Die systematische Erforschung des eigenen Bestandes gehört zu den zentralen Aufgaben einer Sammlung von internationalem Rang. Ihre gesellschaftliche Relevanz ebenso wie ihr Stellenwert im öffentlichen Diskurs sind nur so lange garantiert, wie sie auch von einer anregenden Wissenschaft erforscht wird. Grundvoraussetzung dafür ist der kritische Katalog, der von den Kuratoren in Zusammenarbeit mit den Restauratoren des Hauses erarbeitet wird.
Die in hohem Maße kontextgebundene Gattung Skulptur erfordert das enge Zusammenwirken mit den unterschiedlichsten Institutionen. Bei ehemals baugebundener Skulptur ist der Austausch mit Denkmalpflege und Bauforschung selbstverständlich, die Zusammenarbeit mit Natur- und Ingenieurwissenschaften hat in den letzten Jahren neue Standards gesetzt.
Den Bestandskatalog haben weitere Formen der wissenschaftlichen Erschließung zu begleiten: Im Zusammenhang mit Ausstellungen, Einzelpublikationen sowie nicht zuletzt durch Beiträge bei wissenschaftlichen Kolloquien werden Sammlungskomplexe oder einzelne Objekte unter bestimmten Blickwinkeln beleuchtet.
Sofern es der Erhaltungszustand der Werke erlaubt und das Konzept plausibel erscheint, sind darüber hinaus auch die Ausstellungen anderer Häuser mit Leihgaben zu unterstützen. Mit Blick auf den eigenen Bestand befördern solche Unternehmungen häufig grundlegende Erkenntnisse.
Über ein kompetent verwaltetes Bildarchiv muss die Skulpturensammlung in die Lage versetzt werden, Wissenschaft, Verlage und Medien mit fotografischen Aufnahmen ihrer Werke zu versorgen – nur so lässt sich ein reges Interesse am eigenen Bestand wach halten. Dass solche Reproduktionen den aktuellen technischen Standards zu entsprechen haben, versteht sich von selbst.
Zum Erforschen des eigenen Bestandes gehört auch die Dokumentation der Kriegsauswirkungen. Dies betrifft zum einen die im Haus erhaltenen Objekte. Darunter befinden sich nach wie vor solche, deren kriegsbedingte Beschädigungen bislang nur unzureichend erfasst und ausgewertet werden konnten. Zum anderen sind damit allerdings auch all jene Werke angesprochen, die nachweisbar verloren gingen oder als verschollen gelten. Nur eine vertiefte Kennerschaft und die kontinuierliche Pflege kollegialer Verbindungen im In- und Ausland versprechen fassbare Ergebnisse auf diesem sensiblen Gebiet. Die gewissenhafte Dokumentation der Verluste ist eine Aufgabe von hohem Rang, nicht allein für die Forschung, sondern auch und besonders für das kulturelle Selbstverständnis unserer Gesellschaft.
Das Museum für Byzantinische Kunst ist das einzige Museum seines besonderen Sammlungsgebietes in Deutschland. Es hat sich in den vergangenen Jahren zu einem der führenden außeruniversitären Forschungszentren Deutschlands auf dem Gebiet der spätantiken und byzantinischen Kunst entwickelt. Schwerpunkte der Forschungstätigkeit bilden Studien zu spätantiken Textilien, Sarkophagreliefs sowie zu frühbyzantinischer Architektur und Bauornamentik aus Kleinasien.