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Goldene Passion
Georg Petel und das Rätsel seiner Kreuzigungsgruppe

19.07.2024 bis 20.10.2024
Bode-Museum

Die Studioausstellung löst ein spannendes Rätsel im Werk des berühmten Augsburger Barockbildhauers Georg Petel. Sie präsentiert die spektakuläre Rekonstruktion seiner vergoldeten Kreuzigungsgruppe aus einem – bislang verschollen geglaubten – Kruzifixus des Bayerischen Nationalmuseums in München und seinen virtuos gestalteten Schächern aus dem Berliner Bode-Museum.

Von Georg Petel (1601/02–1634), dem genialen süddeutschen Barockbildhauer, erwarb die Berliner Skulpturensammlung im Jahr 1927 zwei virtuos modellierte und in Bronze gegossene Schächer-Figuren. Es sind die beiden Diebe Dismas und Gestas, die gemeinsam mit Christus gekreuzigt wurden. Der wichtigste Teil des Ensembles – der ans Kreuz genagelte Corpus Christi – fehlte jedoch beim Ankauf. Er galt damals als verschollen.

Entdeckung eines Bronzekruzifixus

Erst vor kurzem wurde im Depot des Bayerischen Nationalmuseums in München überraschend ein Bronzekruzifixus entdeckt, der zahlreiche Analogien zu den beiden Berliner Schächern aufweist: Material, Größe, Erhaltungszustand der Feuervergoldung und nicht zuletzt die atemberaubende Darstellung der Anatomie stimmen so auffällig überein, dass die Münchener Statuette schließlich als das fehlende Zentrum von Petels Kreuzigungsgruppe identifiziert werden konnte. Die auf kunsthistorischer Stilkritik basierende Zuschreibung konnte durch aufwendige technische Analyseverfahren (Computertomografie und Legierungsuntersuchungen) untermauert und somit die Entstehung aller drei Figuren in einem gemeinsamen Werkstattzusammenhang nachgewiesen werden.

Rasch entstand der Entschluss, diese neuen Erkenntnisse in einer Ausstellung einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren – eine Kooperation zwischen der Skulpturensammlung und dem Museum für Byzantinische Kunst mit dem Bayerischen Nationalmuseum in München. Die kleine, exquisite Schau stellt das wieder vereinte Skulpturenensemble des international tätigen und gut vernetzten Barockbildhauers mit über einem Dutzend Leihgaben aus Berlin, Brüssel, München, Weilheim, Wien und französischem Privatbesitz in seinem künstlerischen Kontext vor.

Georg Petel – „Deutscher Michelangelo“ 

Georg Petel wurde noch im 18. Jahrhundert als „deutscher Michelangelo“ gepriesen und gilt heute noch als erster Barockbildhauer Deutschlands. Tatsächlich war er zu Beginn des 17. Jahrhunderts eine Ausnahmeerscheinung unter den deutschen Künstlern. Während seiner Wanderjahre machte der in Weilheim geborene, dort und in München ausgebildete Künstler zunächst Station in Antwerpen, von wo er über Paris nach Rom und Genua weiterreiste.

Dort stand er mit den bedeutendsten Künstlern der Epoche wie Peter Paul Rubens, Anthonis van Dyck, François Duquesnoy sowie vermutlich auch Gian Lorenzo Bernini im engsten künstlerischen Kontakt. Dieser künstlerische Austausch wirkte sich unmittelbar auf sein Œuvre aus, seine barocke Formensprache erreichte nun eine neue Intensität des Ausdrucks. In seiner Wahlheimat Augsburg avancierte er zum erfolgreichsten Bildhauer seiner Zeit, der mit seinen in Elfenbein, Holz und Bronze ausgeführten Bildwerken neue Maßstäbe setzte.

Rekonstruierte Kreuzigungsgruppe

Der konzentrierte Blick auf die wieder vereinte Kreuzigungsgruppe bietet – neben den spannenden Erkenntnissen über die Herstellung – Gelegenheit, sich den komplexen künstlerischen Voraussetzungen zu widmen: Welche vorbildhaften Werke – von der Antike über Michelangelo bis zu den Zeitgenossen Rubens und Bernini – beschäftigten und beeinflussten Petel in seinen Ausbildungs- und Wanderjahren im Zeitalter kriegerischer konfessioneller Konflikte und künstlerischer Innovationen? Alle diese Aspekte können exemplarisch an der heute noch tief beeindruckenden Kreuzigungsgruppe Georg Petels aufgezeigt und nachvollzogen werden.

Die Ausstellung ist noch bis 30. Juni 2024 im Bayerischen Nationalmuseum in München zu sehen und wird im Anschluss im Bode-Museum auf der Museumsinsel Berlin gezeigt.

Kuratorisches Team

Die Ausstellung wird kuratiert von Hans-Ulrich Kessler, Kurator der Skulpturensammlung und Museum für Byzantinsche Kunst, und Jens Ludwig Burk, stellvertretender Direktor des Bayerischem Nationalmuseums, München.

Publikation zur Ausstellung

Der von der Ernst von Siemens Kunststiftung geförderte Katalog zur Ausstellung ist im Sandstein-Verlag, Dresden erschienen: 128 Seiten, mit zahlreichen Abbildungen, ISBN 978-3-95498-794-8, 24 Euro.


Die Ausstellung wird gefördert durch die Reiner Winkler Stiftung und den Kaiser Friedrich Museumsverein.

Eine Sonderpräsentation der Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst– Staatliche Museen zu Berlin und des Bayerischen Nationalmuseums, München

Am Kupfergraben, Eingang über die Monbijoubrücke
10117 Berlin

eingeschränkt rollstuhlgeeignet

Barrierefreiheit:
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S-Bahn: Friedrichstraße, Hackescher Markt
Tram: Am Kupfergraben, Hackescher Markt
Bus: Staatsoper, Lustgarten, Friedrichstraße

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