05.09.2024
Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart
Der Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart zeigt Andrea Pichls Installation „Palimpsest“ als Dauerleihgabe im Bundesfinanzministerium in Berlin: Die neue, ortspezifische Installation wird zum Tag des offenen Denkmals (7. bis 8. September) sowie zur Berlin Art Week 2024 (11. bis 15. September) erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.
Gemeinsam mit dem Hamburger Bahnhof öffnet das Bundesfinanzministerium seine Räume für Andrea Pichls künstlerische Auseinandersetzung mit der Historie des Gebäudes, das die Brüche der deutschen Geschichte spiegelt. Pichls ortspezifische Installation „Palimpsest“ (2024) befasst sich mit dem Gebäudekomplex, der 1935 als Reichsluftfahrtministerium erbaut wurde. 1949 wurde hier die DDR gegründet. Als „Haus der Ministerien“ fungierte der Bau als Machtzentrale des Staates. Auch Mauerbau und -öffnung sind mit dem Haus verbunden. Von 1991 bis 1994 war es Sitz der Treuhandanstalt, heute beherbergt es das Bundesfinanzministerium.
Die Kunst von Andrea Pichl (geboren 1964) geht von alltäglichen Formen und standardisierten Elementen der Architektur aus. „Palimpsest“ besteht aus einem rechteckigen Baukörper mit einer Dachschräge, der auf drei Seiten Sehschlitze hat. Aus dem Inneren scheint Licht und zugleich bieten die Öffnungen den Blick auf eine gemusterte Tapete aus DDR-Fabrikation. Auf der Rückseite des Quaders aus goldfarbenem Beton ist eine Tür aus einer Plattenbauwohnung eingebaut. Die einzelnen Elemente verweisen auf die verschiedenen Nutzungen und Zeitebenen des Gebäudekomplexes, die mit den sich ändernden staatlichen Aufgaben einhergingen. Die schlichte Konstruktion bezieht sich etwa auf das Konzept der Behelfsheime während des Zweiten Weltkriegs für Menschen, die ihre Wohnung durch die Bombardierungen verloren hatten. Die Schlitze in den Wänden erinnern an die Grenzschutzverschläge in den „Geisterbahnhöfen“, die nach dem Mauerbau an den stillgelegten Linien in Ost-Berlin wie etwa dem Potsdamer Platz benutzt wurden. Die vergoldete Betonfassade wiederum verweist auf das sogenannte „Betongold“ im Zuge der Privatisierung der Industrie und Immobilien aus dem ehemaligen Volkseigentum der DDR durch die Treuhandanstalt.
Kuratiert von Sven Beckstette, wissenschaftlicher Mitarbeiter Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart.
Die Installation befindet sich im Bundesfinanzministerium – Detlev-Rohwedder-Haus (Wilhelmstraße 97, 10117 Berlin) und ist für das Publikum im Rahmen öffentlicher Veranstaltungen und gebuchter Führungen ausschließlich unter vorheriger Anmeldung zugänglich. Erstmals ist der Besuch am Tag des offenen Denkmals (7. bis 8. September) möglich sowie im Rahmen der Berlin Art Week 11. bis 13. September, um 11:30, 15 und 17 Uhr. Am Sonntag, 8. September um 15:30 Uhr sowie am Mittwoch, 11. September, 15 Uhr findet ein Gespräch mit Andrea Pichl und Sven Beckstette vor Ort im Bundesfinanzministerium statt.
Eine Anmeldung für eine begleitete Führung ist erforderlich über die Website www.bundesfinanzministerium.de oder per E-Mail an veranstaltungen[at]bmf.bund.de.
Der Eintritt ist frei.
Einlass: 30 Minuten zuvor, bitte Zeit für die Sicherheitsschleuse einplanen.
Das Projekt findet anlässlich der Jubiläen 75 Jahre Bundesministerium der Finanzen und 35 Jahre Mauerfall statt.
Der Hamburger Bahnhof zeigt vom 8. November 2024 bis 4. Mai 2025 Andrea Pichls Einzelausstellung „Wertewirtschaft”, die sich mit dem ökonomischen Transfer zwischen West- und Ostdeutschland sowie der Transformation nach 1989 befasst. Dem Thema der Transformation für den Kunstbetrieb in der Folge der Jahre 1989/1990 widmet sich das Symposium „Der Westen musste nicht im Osten ankommen!“, das am Freitag 8. und Samstag 9. November 2024 im Hamburger Bahnhof zum 35. Jahrestag der Maueröffnung stattfindet.
Anmeldung zu Künstlerinnengesprächen und Führungen
Veranstaltungsreihe
Passende Veranstaltung
Gespräch: Andrea Pichl (08.09.2024)
Ausstellung
Andrea Pichl
08.11.2024 bis 04.05.2025