17.09.2010 bis 10.04.2011
Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart
Erstmals wird die transdisziplinäre Kunst von Valeska Gert in der Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof gewürdigt. Die Berliner Künstlerin, Performerin und Tänzerin Valeska Gert (1892-1978) ist eine der großen, bis heute weit unterschätzten Persönlichkeiten dieser Stadt. Ihre Kunst, die Strukturen und Effekte der Wahrnehmung erforscht, kommuniziert hier mit Werken aus den Sammlungen der Nationalgalerie.
Die Werke der Künstlerin treffen in der Ausstellung auf solche, die sich wie die von Marcel Duchamp und Valie Export ebenfalls mit Wahrnehmungsphänomenen beschäftigen. Valeska Gert nimmt mit ihren konzeptuellen Arbeiten das Happening, die aktuelle Performance Art, die populäre "Kneipen- und Restaurantkunst", die Neue Improvisationsmusik und viele andere Entwicklungen der Gegenwartskunst und Modernen Musik bereits in den 1920ern Jahren vorweg. Die Schubladen, in die ihre Erfindungen und Konzepte hätten gefügt werden können, sind damals jedoch noch nicht gezimmert. Valeska Gerts präzise Analyse in Tanz, Schauspiel, Musik und Kunst öffnet bis heute unbekannte Räume. Ihre Konzepte weisen bis über die Gegenwart hinaus.
Ursprünglich vom Modernen Tanz, dem Theater und Film kommend, performt Valeska Gert in den 1920er Jahren die Pause - Innehalten, Bewegungslosigkeit. Ihre Pause findet vor der Kinoleinwand während der Unterbrechungen statt, die durch den Wechsel der Filmrollen bedingt sind. In den 1920er Jahren dominiert die Faszination von Dynamik und Beschleunigung durch den technischen Fortschritt. Während im Allgemeinen und auch in der Kunst diese Entwicklung begrüßt und verherrlicht wird, zeigt Valeska Gert mit Pause auch die neu entstandenen Grenzen.
Anlass der Präsentation im Hamburger Bahnhof ist die aktuelle Veröffentlichung der Publikation "Valeska Gert - Ästhetik der Präsenzen" von Wolfgang Müller (Martin Schmitz Verlag: Berlin 2010).
Veranstalter