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Konferenz von 27. bis 28. März 2025 im PETRI: Das wissenschaftliche Potenzial anthropologischer Sammlungen

27.02.2025
Museum für Vor- und Frühgeschichte

Im Rahmen einer internationalen Konferenz von 27. bis 28. März 2025 im PETRI Berlin laden das Museum für Vor- und Frühgeschichte und die Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte (BGAEU) dazu ein, den heutigen Umgang mit menschlichen Überresten in musealen und universitären Sammlungen zu diskutieren. Ausgangspunkt der Tagung ist die historische Lehrsammlung menschlicher Schädel und Skelette des Berliner Arztes Rudolf Virchow (1821–1902). 

Das koloniale Erbe der europäischen Nationen spielt im aktuellen gesellschaftlichen Diskurs eine große Rolle. Die auf Initiative von Rudolf Virchow im Jahre 1869 gegründete Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte (BGAEU) kuratiert eine historische Lehrsammlung menschlicher Schädel und Skelette, die im Wesentlichen von Virchow selbst bis zu seinem Tode im Jahre 1902 zusammengetragen wurde. 

Erkenntniswert kolonialer Sammlungsstücke 

Die Sammlungsgeschichte ist in gewissem Maße auch mit der Kolonialgeschichte des deutschen Staates verknüpft, weshalb sich auf ethisch-historischer Ebene die Frage stellt, wie mit ihr heute und in Zukunft wissenschaftlich umgegangen werden soll. In einem ersten Schritt gilt es zu klären, welchen Erkenntniswert koloniale Sammlungsstücke heute überhaupt noch haben können. Ausgangspunkt für eine Annäherung an dieses Thema könnte die Forschung sein, die in den letzten Jahren mit der Sammlung durchgeführt wurde. Das betrifft in erster Linie Provenienzforschungen, aber auch Untersuchungen im Bereich der physischen Anthropologie, Humangenetik und Ethnologie. Welche zukünftigen Forschungsfragen könnten sich daraus ergeben?

Koloniales Erbe und postkolonialer Diskurs

Auf der geplanten wissenschaftlichen Tagung sollen zunächst die grundsätzlichen Positionen im heutigen Umgang mit menschlichen Überresten und deren Stellung innerhalb des größeren Themas einer kritischen Auseinandersetzung mit dem kolonialen Erbe geklärt werden. Dazu bringt die Tagung die wichtigsten Stimmen des postkolonialen Diskurses und Vertreter von Sammlungen mit vergleichbaren Objekten zusammenzubringen. Es wäre dann wichtig, all jene Kolleginnen und Kollegen, die in den letzten Jahren mit menschlichen Überresten aus jüngeren historischen Kontexten wissenschaftlich gearbeitet haben, um eine Stellungnahme zu diesem Thema zu bitten. Dazu gehören alle anthropologischen Universitätsinstitute und -abteilungen sowie die verschiedenen Labore, die sich mit menschlicher DNA beschäftigen.

Ergebnisoffene Diskussion

Die Diskussion sollte ergebnisoffen geführt werden, auch in dem Bewusstsein, dass eine negative Antwort auf die Frage nach der Nützlichkeit einer solchen Sammlung in der heutigen Welt unweigerlich das Problem hervobringt, wie in Zukunft mit ihr umgegangen werden soll. Bei den Fragen der Rückführung taucht aber zwangsläufig auch die Frage einer eindeutigen Provenienz jedes einzelnen Individuums auf. Auch dieser wichtige Aspekt sollte von physisch-anthropologischer, genetischer und ethnographischer Seite beleuchtet werden. Die internationale Konferenz findet von 27. bis 28. März 2025 im PETRI Berlin, Gertraudenstraße 8, 10178 Berlin statt.