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Karl Friedrich Schinkel, Die Zauberflöte, Oper von Wolfgang Amadeus Mozart, Entwurf zur Dekoration, Die Sternenhalle der Königin der Nacht, Detail / Bildnachweis: Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Jörg P. Anders

Karl Friedrich Schinkel, Die Zauberflöte, Oper von Wolfgang Amadeus Mozart, Entwurf zur Dekoration, Die Sternenhalle der Königin der Nacht, Detail / Bildnachweis: Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Jörg P. Anders

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Der Ilchanidische Sommerpalast auf dem „Thron des Salomon“ (Tacht-e Soleyman, Iran): Persisch-chinesische Bildwelten

Der Sommerpalast auf dem Tacht-e Soleyman markiert nach der Zerschlagung des Abbasidenkalifats und den massiven Zerstörungen durch Dschinghis Khan und seine Erben den Beginn einer neuen Blüte. Der Palast seines Urenkels Abaqa, erbaut ab 1270 in einer spektakulären Naturlandschaft auf den Ruinen eines sasanidischen Feuertempels, ist das Paradebeispiel der transkulturellen Vielfalt dieser Zeit. Er illustriert wie kein anderes Bauwerk das Zusammentreffen klassisch iranischer und sino-mongolischer Traditionen: Neben Drachen und Phoenixen, den Symbolen des chinesischen Kaiserpaares, schmückten Fliesen mit persischen Gedichten, Geschichten und Gestalten aus dem Schahname seine Wände. An keinem anderen Bau ist diese neue Bildwelt so plakativ und vielfältig in ihrem direkten räumlichen Kontext rekonstruierbar.

Im Rahmen des Projekts erforschen verschiedene Fachwissenschaftler*innen die Funktion der Anlage und die Intention ihres Bildprogramms: Warum finanzierte der Herrscher neben dem Ausbau von Tabriz zur neuen Hauptstadt einen so aufwändigen Bau an einem so abgelegenen Ort, den er selbst aufgrund seiner noch mobilen Hofhaltung und nomadischen Lebensweise höchst selten besuchte?

Auch die aktuell wiederbelebte Diskussion über die Rolle und Bedeutung politischer Herrschaft für Prozesse wie kulturelle Aneignung, Adaption und Transformation wird aufgegriffen, anhand des Baus kontextualisiert und um grundlegende Aspekte erweitert – waren der Bau und sein Bildprogramm ein schöner, aber bedeutungsfreier Hintergrund oder an ein multikulturelles Publikum gerichtete visuelle Botschaften?

Fliesen als kulturelles Erbe: Provenienz und Wiederverwendung

Die Fliesen waren so wertvoll, dass sie nach Aufgabe des Palastes im 14. Jahrhundert demontiert und in anderen, heute verlorenen Bauten wiederverwendet wurden. Einige gelangten in religiöse Bauwerke und von dort im späten 19. Jahrhundert in den Kunsthandel und in Museen und Sammlungen in aller Welt. Sie werden meist dem „Tacht-e Soleyman“ zugeschrieben, aber stammen sie wirklich aus dem Sommerpalast und nicht aus einem anderen Bauprogramm?

Wo wurden die tausenden komplexen Lüster- und Ladschvardinafliesen, eine Neuerfindung ihrer Zeit, überhaupt hergestellt? In der kleinen Werkstatt vor Ort oder in Kaschan, dem führenden, aber weit entfernten Produktionszentrum, welches gleichzeitig auch andere Bauvorhaben belieferte?

Finden sich Antworten auf diese Fragen in persischen und sino-mongolischen historischen, kunsthistorischen und archäologischen Quellen? Welche Aufschlüsse zu Werkstatt und Provenienz können archaeometrische und stilistische Analysen geben?

Berlin als Schlüsselort

Wichtige Grundlagen für die Aufarbeitung dieser Themen liegen, abgesehen von dem Fundort selbst, in Berlin. Es sind zum einen die im Deutschen Archäologischen Institut (DAI) verwahrten Dokumente der von 1959 bis 1978 durchgeführten Ausgrabungen, zum anderen die etwa 5.000 Funde, darunter 1.200 Fliesenfragmente, die durch Fundteilung nach Berlin gelangten und vom DAI an das Museum für Islamische Kunst überwiesen wurden. Sie werden ergänzt durch die Bestände der Islamischen Abteilung des Iran Bastan Museums in Teheran

Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Verbindet sich am Tacht-e Soleyman die persische Kulturgeschichte mit dem Erbe der Alten Könige und der Kunst sino-mongolischer Nomaden, so bringt das Projekt innerhalb der Stiftung Preußischer Kulturbesitz das Rathgen-Forschungslabor, die Sammlungen im Humboldt Forum und den reichen Bestand illustrierter Buchkunst und Handschriften der Orientabteilung der Staatsbibliothek zusammen und bindet, über das DAI und die Partner in Iran hinaus, verschiedene Fachwissenschaftler*innen ein.

Mit Abschluss des Projekts sollen die Dokumente, Funde und Ergebnisse öffentlich zugänglich gemacht werden.


Projektleitung: Ute Franke
Projektteam: PD Dr. Ute Franke, Antonia Naase, Dr. Margaret Shortle, Dr. Jens Kröger (em.) vom Museum für Islamische Kunst; Dr. Judith Thomalsky, Dr. Dietrich Huff (em.) vom Deutschen Archäologischen Institut/Eurasien-Abteilung, Aussenstelle Teheran+Teheran Archiv; Prof. Dr. Birgitt Hoffmann (em.), Institut für Iranistik, Universität Bamberg; Prof. Dr. Tomoko Masuya, Institute for Advanced Studies on Asia, University of Tokyo; Dr. St. Röhrs vom Rathgen-Forschungslabor der Staatlichen Museen zu Berlin; Prof. Dr. Parviz Holakooei, Head of the Central Laboratory & Research, Art University of Isfahan, Iran; Dr. John Hirx, Head of Objects Conservator, Los Angeles County Museum of Art
Kooperationspartner (Stand Januar 2024): Deutsches Archäologisches Institut/Eurasien-Abteilung, Aussenstelle Teheran und Teheran Archiv; Rathgen-Forschungslabor der Staatlichen Museen zu Berlin; Iran Bastan Museum, Teheran, Dept. of Islamic Art
Projektträger: Museum für Islamische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Förderung: Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und Stiftung Preußischer Kulturbesitz
Laufzeit: Dezember 2023 bis Dezember 2025