Das Projekt ist die erste umfassende Studie zu den mitteleuropäischen Korallenfunden im Zeitraum vom 7. bis zum 3. Jh. v. Chr. mit dem Ziel, das volle Potenzial der Korallen für zentrale Fragestellungen der Eisenzeitforschung auszuschöpfen.
Die rote Edelkoralle (Corallium rubrum) eignet sich in idealer Weise zur Erforschung intra-europäischer Kulturkontakte und Austauschbeziehungen, da sie im Vergleich zu anderen Importgattungen aus dem Mittelmeerraum einige Besonderheiten aufweist: Sie wurde über den gesamten Zeitraum vom 7. bis ins 3. Jh. v. Chr. importiert; ihre Fundverteilung ist im Vergleich mit anderen Importgegenständen engmaschiger; zudem ermöglichen die Korallenfunde eine relativ präzise zeitliche Einordnung, denn sie wurden in der Regel zur Dekoration gut datierbarer Schmuckstücke eingesetzt und kommen häufig in Gräbern mit weiteren gut datierbaren Funden vor. Bisher sind kaum umfangreichere Studien zu dieser Fundgattung vorgelegt worden. Ein Grund hierfür liegt auch in der schwierigen Identifikation des Materials, denn Korallen verlieren aufgrund von bisher ungeklärten Alterungsprozessen ihre intensive rote Farbe und glänzende Oberflächenstruktur, weshalb sie leicht mit anderen hellen Materialien wie z.B. Knochen, Elfenbein, Kalk oder Muscheln verwechselt werden.
Bisherige Analysen scheiterten in den meisten Fällen an der Komplexität dieser Aufgabe und lieferten entweder ungenaue, wenig aussagekräftige oder gar falsche Resultate. An dieser Stelle setzt das aus einer archäologischen und einer analytischen Arbeitsgruppe bestehende Korallenprojekt an. In unseren Vorarbeiten wurde zum ersten Mal eine verlässliche und zugleich effiziente Materialidentifikationsstrategie für C. rubrum entwickelt. Neben der zerstörungsfreien Materialbestimmung wird die analytische Arbeitsgruppe in innovativer Forschung neue Marker in der Korallenzusammensetzung und -struktur suchen, um das Potential der Korallen für die Provenienzbestimmung und Datierung zu prüfen.
Die archäologische Auswertung der durch das Projekt gesammelten Informationen wird vor allem die zeitliche und räumliche Entwicklung von Handels- und Kommunikationsstrukturen während der Eisenzeit erforschen. Nicht nur wirtschaftsarchäologische, sondern auch sozialarchäologische, konsumtheoretische und religionsarchäologische Ansätze werden angewandt. Ein zentrales Ziel des Projektes ist die Erstellung einer Datenbank und eines umfassenden Katalogs der eisenzeitlichen Korallenfunde (mindestens 2500 Artefakte). Sämtliche Informationen und Analysenergebnisse aus den beiden Arbeitsgruppen werden dort zusammenfließen und der Fachwelt nach Abschluss des Projekts dauerhaft zugänglich sein, um weitere Forschungen zu dieser exzeptionellen Fundgattung nachhaltig zu ermöglichen.
Förderer: Johannes Gutenberg-Universität, Institut für Vor- und Frühgeschichte, Mainz
Partner: Johannes Gutenberg-Universität, Institut für Vor- und Frühgeschichte; Université Pierre et Marie Curie - Paris VI De la Molécule au Nano-objets: Réactivité, Interactions et Spectroscopies (MONARIS) – UMR 8233; Laboratoire d‘Archéologie Moléculaire et Structurale (LAMS) UMR 8220 CNRS / UPMC
Laufzeit: 2014 bis 2017