Die Neue Nationalgalerie ist ein Museum für die Kunst des 20. Jahrhunderts. Aus Platzmangel können die umfassenden Bestände des 20. Jahrhunderts aus der Nationalgalerie-Sammlung nur in Ausschnitten gezeigt werden. Aktuell sind Werke aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in der Ausstellung „Zerreißprobe“ zu sehen. Ein Erweiterungsgebäude zur Neuen Nationalgalerie ist im Bau.
Nach fast 50-jähriger Nutzung seit ihrer Eröffnung im Jahr 1968 wurde die Neue Nationalgalerie zwischen 2015 und 2021 umfassend saniert und modernisiert.
Die Neue Nationalgalerie war das letzte Werk des international berühmten Architekten Ludwig Mies van der Rohe. Mit der gläsernen Halle des Museums vollendete er seine langjährige Beschäftigung mit dem stützenfreien, offenen Raum. Kurz nach Einweihung des Baus verstarb der Architekt. So gilt die Neue Nationalgalerie mit ihrem Stahldach und in ihrer reduzierten Formensprache nicht nur als Ikone der Moderne, sondern zugleich als Vermächtnis eines visionären Baumeisters des 20. Jahrhunderts.
Städtebaulich lag das Museum ursprünglich am Rande des damaligen West-Berlins. Hier war es als wesentlicher Baustein des von Hans Scharoun geplanten Kulturforums errichtet worden. Durch die Wiedervereinigung Deutschlands und die Neubauten am Potsdamer Platz erhielt die Neue Nationalgalerie das heutige Umfeld im Zentrum der Stadt.
Die Geschichte des Hauses der Neuen Nationalgalerie ist folglich eng verknüpft mit der Teilung Deutschlands und der Stadt Berlin nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Sammlung der Nationalgalerie, ehemals auf der Museumsinsel Berlin gegründet und in den 1920er Jahren zudem im Kronprinzen-Palais an der Prachtstraße Unter den Linden zu sehen, wurde nach 1945 zunächst vom Magistrat von Groß-Berlin verwaltet. Durch die Gründung zweier deutscher Staaten mit unterschiedlichen politischen Systemen teilte sich der Weg der Sammlung ab 1949.
Während man im Osten Berlins weiter das Gebäude der Nationalgalerie auf der Museumsinsel nutzte, fehlten im Westen zunächst die Räumlichkeiten. Ab Ende der 1940er Jahre setzte sich in West-Berlin der Magistrat für den Wiederaufbau des Bestandes unter dem Titel „Galerie des 20. Jahrhunderts“ ein. Zugleich waren Teile der ursprünglichen Sammlung der Nationalgalerie nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Westen Deutschlands verblieben und gingen in den Besitz der 1957 gegründeten Stiftung Preußischer Kulturbesitz über.
Im Zuge der Zusammenlegung der Stiftungs-Sammlung mit der städtischen „Galerie des 20. Jahrhunderts“ wurde 1962 Mies van der Rohe mit einem Museumsneubau beauftragt, um den Bestand des 20. Jahrhunderts in West-Berlin zeigen zu können. Im September 1965 kam der Architekt zur Grundsteinlegung nach Berlin. Zwei Jahre später wohnte er dem wohl spektakulärsten Bauschritt, der hydraulischen Anhebung des gigantischen Stahldachs, ebenfalls persönlich bei.
Am 15. September 1968 wurde das Gebäude unter dem Namen „Neue Nationalgalerie“ eröffnet. Bereits dieser Titel sollte die Idee eines Aufbruchs signalisieren, den man im Westen mit der Museumsgründung verband. Bis heute hat sich die architektonische Struktur des Gebäudes kaum verändert. Der urbane Kontext hingegen war extremen Wandlungen unterworfen: Nahezu zeitgleich mit der Neuen Nationalgalerie wurde auf der gegenüberliegenden Seite der Potsdamer Straße mit dem Bau der Staatsbibliothek begonnen, es folgten der Kammermusiksaal neben der bereits bestehenden Philharmonie, weitere Museen am Kulturforum und nach der Wiedervereinigung die Neubebauung des Potsdamer Platzes.