Neben den Skulpturen im Kolonnadenhof ziert die Fassade des Kolonnadengangs auf der Ostseite des Neuen Museums eine Reihe von Büsten bedeutender Persönlichkeiten. Der Zyklus stand in seiner Entstehungszeit in direkten inhaltlichen Zusammenhang mit den in der Vorhalle des Alten Museum aufgestellten Standbildern.
Wurde am Alten Museum die Idee verfolgt, mit monumentalen Standbildern beispielhafte Künstlerpersönlichkeiten zu ehren, so wurden mit den Wandbüsten am Neuen Museum auch das erste Mal wichtige Kunsthistoriker geehrt: „Männer, welche sich hervorragende Verdienste um die Kunst, Kunstgeschichte und insbesondere um die hiesigen Museen erworben haben“. In beiden Fällen – der Vorhalle am Alten Museum und dem Kolonnadengang am Neuen Museum – bot die architektonische Anlage zwischen Innen und Außen, die Möglichkeit zu einer kontemplativen Betrachtung und geistigen Vorbereitung für den Museumsbesuch.
Friedrich Drake (1805–1882) ist neben August Kiss der zweite Bildhauer, dem im Bildprogramm der Bildnisbüsten des Neuen Museums für seine Verdienste um Kunst und Kunstgeschichte, insbesondere in Berlin und in Bezug auf die Museumsinsel gedacht wird. Ausgebildet im Atelier von Christian Daniel Rauch, schuf Drake nicht nur die Viktoria (1869-73) auf der Siegessäule am Großen Stern im Tiergarten, sondern auch die Dachfigur „Frieden“ und das Relief „Die Geschichte unterrichtet die Künste“ (1854) für das Tympanon des Ostgiebels am Neuen Museum.
Die Errichtung des Alten Museums am Lustgarten (1830), das zunächst Antiken und die Sammlungen der Gemäldegalerie zeigte, geht maßgeblich auf die Idee des bedeutenden Kunst- und Architekturhistorikers Aloys Hirt (1759–1837) zurück. Er verfasste nicht nur eine dreibändige „Geschichte der Baukunst bei den Alten“ (1820–27), sondern war auch als Kunstberater für die preußische Krone tätig. Er initiierte die Gründung der Berliner Bauakademie und war seit 1810 der erste Professor für Archäologie an der damals neugegründeten Universität.
Der in fürstlichen Kreisen geschätzte Porträtist Joseph von Kopf fertigte in Rom die Büste des Kunsthistorikers Carl Schnaase (1798–1875) an, der neben Gustav Friedrich Waagen und Franz Kugler der sogenannten Berliner Schule der Kunstgeschichte angehörte. Kurz nach Kuglers „Handbuch der Kunstgeschichte“ erschienen die ersten Bände seiner fragmentarisch gebliebenen achtbändigen „Geschichte der bildenden Künste“, in der Schnaase nicht mehr vom einzelnen Kunstwerk ausging, sondern Kunstgeschichte als Teil der allgemeinen Kultur- und Geistesgeschichte des Menschen auffasste.
Die Bildnisbüste zeigt den Kunstschriftsteller und ersten Direktor der Berliner Gemäldegalerie Gustav Friedrich Waagen (1794–1868). Durch seine systematische, chronologische und nach Schulen geordnete Hängung der Werke in der Gemäldegalerie im Alten Museum hatte sich Waagen einen Namen gemacht. Mit seiner außerordentlichen Professur an der Berliner Universität wurde die Kunstgeschichte darüber hinaus erstmals als universitäre Disziplin anerkannt.
Die Marmorbüste präsentiert einen der ersten namhaften deutschen Kunsthistoriker: Franz Theodor Kugler (1808-1858). Sein „Handbuch der Geschichte der Malerei“ (1837) und das „Handbuch der Kunstgeschichte“ (1842) galten schon früh als Standardwerke. Berühmt wurde Kugler auch durch die erste Biographie zu Karl Friedrich Schinkel und das von Adolph Menzel illustrierte Werk „Geschichte Friedrichs des Großen“ (1840). Seit 1843 war er als Kunstreferent im preußischen Kultusministerium tätig.
August Kiss (1802–1865) war ein bedeutender Berliner Bildhauer, der eng mit dem Architekten Schinkel zusammenarbeitete, dem Baumeister des Alten Museums. Von Kiss stammen die „Kämpfende Amazone“ (1842) vor dem Alten Museum und das Relief „Die Kunst unterweist Industrie und Kunstgewerbe“ (1862) im Tympanon des Westgiebels vom Neuen Museum. Darüber hinaus hatte sich der Bildhauer mit einer bedeutenden testamentarischen Stiftung an die Sammlung der Nationalgalerie um die Kunst verdient gemacht.