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Leonardo da Vinci und die Flora-Büste: ARTE-Dokumentation zum Berliner Kunstskandal des frühen 20. Jahrhunderts

19.11.2020
Bode-Museum

Vom 2. bis voraussichtlich 30. November 2020 sind alle Museen der Staatlichen Museen zu Berlin für den Publikumsverkehr geschlossen. Davon betroffen ist auch die Sonderausstellung „Klartext: Zur Geschichte des Bode-Museums“, die am 18. November 2020 eröffnet hätte und erst nach der Wiedereröffnung starten wird. Einem der spannendsten Themen der Ausstellung widmet sich nun eine ARTE-Dokumentation: Eine angeblich von Leonardo da Vinci stammende und 1909 von Wilhelm von Bode erworbene Büste der Göttin Flora hält bis heute die Kunstgeschichte in Atem und entwickelte sich zu einem der spektakulärsten Kunstskandale des 20. Jahrhunderts.

Ein Kunstkrimi aus der Leonardo-Forschung

Wohl kaum eine Museumserwerbung erregte während des wilhelminischen Kaiserreichs so viel öffentliches Aufsehen wie diejenige der Wachsbüste der griechischen Blütengöttin Flora. Diese war im Juli 1909 von Wilhelm von Bode, Generaldirektor der staatlichen Kunstsammlungen und Gründungsdirektor des Kaiser-Friedrich-Museums (heute Bode-Museum), für die Berliner Skulpturensammlung erworben worden – im Glauben, sie sei ein Leonardo-Original. Der Kunstskandal, den Bode damit in Europa auslöste, war beispiellos in der Museumsgeschichte und konnte bis heute nicht abschließend geklärt werden.

Allein im Lauf der darauffolgenden zwei Jahre erschienen über 700 Artikel und Aufsätze in der internationalen Presse und in kunsthistorischen Fachorganen. Ihr Inhalt drehte sich im Kern um die sogenannte Echtheitsfrage: War die Büste – wie von Bode behauptet – ein Werk des Künstlergenies Leonardo da Vinci beziehungsweise seiner Werkstatt, oder stammte sie von dem britischen Wachsbildhauer Richard Cockle Lucas aus der Mitte des 19. Jahrhunderts? Hatte Wilhelm von Bode mithin eine richtige oder falsche Ankaufsentscheidung getroffen? Bis heute haben sich Generationen von Kunsthistoriker*innen über die Zuschreibung der Flora-Büste den Kopf zerbrochen.

Spurensuchen in England und Frankreich

Anlässlich der „Klartext“-Ausstellung zur Geschichte des Bode-Museums hat Kurator Neville Rowley den Flora-Fall erneut recherchiert. Die Spurensuche führt ihn nach London ins Warburg Institute und ins Auktionshaus Bonhams sowie in die Highlands von Schottland und in den Pariser Louvre. Dort stellt der Leonardo-Experte Vincent Delieuvin eine spannende Analogie zwischen der Mona Lisa und der Flora-Büste her. Die Dokumentation von Margarete Kreuzer begleitet den Kurator und erzählt einen Kunstkrimi aus der Leonardo-Forschung: Wird es gelingen, im Labor mit neuester Technologie zu beweisen, dass es sich um eine Büste des Renaissancegenies handelt? 

„Leonardo da Vinci und die Flora-Büste“ ist am Sonntag, den 22. November 2020, um 16.15 Uhr als Erstausstrahlung auf ARTE zu sehen und ab dem 21. November 2020 in der ARTE-Mediathek verfügbar.

Am Samstag, den 21. November 2020, um 18.30 Uhr widmet sich „rbb Kultur – Das Magazin“ im rbb Fernsehen sowie in der rbb-Mediathek weiteren spannenden Geschichten aus dem Bode-Museum.

Wichtige restauratorische Maßnahmen und kunsttechnologische Untersuchungen, die in der Ausstellung „Klartext“ präsentiert werden, wurden durch die großzügige Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung ermöglicht.