Dresdner Bank. Die Zahl der Kriegsverluste ist in der Sammlung des Schlossmuseums immens groß. Dadurch reduziert sich der zu erforschende Bestand auf rund 180 Gegenstände.
Als „Deutsches Gewerbe-Museum zu Berlin“ 1867 gegründet, wurde das Museum zwölf Jahre später in „Kunstgewerbemuseum“ umbenannt und erhielt 1881 ein eigenes Haus, den heutigen Gropius Bau. Nach der Abdankung Kaiser Wilhelms II. zog das Museum 1921 in die Räume des Berliner Stadtschlosses und vereinte sich mit Teilen der dort verbliebenen höfischen Ausstattung. Fortan wurde es den Besuchern als „Schlossmuseum“ präsentiert. Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, wurden wesentliche Teile der Bestände ausgelagert und erlitten herbe Verluste. In der Nachkriegszeit zeigte man die reduzierte Sammlung Ost-Berlins seit 1963 im Schloss Köpenick. Im Westen der geteilten Stadt konnte in demselben Jahr eine Dauerausstellung im Charlottenburger Schloss eröffnen. 1985 zog das Museum in den von Rolf Gutbrod entworfenen Neubau am Kulturforum ein. Dort ist es bis heute beheimatet, während Schloss Köpenick als Dependance nach der Wiedervereinigung beibehalten wurde.
So vielfältig wie die für das Kunstgewerbemuseum erworbenen Objekte, die vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert reichen und vielfältige Materialgruppen wie Keramik, Porzellan, Glas, Goldschmiedearbeiten, Schmuck, Textilien und Möbel umfassen, sind auch die Erwerbungsquellen. Vieles wurde von Privatleuten geschenkt oder gekauft, man tauschte Verzichtbares gegen Desiderata und schickte Museumsmitarbeiter zu Auktionen, um Stücke für die Sammlung zu ersteigern. Auch auf dem freien Antiquitätenmarkt war das Museum Kunde.
Der historische Museumsbestand aus der Zeit als „Schlossmuseum“ soll systematisch nach NS-verfolgungsbedingt entzogenen Objekten, insbesondere aus jüdischem Eigentum, durchsucht und etwaige Funde restituiert werden. Eine Reihe von Vorarbeiten erleichtern den Einstieg in die Recherchen, etwa das abgeschlossene Provenienzforschungsprojekt zu den Erwerbungen von der Dresdner Bank. Auch eine Erstüberprüfung des Bestands Schlossmuseum ist bereits erfolgt, der eine klare Priorisierung der Forschungen zu verdanken ist. Nicht zuletzt ist die Geschichte dieses in jeder Hinsicht facettenreichen Museums ausnehmend gut erforscht und publiziert.
Einrichtung: Zentralarchiv, Staatliche Museen zu Berlin
Projektleitung und Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Dr. Hanna Strzoda
Museologische Assistenz: Manuela Krüger (Kunstgewerbemuseum)
Laufzeit: Seit 2025
Publikation: Barbara Mundt: Museumsalltag vom Kaiserreich bis zur Demokratie. Chronik des Berliner Kunstgewerbemuseums. (Schriften zur Geschichte der Berliner Museen, Bd. 5). Köln, Weimar, Wien 2018