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Vermittlung von archäologischer Forschung im Museum anhand der Architekturtraditionen in sasanidischer und islamischer Zeit
Ktesiphon liegt 32 Kilometer südlich von Bagdad, direkt neben der alten seleukidischen Hauptstadt Seleukia. Der bereits in hellenistischer Zeit besiedelte Ort wurde unter den Sasaniden zur Hauptstadt ausgebaut. 637 fiel die Stadt an die Araber, die sie aufgrund der Topographie als al-madā’en (die Städte) bezeichneten. Das alte Ktesiphon blieb zunächst Sitz eines Gouverneurs, verlor aber nach der Gründung Bagdads (762 n. Chr.) rasch an Bedeutung. Die berühmten Überreste des großen Palastbezirks mit dem großen Iwan (Taq-e Kisra) sind über Jahrhunderte als Ikone des alten Irans im kollektiven Gedächtnis geblieben. Der Iwan, die frontal offene, überwölbte Audienzhalle, wurde in der islamischen Architektursprache zu einer der wichtigsten architektonischen Vokabeln.
Das Museum für Islamische Kunst (E. Kühnel), die Deutsche Orient-Gesellschaft (1928/29, E. Reuther) und das Metropolitan Museum of Art, New York (1931/32) waren an zwei Ausgrabungen beteiligt. Diese brachten im Stadtbezirk mehrere Iwane und Stuckdekor sowie zahlreiche weitere Funde in Häusern aus den spätsasanidischen und frühislamischen Siedlungsschichten zutage. Der Stuckdekor ist eine der Grundlagen für die späteren Entwicklungen in Samarra. Sie befinden sich heute hauptsächlich im Museum für Islamische Kunst und im Metropolitan Museum of Art in New York.
Das Projekt hat zum Ziel, adäquate Wege zur Vermittlung archäologischer Forschungsergebnisse für einen breiten Interessentenkreis zu erschließen. Angesichts der sich immer mehr spezialisierenden Forschung, interdisziplinärer Methoden und vielfach gefächerter Ergebnisse erfordert das Verständnis der so gewonnenen, hochspezialisierten Informationen ein immer größeres Vorwissen, das durch die interessierte Öffentlichkeit nicht mehr ohne Weiteres aufgebracht werden kann.
Anhand der Architekturfragmente aus Ktesiphon und verwandter Sammlungsbestände, die sich im Museum für Islamische Kunst befinden, wird exemplarisch der Weg von der Forschung am Objekt bis hin zur Vermittlung im musealen Kontext aufgezeigt. Dabei soll ein Best-Practice-Modell zwischen Forschung und Museum an einem konkreten Beispiel entwickelt werden.
Ein eng aufeinander abgestimmtes Forschungsprogramm verbindet die grundsätzliche Erschließung des Materials aus der Perspektive der Restaurierung und Konservierung mit der Frage nach dem Kontext, darzustellen über eine Visualisierung, und einer geeigneten Präsentationsform, die unter Mitwirkung eines Ausstellungsarchiteken und einer Museumsforscherin entsteht. Das Ziel der Zusammenarbeit ist die Konzeption einer Ausstellung, in der die Objekte präsentiert und die oben genannten Aspekte thematisiert werden.
Kooperationspartner: Freie Universität Berlin, Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, Technische Universität Cottbus, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Projektleitung: Prof. Dr. Bernhard Graf, Institut für Museumsforschung; Prof. M. Knaut, Studiengang Konservierung und Restaurierung/Grabungstechnik, HTW Berlin; Prof. D. Lengyel, TU Cottbus, Lehrstuhl Darstellungslehre; Dr. St. Weber, Direktor, Museum für Islamische Kunst
Projektmitarbeiter: Lori Steinmüller (Restauratorin), Christine Gerbich (Museumsforscherin), Youssef El-Khoury (Bauforscher)
Wissenschaftliche Mitarbeiter: Dr. Jens Kröger, PD Dr. Ute Franke, Stellvertretende Direktorin, Museum für Islamische Kunst , Stephanie Fischer, Restauratorin, Museum für Islamische Kunst; C. Toulouse, BTU Cottbus
Projektträger: DFG Deutsche Forschungsgemeinschaft, Topoi Research Project C-3-6
Laufzeit: November 2012 bis 2016