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Restaurierung im Vorderasiatischen Museum

Im Archäologischen Zentrum nutzt das Vorderasiatische Museum seit Sommer 2012 drei eigene, in günstiger Nähe zu seinen Ausstellungen im Pergamonmuseum sowie den Depots für archäologische Objekte und Tontafeln mit Keilschrift gelegene Restaurierungswerkstätten für Stein, Keramik/organische Materialien und Metall.

Der weltweit anerkannte Ruf der Restauratoren ermöglicht in Verbindung mit der hochmodernen Ausstattung dieser Arbeitsplätze eine optimale konservatorische Betreuung der Museumsbestände, die wissenschaftliche Untersuchung von Einzelobjekten sowie die Entwicklung neuer Restaurierungsverfahren. Alle Restauratoren beteiligen sich an Forschung und Lehre, ihr Wissen und ihre Erfahrungen sind national und international mehr und mehr gefragt.

Stein

Die Steinobjekte des Vorderasiatischen Museums unterliegen vielfältigen Schadensprozessen, die vor allem aus den Umständen der archäologischen Funde herrühren. Es sind jedoch auch moderne Schäden durch Kriegseinwirkungen und unsachgemäße Restaurierung zu behandeln. Neben den restauratorischen und konservatorischen Arbeiten werden auch umfangreiche plastische Rekonstruktionen ausgeführt. Dadurch können an nur fragmentarisch erhaltenen Steinbildwerken Formzusammenhänge und die ursprüngliche Ästhetik weitgehend wiederhergestellt werden.

Zu den wichtigsten Restaurierungsprojekten der letzten Jahrzehnte gehört die erfolgreiche Rekonstruktion einer Skulpturensammlung aus dem frühen 1. Jahrtausend v. Chr., die während des Zweiten Weltkriegs im Tell Halaf-Museum, das sich in Berlin-Charlottenburg befand, zerstört wurde. Innerhalb von neun Jahren ist es Steinrestauratoren, Archäologen und Mineralogen bis 2010 in enger Zusammenarbeit gelungen, die monumentalen Kunstwerke aus über 27.000 Fragmenten wieder zusammenzusetzen und fehlende Partien reversibel zu ergänzen. International gefragt ist daher heute nicht nur die weiterentwickelte Restaurierungsmethodik, sondern auch der Erfahrungsaustausch mit Museen und Einrichtungen, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen.

Keramik

Der umfangreiche Keramikbestand der Sammlung umfasst neben glasierter und unglasierter beziehungsweise engobierter Keramik auch seltene keramische Werkstoffe wie Quarzkeramik sowie Objekte aus Glas, Elfenbein und Knochen. Ein besonderes Augenmerk gilt der restauratorischen Bearbeitung der bedeutenden Keilschrifttafelsammlung, die sich zum Teil aus nicht oder sehr niedrig gebrannten Tontafeln zusammensetzt. Solche Objekte stellen, da es sich ausschließlich um archäologische Funde handelt, die aufgrund ihrer Bodenlagerung eine Salzbelastung mitbringen, eine große sowohl konservatorische als auch klimatische Herausforderung dar. Eine weitere, immer umfänglicher werdende Aufgabe stellt der Umgang mit Altrestaurierungen dar. Die Entfernung von gealterten und nicht mehr wirksamen Konservierungsstoffen ist in vielen Fällen nicht möglich, da die Stoffe entweder unlöslich geworden sind oder nicht aus dem Gefüge eines Werkstoffs herausgeholt werden können. Die Anforderungen an die neuen Konservierungsstoffe und -methoden steigen und mit ihnen auch die naturwissenschaftliche Untersuchung und Begleitung einer Restaurierung.

Metall

Archäologische Bronzen sind durch komplexe Korrosionsverläufe in ihrer Erhaltung besonders gefährdet. Der Grad der Zerstörung hängt von verschiedenen Einflüssen, etwa der Art der elektrochemischen Korrosion, der Bodenlagerung und der Herstellungstechnologie, ab und kann im ungünstigsten Fall bis zur vollständigen Zersetzung oder Mineralisierung des Artefaktes führen. Fundiertes Wissen über die chemischen Prozesse der Korrosion ist deshalb eine Grundvoraussetzung für eine substanzerhaltende Restaurierung. Zu den Besonderheiten der Sammlung zählt, dass sich die archäologischen Objekte mitunter noch im originalen Grabungszustand befinden. Freilegungen, das Abtragen von Bodenumfeld und Korrosionsprodukten bis auf die originale Patina der Objekte gehören deshalb zur Spezialisierung in der Werkstatt. Naturwissenschaftliche Untersuchungen mittels Röntgen oder Computertomografie klären Befunde bereits im Vorfeld einer Restaurierungskonzeption. So konnte schon vor Beginn der Restaurierung unter der Korrosionsschicht eines Bronzekreuzes aus Assur eine Keilinschrift entdeckt werden, während verborgene Grate im Inneren einer kleinen Statuette wichtige Rückschlüsse auf die Herstellung von Hohlgussbronzen im 3. Jahrtausend v. Chr. ermöglichten.