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Bestandskatalog der Werke von 1905 bis 1945

Die Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin besitzt eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen der Kunst des 20. Jahrhunderts. Der Bestandskatalog der Werke von 1905 bis 1945 dokumentiert die Entwicklung der Kunst dieser Zeit mit Werken des Expressionismus, Dada, Surrealismus oder der Neuen Sachlichkeit bis hin zu anderen nationalen und internationalen Tendenzen. In dem Bestandskatalog ist die gesamte Sammlung der Zeit enthalten, ohne Priorisierung nach Highlights, zentralen Bewegungen oder führenden Persönlichkeiten. Die im Online-Katalog versammelten Werke umfassen Malerei, Skulptur und Grafik von hunderten Künstler*innen wie Max Beckmann, Lovis Corinth, Otto Dix, Natalia Gontscharowa, Georges Grosz, Hannah Höch, Ernst Ludwig Kirchner, Paul Klee, Lotte Laserstein, Pablo Picasso oder Renée Sintenis. Neben diesen Protagonist*innen sind auch zahlreiche Werke zu finden, die in die allzu simple Erzählung einer reinen Avantgarde-Geschichte nicht passen und andere Perspektiven auf die Kunst jener Zeit eröffnen.

Aufbau der Sammlung

Insgesamt 1.805 Werke umfassen die Bestände der Nationalgalerie zwischen 1905 und 1945. Dazu gehören Ankäufe, Schenkungen oder Überweisungen, ebenso wie Objekte, die sich als unbefristete Dauerleihgaben der öffentlichen Hand in der Sammlung befinden. Nicht in den Bestandskatalog aufgenommen wurden Werke, die im Zuge der Aktion „Entartete Kunst“ 1937 beschlagnahmt wurden oder Werke, die die Nationalgalerie durch Tauschgeschäfte oder andere Veräußerungen nicht mehr besitzt. Auch kriegsbedingte oder sonstige Verluste sind nicht im Verzeichnis aufgeführt, ebenso wenig wie Dauerleihgaben aus Privatbesitz. Dagegen werden Kunstwerke, deren rechtliche Eigentumsverhältnisse nicht abschließend geklärt sind, ebenso wie Fälschungen aufgeführt. Diese Transparenz soll auf sie aufmerksam machen und weitere Forschung ermöglichen.

Die Werke der Sammlung werden mit präzisen, vielfach neu erforschten Werk- und Ankaufsdaten und anhand von Kurztexten vorgestellt. Die recherchierbare Datenbank enthält außerdem ausführliche Informationen zur Provenienz sowie zu historischen Ausstellungen und zur Literatur.

Begleitet wird die Online-Datenbank von einer gedruckten Fassung des Bestandskatalogs. Dieser ist vollständig bebildert und enthält neben den Texten zu den einzelnen Werken der Sammlung zwei einführende Aufsätze zu deren Geschichte und Zusammensetzung. Zu beziehen ist die Publikation im Webshop der Staatlichen Museen zu Berlin.

Provenienzen

Alle Provenienzen, das heißt die komplette Herkunftsgeschichte eines jeden Objekts im Hinblick auf Besitzer*innen, Veräußerungen und Erwerbungen, der zwischen 1905 und 1945 entstandenen Werke wurden in Zusammenarbeit mit dem Zentralarchiv der Staatlichen Museen zu Berlin überprüft. Recherchen zu NS-verfolgungsbedingtem Kulturgut wurden darüber hinaus in den vergangenen Jahren bereits systematisch bei Verdachtsfällen und in Form von Fallstudien durchgeführt. Spezifische Konvolute, zum Beispiel das der einstigen „Galerie des 20. Jahrhunderts“ in West-Berlin (etwa 500 Werke, die bis 1945 entstanden) oder des Museum Berggruen (135 Werke vor 1945) wurden über mehrere Jahre erforscht. Auch das Konvolut der 1935 aus der Dresdner Bank an die Staatlichen Museen übergebenen Werke (insgesamt circa 90 Werke derzeit in der Nationalgalerie) wird in einem untersucht. Die Ergebnisse der Forschungsprojekte wurden in das Bestandsverzeichnis übernommen. Bei einzelnen Werken besteht noch weiterer Forschungsbedarf.

Neben diesen Untersuchungen war es in den letzten Jahren möglich, die Herkunft von fast 500 Gemälden und Skulpturen zu überprüfen. Der Schwerpunkt lag hier auf den Jahren 1933 bis 1945. Für den überwiegenden Teil dieser Werke konnte ein verfolgungsbedingter Entzug während der NS-Zeit ausgeschlossen werden. Es bleiben Einzelfälle, bei denen sich ein Verdacht auf unrechtmäßigen Erwerb oder ein anderweitig widerrechtlicher Zugang zur Sammlung erhärtet hat. Ihre Restitution wird derzeit geprüft oder ist bereits vollzogen. Diese Werke wurden nicht in den Bestandskatalog aufgenommen. Für die Erwerbungen der Nationalgalerie seit 1945 in Ost- und West-Berlin stehen neben der Zeit des Nationalsozialismus auch ihre Kontexte in der sowjetischen Besatzungszone, der DDR und der BRD im Blickpunkt. Dass manche Provenienzen trotz intensiver Forschung lückenhaft bleiben, ist einer unvollständigen oder ungenauen Quellenlage geschuldet. Die vorhandenen Informationen weisen zwar nicht auf einen verfolgungsbedingten Entzug oder unrechtmäßigen Erwerb hin, aufgrund fehlender Informationen lassen sich diese aber auch nicht vollkommen ausschließen. Im Laufe der stetigen Forschung an der Sammlung tragen möglicherweise neue Erkenntnisse dazu bei, den jetzigen Wissensstand zu ergänzen. Neue Ergebnisse werden in der Online-Datenbank veröffentlicht.

Der Bestandskatalog wurde ermöglicht durch die großzügige finanzielle Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung, der Leinemann-Stiftung für Bildung und Kunst und den Freunden der Nationalgalerie.